Lars Mittank in Bulgarien verschwunden: Welche Rolle spielt Cefzil 500?

Verhängnisvolles Medikament?

Vermisstenfall Lars Mittank: Diese Rolle spielt Cefzil 500

Vor 10 Jahren verschwand Lars Mittank im Bulgarien-Urlaub. In dem Vermisstenfall ist immer wieder von Cefzil 500 die Rede. Was hat das Antibiotikum mit Mittanks Schicksal zu tun?

Zu den mysteriösesten Vermisstenfällen gehört das Verschwinden von Lars Mittank aus Marne im Kreis Dithmarschen. Der damals 28-Jährige kehrte im Juli 2014 nicht aus dem Bulgarien-Urlaub mit seinen Freunden zurück. Lesen Sie hier mehr dazu.

Zu seinem Verschwinden kursieren die verschiedensten Theorien – dabei gerät immer wieder ein Medikament in den Fokus: Cefzil 500. Das Antibiotikum hat Lars Mittank in Bulgarien von einem Arzt verschrieben bekommen, nachdem er beim Feiern einen Schlag aufs Ohr und damit einen Trommelfellriss bekommen hatte. Eine zusätzliche Mittelohrentzündung sollte verhindert werden. Doch möglicherweise hat Cefzil 500 dem 28-Jährigen mehr geschadet als geholfen.

Lars Mittank fällt durch irrationales Verhalten auf

Denn kurz vor seinem Verschwinden fiel Lars Mittank durch irrationales Verhalten auf. Ein Überwachungsvideo vom Flughafen in Varna zeigt, wie er fluchtartig und "ohne ersichtlichen Grund" aus dem Behandlungsraum des Flughafenarztes rennt, teilt das Bundeskriminalamt mit. "Er ließ sein gesamtes Gepäck sowie sein Handy zurück."

Beim Arzt wollte er erneut sein Ohr untersuchen lassen, um den Rückflug antreten zu können. Auch der Mediziner bestätigte, dass Lars unruhig gewirkt habe.

Sandra Mittank erhält beunruhigende Anrufe und Nachrichten

Schon in der Nacht zuvor gingen bei Mittanks Mutter Sandra beunruhigende Nachrichten und Anrufe ein. Der 28-Jährige wirkte verängstigt, erzählte, dass ihm die Gegend, in der er sich aufhielt, Angst mache, und dass er von mehreren Männern verfolgt würde. Auch fragte er seine Mutter, was es mit dem verschriebenen Cefzil 500 auf sich hat.

Cefprozil ist ein Breitbandantibiotikum, das zur (vorsorglichen) Behandlung von bakteriellen Infektionen verwendet wird. Cefzil 500 ist der Handelsname. In Deutschland ist das Medikament nicht zugelassen. Es kann schwere Nebenwirkungen wie Psychosen verursachen, die laut Experten mit Lars Mittanks Verschwinden zu tun haben könnten.

Fachärzte empfinden Lars' Verhalten als auffällig

Eine Psychose als Nebenwirkung von Cefprozil sei selten, aber könne durch Alkohol und die Einnahme von weiteren Medikamenten beeinflusst werden, sagte Apothekerin Rada Pechliwanowa vom bulgarischen Apothekerverband in der Ausgabe von "Akteneichen XY... ungelöst" am 3. Juni 2015. Auch zwei Fachärzte meldeten sich und bezeichneten die Symptome von Lars als auffällig. Das Misstrauen und Wegrennen vor imaginären Verfolgern sprächen für eine Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis, hieß es.

Bei einer schizophrenen Psychose können Realitätsverlust, Wahnvorstellungen, Störungen des Denkens, der Sprache und der Gefühlswelt auftreten. Nicht ausgeschlossen also, dass diese Symptome zu weiteren verhängnisvollen Vorfällen geführt haben könnten. Das Schicksal von Lars Mittank bleibt auch 10 Jahre später ungewiss.

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Wer glaubt, Lars Mittank gesehen zu haben, inbesondere nach dem 7. Juli 2014, meldet sich bei der Polizei unter der Nummer 04821/6020.