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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Immobilie an bekannten Investor verkauft Steht Hamburgs schönste Apotheke vor dem Aus?
Die Mietverträge sind gekündigt, doch der neue Besitzer ist nicht zu erreichen. Muss eine Hamburger Apothekeninstitution bald schließen?
Was wird aus "Roth's alter englischer Apotheke" am Jungfernstieg? Es gibt sie bereits seit dem 18. Jahrhundert, das Geschäft ist für seine antike Einrichtung bekannt. Selbst Reiseführer raten Touristen, einmal vorbeizuschauen.
Doch das Haus in bester Lage am Jungfernstieg wurde offenbar verkauft. Der neue Besitzer ist die "Hamburg Jungfernstieg 48 Immobilien GbR", die den Mietvertrag für die Apotheke bereits gekündigt hat. Apothekeninhaber Rüdiger Bettin ist entsprechend beunruhigt.
Das Haus haben zwei Manager des Signa-Imperiums gekauft
Geschäftsführer der Besitzerfirma sind Timo Herzberg und Tobias Sauerbier, wie t-online Recherchen bei Northdata.de, einem Wirtschaftsinformationsdienst, belegen. Herzberg und Sauerbier sitzen auch im Vorstand der Signa Prime Selection.
Die gehört zum Firmengeflecht des österreichischen Immobilieninvestors René Benko. Er ist in Hamburg umstritten, hat vor einiger Zeit Karstadt gekauft, wickelt dort jetzt viele Filialen ab. Benko baut zudem das viel diskutierte Riesenhochhaus "Elbtower" in der Hafencity.
Was die Signa-Manager Herzberg und Sauerbier mit dem Haus vorhaben und warum der Vertrag mit Apotheker Bettin gekündigt wurde, ist nicht klar. Die Besitzer des Hauses waren nicht zu erreichen. Auch Familie Bettin rätselt. "Gesprächsversuche unseres Mietanwalts werden konsequent nicht beantwortet", zitiert die "Hamburger Morgenpost" Bettins Ehefrau Angela.
Die Linke fordert, "Benko einzufangen"
Das Haus einfach abreißen und dort neu bauen, können die Signa-Manager nicht. Die Immobilie steht unter Denkmalschutz. Eine neue Apotheke dort hineinzusetzen und die Miete entsprechend zu erhöhen, wäre aber schon möglich. Es wäre das Aus für eine der ältesten Apotheken Hamburgs und der sicherlich schönsten.
Mittlerweile ist auch die Hamburger Politik alarmiert. Der Verkauf an Mitarbeiter der Benko-Gruppe sei ein weiterer Baustein für eine Benko-City, so Heike Sudmann, die stellvertretende Fraktionschefin der Linken in der Hamburger Bürgerschaft.
Sie fordert: "Der Senat muss die wenigen Instrumente, die er hat, nutzen, um Benko einzufangen. Dazu gehört ein besonderes Vorkaufsrecht für die Hamburger Innenstadt sowie die Verweigerung jeglicher Extra-Baurechte für Benko."
Apotheker Bettin muss derweil weiter um seine Existenz bangen.
- mopo.de: Allen Mietern gekündigt: Was hat der Elbtower-Investor mit diesem City-Altbau vor?
- northdata.de
- Eigene Recherchen
- Pressemitteilung der Linksfraktion in der Hamburger Bürgerschaft