hamburg.t-online - Nachrichten für Hamburg
Such Icon
hamburg.t-online - Nachrichten für Hamburg
Such IconE-Mail IconMenü Icon


Hamburg

Elbtower Hamburg: Prestigebau oder riskantes Projekt? "Keine Bereicherung"


Prestigebau oder Risiko?
"Die Hafencity hätte den Elbtower nicht gebraucht"

  • Markus Krause, Regio-Redakteur für Hamburg.
InterviewVon Markus Krause

20.12.2024Lesedauer: 3 Min.
Das Hamburger Immobilienunternehmen Becken hat sich den Zuschlag für den Elbtower gesichert.Vergrößern des Bildes
Baustelle Elbtower: Aktuell ist das Gebäude etwa 100 Meter hoch – 145 weitere Meter fehlen noch. (Quelle: IMAGO/Christian Ohde)
News folgen

Ist der Elbtower ein Gewinn für Hamburgs Skyline oder ein riskantes Prestigeobjekt? Ein Stadtplaner spricht im t-online-Interview über Chancen und Probleme.

Seit über einem Jahr ruht der Bau des Elbtowers in der Hamburger Hafencity – nun könnte das Projekt gerettet werden. Der Immobilienunternehmer Dieter Becken hat mit dem Insolvenzverwalter eine Exklusivvereinbarung geschlossen. Er will den Bau des geplanten 245 Meter hohen Turms vollenden, der als dritthöchstes Gebäude Deutschlands nicht nur Büros und eine Aussichtsplattform, sondern auch das neue Naturkundemuseum Hamburgs beherbergen soll.

Trotz der neuen Perspektiven bleibt das Projekt umstritten. Kritiker warnen vor wirtschaftlichen Risiken, städtebaulichen Herausforderungen und den Auswirkungen auf Hamburgs Skyline. Thomas Krüger von der HafenCity Universität Hamburg beleuchtet im t-online-Interview die Chancen und Probleme des Elbtowers sowie die Frage, ob Hamburg ein solches Wahrzeichen wirklich braucht.

t-online: Herr Krüger, welche Bedeutung hat der Elbtower für Hamburg?

Prof. Thomas Krüger: Der Elbtower ist von Anfang an umstritten gewesen, da er mit der bisherigen Bautradition der Stadt bricht. Rein städtebaulich stellt sich die Frage, ob so etwas an dieser Stelle überhaupt sein muss – vielleicht hätte die Hälfte der Höhe auch gereicht. Der Elbtower bringt zusätzlich eine erhebliche Menge an Büroflächen in eine Umgebung, die bisher nicht als lebendiges Quartier bekannt ist. Wir sind hier nicht in Manhattan mit vielfältiger Gastronomie und lebendigem Stadtleben, sondern es erinnert eher an eine Ansammlung von Großmietern, vergleichbar mit der City Nord.

Welche Herausforderungen sehen Sie beim Bau eines so hohen Gebäudes?

Je höher ein Gebäude, desto größer die Anforderungen, die an die Bau- und Sicherheitstechnik gestellt werden. Das macht jeden Quadratmeter teurer. Der Elbtower wird mehr als doppelt so hoch wie das Radisson Blu am Dammtor – das höchste Gebäude innenstadtnah. Der Standort bietet keine gewachsene urbane Qualität, sondern ist von Verkehr und einer Ansammlung von Großmietern geprägt. Das macht ihn für ein solches Prestigeprojekt riskant.

Welche Risiken bringt ein Projekt wie der Elbtower mit sich?

Der Elbtower ist ein enorm teures Projekt, und die wirtschaftliche Realisierung hängt von sehr hohen Mieten ab, die dauerhaft erzielt werden müssen. Das ist ein heißer Ritt. Es gibt fast keine Hochhäuser, die ohne deutliche öffentliche Beiträge oder erst nach Insolvenzen mit hohen Verlusten schließlich wirtschaftlich erfolgreich waren. Das Risiko liegt auch im Standort, der wenig Urbanität bietet und vor allem Großmieter anziehen wird. Für die Öffentlichkeit liegt das Risiko in dem dauerhaften Ausreißer aus der Stadtsilhouette, den viele zu Recht kritisch sehen.

Zur Person

Dr.-Ing. Thomas Krüger ist Professor für Projektentwicklung in der Stadtplanung an der HafenCity Universität Hamburg (HCU). Seine Arbeitsschwerpunkte liegen auf Stadt- und Immobilienentwicklung, Public Private Partnerships und digitalen Planungsinstrumenten. Zuvor leitete er die Konzeptentwicklung der LEG Schleswig-Holstein und forschte an der TU Hamburg-Harburg.

Ist ein Projekt dieser Größe und Art überhaupt hanseatisch?

Herr Kühne (Klaus-Michael Kühne, Anm. d. Red.) hat kürzlich gesagt, dass das Gebäude eigentlich zu hoch sei – und ich denke, er hat da den richtigen Riecher. Es sprengt den Maßstab, ohne die Stadtsilhouette positiv zu bereichern. Der Tower ist eher eine Geste oder ein Prestigeobjekt, also eher unhanseatisch im Auftritt, aber keine echte Bereicherung für Hamburg.

Was halten Sie davon, dass ein Naturkundemuseum Ankermieter sein soll?

Ein Naturkundemuseum passt aus meiner Sicht weder aufgrund der baulichen Voraussetzungen noch in die Standortlogik. Die Erdgeschosszonen solcher Großbauten sind üblicherweise für Gastronomie, Tagungen oder auch Luxus-Einzelhandel gedacht. Museen haben heute aber spezielle Anforderungen an Höhen, Raumaufteilung, Lichtverhältnisse und Lage, die im bereits gebauten Elbtower-Sockel vermutlich kaum zu realisieren sind. Zudem liegt der Standort nicht zentral genug. Wenn Hamburg das Museum als Bereicherung für Tourismus und Stadtleben versteht, wäre ein Standort in der klassischen Innenstadt deutlich besser geeignet.

Gibt es auch positive Aspekte am Elbtower?

Die Architektur ist durchaus schick. Der Tower könnte profitieren, wenn im östlichen Teil der Hafencity eine urbane Vielfalt entwickelt wird. Aber er selbst wird keine Urbanität erzeugen. Zumal er nur von Wasserflächen und lauten Verkehrsbändern umgeben ist. Aus stadtplanerischer Sicht hätte die Hafencity den Elbtower nicht gebraucht. Die Fachwelt in Hamburg war stets skeptisch bis ablehnend gegenüber dem Projekt. Die Politik hat sich von dieser solitären, etwas entrückten Schönheit verführen lassen.

Herr Krüger, vielen Dank für das Gespräch!

Verwendete Quellen
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



Telekom