Er verschwand im Bulgarien-Urlaub Vermisster Lars Mittank: Das Gefühl, das seiner Mama Hoffnung gibt
Zehn Jahre sind vergangen, seitdem Lars Mittank im Bulgarien-Urlaub verschwand. In diesem Jahr gewann der Vermisstenfall wieder an Aufmerksamkeit. Lars' Mutter erzählt, wo sie ihren Sohn vermutet – und was nach all der Zeit Hoffnung macht.
2014 verschwand der damals 28-jährige Lars Mittank im Bulgarien-Urlaub. Es sollten ein paar unbeschwerte Tage mit Freunden am Goldstrand in der Nähe von Varna werden – entspannen, feiern, am Strand liegen. Niemand konnte ahnen, dass Lars nicht nach Deutschland zurückkehren würde. Weder an seinen Wohnort Wilhelmshaven noch ins heimische Marne in Schleswig-Holstein.
Der Vermisstenfall wurde international bekannt, nachdem ein Überwachungsvideo veröffentlicht worden war: Es zeigt Lars Mittank, wie er panisch aus dem Flughafengebäude in Varna läuft und in einem Sonnenblumenfeld verschwindet. Es sind die letzten Aufnahmen, die den jungen Mann zeigen. Schon in den Tagen zuvor hatten sich beunruhigende Dinge ereignet, die mutmaßlich mit dem Verschwinden von Lars am 8. Juli 2014 zusammenhängen. Eine Ohrverletzung spielt dabei eine entscheidende Rolle. Lesen Sie hier mehr Details dazu.
Lars Mittank: Rund um das Verschwinden kursieren viele Theorien
Seitdem sind mehr als zehn Jahre vergangen. Zehn Jahre, in denen sich die verschiedensten Theorien rund um das mysteriöse Verschwinden entwickelt haben – von plausibel bis abstrus. Aber auch zehn Jahre voller Ungewissheit, in denen Lars' Angehörige die Hoffnung nicht aufgegeben haben, ihn irgendwann wieder in die Arme zu schließen. In diesem Jahr kam wieder Bewegung in den Fall.
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Zusammen mit dem Smoothie-Hersteller "true fruits" hat Lars' Mutter Sandra Mittank eine außergewöhnliche Aktion auf die Beine gestellt, die es so in Deutschland noch nie gegeben hat. Ein Foto des 28-Jährigen von damals und eines, wie er heute aussehen könnte, wurden zusammen mit der Vermisstenanzeige auf alle 0,75-Liter-Flaschen der Smoothies gedruckt. Über einen QR-Code gelangt man zu weiteren Informationen sowie der Möglichkeit, Hinweise zu Lars' Verschwinden zu geben.
Smoothie-Flaschen sollen noch einige Wochen verfügbar sein
Die Smoothie-Flaschen sind seit November in Supermärkten erhältlich und sollen auch noch mehrere Wochen im Handel bleiben. Das teilt eine Sprecherin von "true fruits" t-online mit. "In den letzten Wochen wurden bereits erste konkrete Hinweise gegeben, die nun von den Teams der Familien überprüft werden", sagt sie weiter. Auch der Vermisstenfall der damals fünfjährigen Inga Gehricke ist auf den Flaschen abgedruckt.
Sandra Mittank zeigt sich zufrieden und sehr dankbar für die Smoothie-Aktion. "Mit so viel positiver Resonanz habe ich persönlich nicht gerechnet, aber das liegt wohl daran, weil das nun das erste Mal so in Deutschland gemacht wurde und es keine vergleichbaren Dinge bisher gab", sagt sie t-online.
Einige Hinweise seien bislang eingegangen, auch direkt aus Bulgarien, wo Hinweisgeber Lars gesehen haben wollen. Jedoch seien keine Fotos mitgeliefert worden – und die brauche man, "um wenigstens die Wahrscheinlichkeit eingrenzen zu können", so Sandra Mittank.
Unbekannter veröffentlicht ominöses Buch zum Vermisstenfall
Doch die große Popularität des Vermisstenfalls hat auch Schattenseiten, die für Lars' Familie eine zusätzliche Belastung sind. Privatdetektiv Rainer, der die Familie seit Jahren bei der Suche unterstützt, erzählt t-online von einem ominösen Buch, das bei Amazon erhältlich ist.
Unter den Namen "Devil's Library" hat ein unbekannter Autor den Titel "Vanishing in Varna: The Mysterious Case of Lars Mittank" veröffentlicht. Im Klappentext heißt es: "Varna's charm hides a darkness. Will the truth behind Lars Mittank's disappearance resurface, or is he forever lost in the shadows?" (zu Deutsch: "Hinter Varnas Charme verbirgt sich eine Dunkelheit. Wird die Wahrheit hinter Lars Mittanks Verschwinden ans Licht kommen oder ist er für immer in den Schatten verloren?").
Das Buch enthalte nicht nur viele Falschinformationen, sondern bediene sich auch rechtswidrig an Fotos von Lars und stelle den tragischen Vermisstenfall als sensationelle Story dar. Der unbekannte Autor habe nie Kontakt zu Lars' Familie aufgenommen, erklärt der Privatdetektiv.
Das Buch, das bereits seit April 2024 verfügbar ist, wurde trotz zahlreicher Beschwerden bislang nicht aus dem Sortiment von Amazon genommen. Man gehe nun mit rechtlichen Mitteln dagegen vor, eine Klage gegen den Konzern sei in Vorbereitung. Der Privatdetektiv appelliert, das Buch keinesfalls zu kaufen, um so die Verbreitung von Falschinformationen zu stoppen. Eine Anfrage von t-online ließ Amazon bislang unbeantwortet.
"Ich mache mir jeden Tag Gedanken"
Sandra Mittank geht davon aus, dass ihr Sohn noch am Leben ist. Sie habe ein Gefühl, was sich nur schwer beschreiben lasse. "Ich mache mir jeden Tag Gedanken, wo er sein könnte, wenn er nicht mehr weiß, wer er ist, und er Gedächtnislücken hat. Es kann aber sein, dass Erinnerungen aus früheren Zeiten an Landschaften wie zum Beispiel Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Rügen oder Hamburg ihm vielleicht vertraut erscheinen und er sich dort im Verborgenen aufhält", sagt sie t-online.
Sie kann sich aber auch vorstellen, dass Lars immer noch in Bulgarien oder in einem anderen osteuropäischen Land ist – "weil da zum Teil viel mehr Landstriche nicht dicht besiedelt sind, wo man nicht so auffällt."
Nun, an Weihnachten, ist die Situation für Sandra Mittank besonders schwer. "Weihnachten ist die Zeit der Familie und des Innehaltens, früher eine sehr fröhliche Zeit mit der Familie. Es ist oft heute eine schwierige Zeit, wenn Familienmitglieder fehlen." Doch inmitten von Trauer und so vielen offenen Fragen rund um das Verschwinden ihres Sohnes bleibt eins: Hoffnung.
Hinweisgeber können sich weiterhin melden
"Die Hoffnung bleibt so lange, wie es keine Antworten gibt. Und die können positiv wie auch negativ sein. Es gibt ja nur, er lebt noch oder nicht. Und mit diesem muss man sich befassen und gefasst sein", sagt Sandra Mittank t-online.
Wer glaubt, einen Hinweis zum Verbleib von Lars Mittank zu haben, kann sich direkt an die Polizei in Itzehoe unter der Nummer 04821/6020, an jede andere Polizeidienststelle oder per E-Mail an findet_lars@web.de wenden. Hier finden Sie die offizielle Fahndungsseite des Bundeskriminalamts.
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