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Klaus-Michael Kühne: HSV-Retter, Elbtower-Investor und umstrittenes NS-Erbe


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Elbtower, HSV, NS-Erbe
Die vielen Gesichter des Klaus-Michael Kühne


19.12.2024 - 13:24 UhrLesedauer: 3 Min.
Klaus-Michael Kühne und Frau Christine (Archivbild): Das Ehepaar lebt in der Schweiz, sorgt sich allerdings durchgehend um Hamburg.Vergrößern des Bildes
Klaus-Michael Kühne und Frau Christine (Archivbild): Das Ehepaar lebt in der Schweiz, sorgt sich allerdings durchgehend um Hamburg. (Quelle: IMAGO/Eventpress Fuhr)
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Klaus-Michael Kühne ist einer der reichsten Menschen der Welt. Der Multimilliardär lebt in der Schweiz, doch Hamburg ist ihm wichtig: Mal hilft er dem HSV, mal will er eine Oper bauen, mal den Elbtower retten. Nur die eigene Familiengeschichte lässt ihn verstummen.

Aus dem operativen Geschäft hat sich Klaus-Michael Kühne mit seinen 87 Jahren längst zurückgezogen. Dennoch hat sich der Multimilliardär, der über mehr als 40 Milliarden Dollar verfügen soll, nicht zur Ruhe gesetzt. Kühne ist immer noch umtriebig: Er investiert in neue Geschäftsfelder, macht sich Sorgen um "seinen" HSV, den Hamburger Hafen und um die Kulturlandschaft der Stadt.

Das Wort "Patriarch" beschreibt Kühne treffend: Der Hamburger steuert seine Geschäfte seit Jahrzehnten aus Schindellegi am Zürichsee in der Schweiz, hat dafür seine eigene Holding gegründet. Eigene Nachfahren gibt es nicht – dafür aber enge Vertraute wie den langjährigen Holdingchef Karl Gernandt. Wenn Kühne spricht, hören Politik und Wirtschaft in Hamburg genau zu – er macht von diesem Instrument regelmäßig Gebrauch.

Kühne macht Hamburg Geschenke – zu seinen Bedingungen

Jüngst machte Klaus-Michael Kühne Schlagzeilen mit der Ankündigung, sich am Weiterbau des Elbtowers zu beteiligen. Hamburg brauche solch einen Wolkenkratzer zwar nicht, doch den Rohbau könne die Stadt noch viel weniger gebrauchen. Also wolle er mit Hunderten Millionen Euro helfen, dieses nach eigenen Worten "düstere Kapitel" zu beenden. Dass er durch sein Investment bei der zusammengebrochenen Signa-Gruppe von René Benko nach eigenen Angaben 500 Millionen Euro mit dem Elbtower verloren hat? Geschenkt.

Mit weiteren 300 Millionen Euro würde Kühne außerdem gern eine neue Oper für Hamburg bauen – er ist selbst bekennender Opernfreund. Über seine Stiftung war der Multimilliardär bereits am Bau der Elbphilharmonie beteiligt und förderte den Betrieb anschließend mit weiteren Millionen. Wenn die Kühne-Stiftung hilft, dann dort, wo es den Interessen des Eigners nützt: Kühne hilft gern – zu seinen Bedingungen.

HSV: Klaus-Michael Kühne investiert mehr als 140 Millionen Euro

Und dann ist da noch die Liebe zum HSV: Seit 2010 hat Klaus-Michael Kühne mehr als 140 Millionen Euro in den Verein investiert, der seitdem vom Europa-League-Halbfinale ins obere Mittelfeld der Zweiten Liga getaumelt ist. Mit 13,5 Prozent ist Kühne größter Einzelaktionär des HSV, finanzierte jahrelang den Stadionnamen und half dabei, das Volksparkstadion fit für die EM im Sommer 2024 zu machen. So oft, wie der Wahlschweizer ankündigte, dem HSV kein Geld mehr zu geben, investierte er dann doch immer wieder – trotz regelmäßiger und deutlicher Kritik der HSV-Fans.

Ums Geld muss sich Klaus-Michael Kühne keine Sorgen machen: Allein der 30-Prozent-Anteil an Hapag-Lloyd spülte in den vergangenen Jahren mehrere Milliarden Euro auf sein Konto. 2023 belief sich die ausgezahlte Dividende Berichten zufolge auf rund 3,3 Milliarden Euro. Außerdem hält Kühne unter anderem 15 Prozent am Lufthansa-Konzern und 35 Prozent an Flixbus und Flixtrain.

Die Kühne Holding ist zudem mit 54,1 Prozent immer noch Mehrheitseigner von Kühne+Nagel, weitere 4,7 Prozent gehören der Kühne-Stiftung. 2023 erwirtschaftete der weltgrößte Logistikriese einen Reingewinn von rund 1,6 Milliarden Euro. In Hamburg gehört Klaus-Michael Kühne zusätzlich noch das Luxushotel "The Fontenay", das 2022 eine Bilanzsumme von 13,6 Millionen Euro vorlegte.

Kühne+Nagel arbeitet eigene NS-Verwicklung nicht auf

Klaus-Michael Kühne polarisiert, die Rolle als "stiller Mäzen" liegt ihm nicht. Nur ein Thema lässt den 87-Jährigen nahezu verstummen: die Geschichte von Kühne+Nagel unter dem NS-Regime. Mehrfach wurde das Unternehmen als "Musterbetrieb" ausgezeichnet.

Bei der sogenannten "M-Aktion" hatte Kühne+Nagel eine Schlüsselrolle: Aus rund 70.000 Wohnungen wurden die Besitztümer der in die Konzentrationslager deportierten jüdischen Bewohner ins Reich abtransportiert und als Schnäppchen unter die Deutschen gebracht. Das bedeutet: Kühne+Nagel war mehr oder weniger direkt in den Holocaust verstrickt – und profitierte davon.

Zum 125-jährigen Jubiläum ließ Kühne+Nagel 2015 eine umfassende Firmenchronik anfertigen. Die Jahre 1933 bis 1945 wurden darin äußerst knapp abgehandelt. "Wie andere Unternehmen, die bereits vor 1945 bestanden, war Kühne+Nagel in die Kriegswirtschaft eingebunden und musste in dunklen und schwierigen Zeiten seine Existenz behaupten", ließ man damals mitteilen. Eine Aufarbeitung der tatsächlichen Rolle innerhalb des Nationalsozialismus fand nicht statt – und wurde bis heute nicht vorgenommen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • t-online-Texte
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