Ausflugtipps bei Hamburg Paddeln im Burggraben: mit dem SUP durch Stade
Vor den Toren Hamburgs liegt Stade. Die Kleinstadt besticht mit einem Altstadtkern, der von Wasser umgeben ist. Und sich mit dem Kanu oder SUP erkunden lässt.
In Stade ist alles etwas ruhiger als in Hamburg. Das Wasser, der Fischmarkt, das Leben. Es sei denn, man macht es wie die Einheimischen und paddelt mit Tempo die Schwinge entlang. Stades Altstadt ist vollständig von Wasser umgeben – und ein guter Startpunkt für Aktivtouren auch für Touristen.
Später, um das Alte Land zu erkunden, werden wir allerdings umsatteln. Mit dem Fahrrad wird es durch Deutschland größtes Obstanbaugebiet gehen.
Doch zuerst aufs Wasser: Am alten Holzhafen, wo auch der SUP Club Stade zu Hause ist, kann man sich entscheiden: Fleetkahn, Kanu oder Kajak? Oder doch Stand-Up-Paddling? Wir entscheiden uns für das Board.
Christian Boldt, unser SUP-Trainer für heute, erklärt, wie man gut vorankommt: "Dabei taucht man das Paddelblatt vorne neben dem Brett ins Wasser und zieht es bis zu den Füßen durch", erklärt er. Rechts, links, rechts, links. Es dauert ein paar Paddelschläge, bis sich alle Tourteilnehmer daran gewöhnt haben. Noch kniend.
Ein paar Einheiten später bittet Boldt seine Gäste aufzustehen. Mehr oder weniger aufrecht gleiten wir nun in Zeitlupe den Burggraben entlang. Er ist Teil des Flüsschens Schwinge, die ihrerseits ein Seitenarm der Elbe ist.
Trimm-Dich-Pfad auf dem Wasser
Doch beim gemächlichen Paddeln bleibt es nicht: Boldt führt uns zum neuen "Fitness-Trail" von Stade, eine Art Trimm-Dich-Pfad auf dem Wasser, der aus 15 blauen Schildern mit bebilderten Übungen besteht.
Es gilt, über fünf Kilometer den Körper zu beherrschen - wenn man trocken bleiben möchte. Denn die Balance zu halten, während man etwa Burbees macht - eine Mischung auf Liegestütz und Strecksprung -, ist auf dem Brett ganz schön tricky. Etwas leichter: Kniebeugen mit 180-Grad-Drehung. Mal wackelt es mehr, mal weniger unter den Füßen.
"Je öfter man fährt, desto sicherer wird man auf dem Brett und kann die sportlichen Einheiten genießen", versichert Christian Boldt. So auch die Intervallstrecke bis zur Eisenbahnbrücke, wo das Grüppchen ziemlich Fahrt aufnimmt.
Es gibt in Stade aber auch weinrote Schilder – für die, die auf dem Wasser historischen Wissensdurst stillen wollen: Auch der "History-Trail" wurde jüngst eingerichtet.
Jede der 14 Stationen gibt einen Einblick in die Stader Geschichte. Dass etwa die Stadt zur Festung ausgebaut wurde, nachdem die Schweden um 1645 die Gegend erobert hatten. Zu sehen ist das heute noch anhand der Güldenstern- und Königsmarck-Bastion.
Unter einem die sanfte Strömung, über einem die historischen Baudenkmäler am Ufer. Dazwischen viel Grün. Zum Beispiel auf der Museumsinsel: Sie ist eines der ältesten frei zugänglichen Freilichtmuseen Deutschlands. Langweilig wird es nicht.
Wie Stade zur Hansestadt wurde
Die Schwinge gilt seit jeher als Lebensader von Stade. Ihr Wasser war der Grund für die frühe Ansiedlung von Menschen. Das mittelniederdeutsche Wort "Stade" bedeutet "Gestade" – Ufer beziehungsweise Anlegestelle für Schiffe. Seit dem 9. Jahrhundert handelt die Stadt mit Waren. 1267 trat sie der Hanse bei und wurde in europaweite Warenströme eingebunden.
Der alte Hansehafen am Fischmarkt mit seinem rekonstruierten Holztretkran erinnert an den Umschlagplatz in der Hansezeit. Hier wurden Koggen, große Handelsschiffe, entladen und die Waren verzollt, bevor sie ihre Reise antraten.
Das Museum Schwedenspeicher, ein ehemaliges Provianthaus der schwedischen Großmacht und einen Landgang wert, erzählt die Geschichte der Hanse. Besucher erfahren, dass Stade mit Salz aus Lüneburg handelte und über Braunschweig Erze bezog. Aber auch Getreide, Bier, Holz und später englische Tuche waren wichtige Handelsgüter der Stadt.
Nicht die ganze Altstadt kann mit Paddelstichen umrundet werden. Wer am Holzhafen startet, muss spätestens in Höhe des Kultur- und Tagungszentrums Stadeum umkehren. Spätestens zum Saisonstart 2025 aber soll am Backeltrog die Durchfahrt zum Hansehafen möglich sein.
Wer auf der Schwinge schon mal ins Alte Land paddeln möchte, bevor es für ausgedehntere Touren aufs Rad geht, steigt am besten an den Steganlagen Fred-Watzlawik-Weg oder Horststraße aufs Board.
Ab hier wird es noch grüner, und die Schwinge fließt so schwungvoll, wie es ihr Name vermuten lässt. Wendepunkt gängiger Touren ist die drei Kilometer außerhalb von Stades Altstadt in Groß Thun gelegene Burg Schwedenschanze inmitten idyllischer Natur.
Mit dem Rad ins Obstparadies
Umstieg aufs Fahrrad. Fernradwege wie der Elberadweg und der Nordseeküsten-Radweg führen an Stade vorbei ins Alte Land, das gegenüber dem Neuland seinen Namen der früheren Besiedlung in der Elbmarsch durch die Niederländer ab dem 12. Jahrhundert verdankt.
Und eine regionale Themenroute gibt es zu entdecken: die Obstroute. Auf der Strecke Buxtehude Richtung Jork zum Beispiel begleitet Gästeführer Gerd Palm die Radel-Touristen. Es geht vorbei an reetgedeckten Häusern und Fachwerk, das im Alten Land weiß gestrichen ist, durch das größte zusammenhängende Obstanbaugebiet Deutschlands.
Auf etwa 10.000 Hektar Gesamtanbaufläche werden an der Niederelbe Früchte kultiviert. Bereits 1312 wurden die ersten Obstbäume in der ehemaligen Schwemmregion des Flusses gepflanzt. Äpfel machen mit 90 Prozent immer noch den größten Teil des Obstanbaus aus, gefolgt von Süßkirschen, Birnen und Pflaumen. "Jeder dritte Apfel in Deutschland kommt heute aus dem Alten Land", sagt Palm.
Die Kirsch- und Apfelblüte im April und Mai zieht neben Radfahrern auch die Wanderer an. Und der Herbst bietet ein Farbenspiel, das sich vor dem amerikanischen Indian Summer nicht verstecken muss.
Für die besten Ausblicke über die Welt der bunten Obstbaumblätter bieten sich Spaziergänge entlang der Deiche von Schwinge, Lühe und Este, verrät Palm. Diese drei Flüsse durchziehen das Alte Land. Womit wir wieder beim Wasser wären, dem Lebenselixier der Region seit Jahrhunderten.
- Nachrichtenagentur dpa