Innenstadt betroffen Signas Geisterbaustellen: Verkommt Hamburg zur Bauruine?
Das Immobilienunternehmen Signa hat angekündigt, den Bau am Elbtower vorerst zu stoppen. Es ist nicht das einzige Projekt, das nun brachliegt.
Am Elbtower herrscht Stillstand: Der Baustopp hat bei der Hamburger Politik und darüber hinaus für Entsetzen gesorgt. Nicht geleistete Zahlungen an die von Signa engagierten Bauunternehmen sollen der Grund für den Baustopp sein, wie mehrere Medien berichten. Es ist nicht das einzige Signa-Projekt, das nun unter den finanziellen Schwierigkeiten des Immobilienkonzerns leidet. Gleich zwei weitere Großprojekte in der Hansestadt drohen zu Geisterbaustellen zu mutieren – und die befinden sich beide in der Innenstadt.
Wie jetzt das "Hamburger Abendblatt" berichtet, sollen auch die Arbeiten an den Flüggerhöfen direkt am Rödingsmarkt unterbrochen sein. Ende der vergangenen Woche hätte demnach das Bauunternehmen Max Hoffmann die Arbeiten auf der Baustelle eingestellt. "Solange wir das Geld nicht bekommen haben, werden wir dort nicht weiterarbeiten", sagte Geschäftsführer Christian Roggenbuck gegenüber dem Abendblatt.
Bezirksamt: Es gibt "ersten Kontakt" zum Bauherren
Hinzu kommt: Auch das Bauprojekt Gänsemarktpassage ist bereits vorzeitig unterbrochen worden. Auf rund 17.000 Quadratmetern sollen dort eigentlich Büros, Geschäfte und Wohnungen entstehen. Doch auch hier liegt die Großbaustelle mitten in der Hamburger Innenstadt brach.
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Und wie geht es jetzt weiter? Eine Sprecherin des Bezirksamt-Mitte erklärt gegenüber t-online, dass es bereits einen "ersten Kontakt" zum Bauherrn gebe. Besonders kurzfristig solle es jetzt vor allem für den blockierten Gehweg entlang des Gänsemarkts eine Lösung finden.
"Privater Bauherr ist besonders gefordert"
Weil es sich um private Bauvorhaben handelt, haben die Ämter und Behörden wenig Spielraum. Dem Bezirksamt-Mitte gehe es jetzt in erster Linie darum, Gespräche zu führen und auf diesem Weg gemeinsam Lösungen zu finden. Die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen verweist ebenfalls darauf, dass es sich um private Vorhaben handelt und die Baustellen daher grundsätzlich nicht in die Zuständigkeit fallen. Konkreter äußert sich die Behörde ausschließlich zur Baustelle des Elbtowers.
"Bei dem Bauvorhaben des Elbtowers handelt es sich um ein Projekt im Risiko des privaten Investors", sagt Karen Pein (SPD), Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen. "Die Stadt Hamburg erwartet, dass das Bauvorhaben entsprechend der im Kaufvertrag vereinbarten zeitlichen Fristen und qualitativen Merkmale fertiggestellt wird."
Stadt Hamburg droht mit Vertragsstrafen
Sollte ein baulicher Fortschritt des Elbtowers langfristig ausbleiben, droht Pein mit Vertragsstrafen und "im weiteren Verlauf Wiederkaufrechte" für die Stadt. Zu den Auswirkungen der Vielzahl an brachliegen Großbaustellen für die Innenstadt, will sich die Behörde auf t-online-Anfrage nicht positionieren.
Signa Real Estate gehört zur Signa-Holding des österreichischen Milliardärs René Benko, die in Deutschland auch als Eigentümer der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof bekannt ist.
- Telefonische Anfrage beim Bezirksamt-Mitte
- Telefonische Anfrage bei der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen
- abendblatt.de: "Nach Elbtower-Stopp: Bausenatorin droht mit Vertragsstrafen" (kostenpflichtig)
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa