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Altersheim für Alkoholiker: Hier in Hamburg ist Endstation für Ramona


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"Hier ist es warm"
Das Altersheim für Alkoholiker: Ramonas Endstation


Aktualisiert am 16.10.2024Lesedauer: 3 Min.
Ramona sitzt auf ihrem Bett in der Unterkunft: Alkoholkonsum ist für sie kein Thema mehr, aber für andere Menschen in dem Hamburger Heim.Vergrößern des Bildes
Ramona sitzt auf ihrem Bett in der Unterkunft: Alkoholkonsum ist für sie kein Thema mehr, aber für andere Menschen in dem Hamburger Heim. (Quelle: Martin Busche)

In einem Altenheim in Hamburg leben fast ausschließlich Alkoholiker. Eine Bewohnerin trinkt nicht. Über das Leben nach dem sozialen Abstieg.

137 Männer und Frauen leben in dem Heim am Rand der Stadt. Auch Ramona, 66, die in der DDR aufgewachsen ist und nur mit ihrem Vornamen angesprochen werden möchte. Im Heim trägt sie grau: Graues Shirt, graue Jogginghose, Schlappen. Das Leben hat Spuren hinterlassen.

Wie sie in das Heim gekommen ist, weiß sie gar nicht mehr genau, erzählt sie. Nur dass sie schon seit fünf Jahren hier wohnt, sich selbst darüber wundert, aber sich keinen besseren Ort als den hier für sich vorstellen kann.

Das Heim ist nicht gewöhnlich: Wer dort lebt, ist oder war schwerer Alkoholiker. "Hier sind die Leute nett zu mir, hier bin ich sicher, hier ist es warm", sagt Ramona. "Draußen", sie meint im echten Leben, "hatte ich viele Probleme". Drei bis vier Flaschen Wodka habe sie regelmäßig "geköpft" – in der Woche. Das sind, grob geschätzt, 30 bis 40 Gläser Wodka am Tag, jahrelang.

Alkohol als Alltag

Ihr Leben will sie trotzdem im Griff behalten haben, das glaubt sie zumindest. Sie habe den Haushalt gemacht, sei zur Arbeit gegangen, in einer Kinderkrippe. "Immer nüchtern", betont sie. Die Krippenleitung hätte mit der Kündigung gedroht, falls sie dort betrunken erschienen wäre. Das wollte sie auf jeden Fall vermeiden. Den Fehler wollte sie nicht noch einmal machen.

Ihre Tochter war nämlich schon weg. Weil die Mutter so viel trank, hatten die DDR-Behörden sie zu Pflegeeltern gebracht. Ihre Tochter sollte sogar zur Adoption freigegeben werden. Die Mutter wurde nicht gefragt, nur informiert. Dann kam die Wende, brachte Mutter und Tochter wieder zusammen und einen neuen Mann in ihr Leben. Gemeinsam zogen sie nach Hamburg. "Das war ein Fehler", glaubt Ramona heute. Der Mann hatte schnell "eine Jüngere", verließ sie deswegen. "Mit Männern hatte ich nie Glück", schimpft sie, die Trennung hat sie verletzt.

Ohne Mann, ohne die Freunde in der Heimat und das vertraute Umfeld, in einer fremden Stadt im Westen. Ramona hatte alles verloren, nur die Flasche mit dem Stoff gab ihr etwas Halt. Mit der Tochter hat sie zwar noch Kontakt, aber mittlerweile ist auch sie erwachsen, "geht deshalb ihre eigenen Wege". Ramona wäre wohl auf der Straße gelandet. Öjendorf war ihre letzte Chance.

Trockene Alkoholikerin zwischen Suchtkranken

Hier ist sie ein Exot, denn Ramona ist trocken, trinkt also nicht. Im Moment zumindest. Sie glaubt, dass das so bleibt. Pfleger Andreas Meyer ist da skeptisch, kennt seine Klientel, weiß, solch trockene Phasen sind meist nur eine Periode. Eine Operation will ihr die Augen geöffnet haben. "Wenn Sie nicht aufhören, bringt der Alkohol Sie um", hatte der Arzt bei der Entlassung gesagt. Das habe ihr zu denken gegeben. Von da an habe sie nicht mehr getrunken, erzählt sie. Von heute auf trocken.

Jetzt versucht sie, unter all den Alkoholikern ihr Ding zu machen: Hält sich raus, wenn die Bewohner im Suff streiten oder sich beschimpfen. Ist dabei, beim Essen, beim Spielen, beim Quatschen, aber nicht mittendrin. Doch der Alkohol ist überall. Auf den Nachttischen der Mitbewohner in ihrem Mehrbettzimmer stehen Flaschen. Im Flur haben Bewohner ihre Flasche immer dabei. Wer das will, kann hier ganz offen seiner Sucht nachgehen und tut das auch.

Und Ramona? Sie will sich nicht mehr betrinken, aber "der Bohnenlikör im Supermarkt schmeckt gut und die kleinen Flaschen passen auch gut in jede Tasche". Vielleicht probiere sie den mal aus, "könnte sein", sagt sie.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Ramona
  • Besuch des Altenheims in Hamburg-Öjendorf
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