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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Antisemitismus-Vorwürfe Studierende wollen Richard David Precht loswerden
Wird es jetzt richtig eng für den Philosophen Richard David Precht? Die Kritik an seinen Äußerungen ebbt nicht ab. Eine langjährige Professur steht auf dem Spiel.
Der Fernsehphilosoph Richard David Precht steht wegen seiner antisemitischen Stereotype weiter in der Kritik – und es drohen möglicherweise weitere Konsequenzen. Auf einem Literaturfest in Köln ist er nicht mehr erwünscht und womöglich auch bald an einer Universität, an der er seit mehr als zehn Jahren eine Honorarprofessur innehat.
Zumindest bauen die Studierenden der Leuphana Universität in Lüneburg jetzt Druck auf. Das Studierenden-Parlament hat einen Beschluss zu Precht verfasst, der es in sich hat: Darin werden die Universitätsleitung und die zuständigen akademischen Gremien aufgefordert, "jegliche Kooperation mit Richard David Precht mit sofortiger Wirkung zu beenden".
Studis fordern: Uni soll nichts mehr mit Precht zu tun haben
Das beinhalte nach Ansicht der Studierenden den Widerruf der Honorarprofessur, die Precht seit 2011 innehat. Auch zukünftige Lehraufträge sollen ausgeschlossen werden. Man fordere eine schnellstmögliche und öffentliche Stellungnahme in der Sache. Noch gibt es keine öffentliche Reaktion der Uni auf die Mitteilung der Studierenden vom Donnerstag. Die Pressestelle war für t-online zunächst nicht zu erreichen.
Die Studierenden verurteilen in der Stellungnahme die "vergangenen problematischen Äußerungen von Richard David Precht, welche zuletzt in den zutiefst antisemitischen Äußerungen (...) gipfelten". Als Studierendenschaft stelle man sich klar gegen jeden Antisemitismus.
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Precht ist seit 2011 als Honorarprofessor am Institut für Philosophie und Kunstwissenschaft der Leuphana Uni tätig und dort "mit der Vermittlung philosophischer Inhalte an eine breitere Öffentlichkeit beschäftigt", heißt es auf der Webseite der Uni. Außerdem sei er für die "Utopie-Konferenzen an der Leuphana" verantwortlich und beteilige sich an der "Interaktion zwischen Universität und Gesellschaft".
Kritik an Precht – das sind die Hintergründe
Ihm wurde nach einer Podcast-Folge mit Markus Lanz vom 13. Oktober Antisemitismus vorgeworfen. Precht sagte darin unter anderem, dass es orthodoxen Juden aufgrund ihrer Religion verboten sei, zu arbeiten. "Ein paar Sachen wie Diamanthandel und ein paar Finanzgeschäfte ausgenommen", so der 58-Jährige. Das ZDF entfernte die entsprechende Passage anschließend aus dem Podcast.
Scharfe Kritik kam unter anderem von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Precht selbst sagte in einem nachträglich eingefügten Statement vor der Folge, dass eine Formulierung gefallen sei, die Anstoß erregt und zu Kritik geführt habe. "Das möchten wir natürlich nicht und das bedauern wir auch sehr, dass das so ist. Zumal es nicht ansatzweise irgendwie so gemeint gewesen ist, wie es aufgefasst wurde."
- instagram.com: Student*innenparlament Lüneburg
- leuphana.de: Profil von Richard David Precht
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa