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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Reeperbahn, Hafen oder HSV-Stadion? Wo in Hamburg Kiffen erlaubt wird – und wo nicht
Cannabis in der Öffentlichkeit zu konsumieren, ist bald legal – zumindest in bestimmten Zonen. Eine Karte zeigt, wo dann der Konsum in Hamburg möglich ist.
Der Weg für die teilweise Legalisierung von Cannabis in Deutschland ist nach jahrzehntelangen Diskussionen frei. Doch nicht überall: Wer öffentlich in Hamburg öffentlich einen Joint rauchen will, muss Regeln beachten. Denn an bestimmten Orten soll Cannabis verboten bleiben – um Kinder und Jugendliche zu schützen.
Am Freitag hat der Bundesrat den Weg für eine teilweise Legalisierung von Cannabis in Deutschland freigemacht. Damit wird der Besitz und der Anbau der Droge zum 1. April für Volljährige mit Vorgaben erlaubt werden.
Dann darf an vielen öffentlichen Orten Cannabis geraucht werden. Doch es gibt Einschränkungen: In einem Radius von 100 Metern rund um Schulen, Kitas, Spielplätzen und öffentlichen Sportstätten ist der Konsum etwa verboten, ebenso wie in Fußgängerzonen zwischen 7 und 20 Uhr und in "unmittelbarer Gegenwart" von Jugendlichen.
Bubatzkarte kann Fehler enthalten
Die Karten illustrieren zwar Risikogebiete, definiert aber keine offiziellen Sperrbezirke. Sie zeigt, wo Einschränkungen im Hinblick auf ein mögliches Konsumverbot vermehrt auftreten könnten. Die zugrunde liegenden Daten stammen von Open Street Map (OSM) und umfassen Informationen zu Kindertagesstätten, Schulen, Jugendclubs, Spielplätzen und Sportanlagen in der Bundesrepublik mit Stand vom März 2024.
Diese Angaben können lückenhaft oder veraltet sein. In die Berechnung fließt lediglich der Radius von 100 Metern ein; Faktoren wie die tatsächliche Sichtbarkeit um den Zugang zu den jeweiligen Einrichtungen bleiben unberücksichtigt. Für das tatsächliche Verbot des Cannabiskonsums sind die Sichtverhältnisse sowie die situativen Bedingungen vor Ort ausschlaggebend.
Die "Bubatzkarte": Wo darf man einen Joint rauchen?
Wie viel Fläche bleibt dann in dicht besiedelten Städten wie Hamburg noch übrig, auf der sich Konsumenten sorglos einen Joint anzünden können? Enthusiastische Cannabis-Fans haben im Internet eine "Bubatzkarte" veröffentlicht. Sie zeigt mögliche Verbotszonen und jene Bereiche, wo das Rauchen von Cannabis zukünftig toleriert wird.
Danach aber dürfte man es sich am Rathausmarkt oder am Jungfernstieg an der Binnenalster bequem machen und einen Joint rauchen. Besonders in diesen Randzeiten böte die Hamburger Innenstadt viele interessante Orte, an denen man ungeniert öffentlich Marihuana konsumieren dürfte. Damit dürfte auch die Graskellerbrücke ihrem Namen alle Ehre machen.
Vor der Hafenrundfahrt noch "einen durchziehen"?
Die Landungsbrücken mit Blick auf den pulsierenden Hafen in Hamburg sind besonders bei Touristen beliebt. An milden Sommerabenden könnten sie mit der Legalisierung zu einem entspannten Treffpunkt für Cannabis-Konsumenten werden. Zwischen den ankommenden und abfahrenden Schiffen, den Seemöwen, die über den Köpfen der Menschen kreisen, und dem fernen Klang von Straßenmusikern könnte sich dann zusätzlich der Geruch von Cannabis ausbreiten.
- Zoff ums Cannabisgesetz: Staatsanwaltschaft reagiert auf Medienbericht – und irritiert
Apropos Hafen: Auch in der historischen Speicherstadt, wo einst Waren aus aller Welt gelagert wurden, dürfte laut dem Gesetzentwurf Cannabis größtenteils öffentlich konsumiert werden. Amsterdam-Feeling also dort, wo es früher vor allem nach Gewürzen und Kaffee roch? Cannabis-affinen Touristen, die anschließend im Miniaturwunderland oder in der Erlebnisausstellung "Dialog im Dunkeln" auf Entdeckungsreise gehen wollen, dürfte der Gedanke daran gefallen.
Was bedeutet "Bubatz"?
"Bubatz" steht in der Jugendsprache für Cannabis und für Joints. Zuletzt nutzte den Begriff auch die Bundesregierung in einer Kampagne im Rahmen der Cannabis-Legalisierung. In einem Social Media Post veröffentlichte sie den Satz "Bubatz wird legal" und sorgte damit für Kritik.
HSV-Fans dürften auf dem Weg zum Stadion ebenfalls noch Cannabis konsumieren. Aber nicht innerhalb des Stadions. Das gilt nämlich als öffentlich zugängliche Sportstätte und fällt damit in den Sperrbereich. Im Umfeld des Stadions schränkt zudem die Kindertagesstätte "Im Volkspark" den Konsum mit einem 100-Meter-Verbotsradius ein. Somit blieben für den Konsum in unmittelbarer Nähe vor allem der Norden und Osten des Stadions. Der Bereich um die Barclays-Arena wäre künftig von dem Verbot ausgenommen.
Und was ist mit Kiffen an der Reeperbahn?
Auch auf St. Pauli gibt es viele rote Bereiche. Dazu zählen auch Teile der Großen Freiheit, des Hamburger Bergs und der Hans-Albers-Platz. Vor der Davidwache darf dagegen geraucht werden. Anders als der Bereich des HSV-Stadions wäre der Bereich um das Millerntor-Stadion vom FC St. Pauli ebenfalls von dem Sperrbereich betroffen. Die berufliche Schule St. Pauli liegt direkt nebenan.
Welche Bereiche in Hamburg im Falle einer Zustimmung zum aktuellen Gesetzesentwurf noch zugelassen oder verboten sein könnten, sehen Sie online in der "Bubatzkarte".
- bubatzkarte.kowelenz.social: Website der Bubatzkarte (abgerufen am 14. März 2024)
- bundesrat.de: Gesetzentwurf der Bundesregierung, Drucksache 92/24
- cantourage.com: Pressemitteilung vom 28. September 2023
- Eigene Recherche