Entwicklung in Hamburg Mobbing: Immer mehr Schüler suchen Hilfe
Mobbing an Schulen bleibt ein drängendes Problem. Jüngste Daten zeigen einen beunruhigenden Anstieg der Hilfsanfragen.
In Hamburger Schulen gehören Mobbing und Diskriminierung weiterhin zum Alltag. Die Anzahl der Fälle, in denen betroffene Schüler Hilfe suchten, ist gestiegen. Dies geht aus einer Antwort auf eine Anfrage der Linksfraktion an den Senat hervor.
Im Schuljahr 2023/24 verzeichnete die Beratungsstelle Gewaltprävention 124 Anfragen zu Mobbing-Fällen – eine Steigerung von 63 Prozent im Vergleich zum Schuljahr 2019/20.
Berichte aus den Schulen deuten jedoch darauf hin, dass diese Zahlen nur einen Bruchteil des tatsächlichen Problems darstellen. Daher fordert die Linke in Hamburg eine umfassendere und zentralisierte Datenerhebung, die momentan nicht existiert.
Deutschland bei Mobbing im OECD-Mittel
Eine der wenigen aktuellen Datenquellen zum Mobbing an Schulen ist die Pisa-Studie 2022 der OECD. Demnach berichten rund 21 Prozent der 15-jährigen Schülerinnen und Schüler, mindestens einige Male das Ziel von Mobbing gewesen zu sein. Deutschland liegt damit im OECD-Durchschnitt.
Auf Anfrage von t-online zur aktuellen Datenlage räumt die Hamburger Behörde ein: "Die jeweiligen Dokumentationsformate unterscheiden sich, sodass eine Zusammenführung komplex wäre." Sie betont aber: "Jeder Einzelfall wird sachgerecht bearbeitet."
Blinder Fleck: Diskriminierendes Verhalten von Lehrkräften
Ein weiteres Problem betrifft diskriminierendes Verhalten von Lehrkräften gegenüber Schülern. Laut Senat müsse dienstliches Fehlverhalten durch die Schulleitung korrigiert oder geahndet werden. Für das Schuljahr 2023/24 sind lediglich 22 Fälle dokumentiert.
Die Antworten auf die Anfragen der Linksfraktion verdeutlichen auch, dass schulinterne Beratungslehrer bisher die Hauptansprechpartner für Schüler bei Mobbing und Diskriminierung sind.
Linke: "Beratungslehrer sind keine ausreichende Anlaufstelle"
Sabine Boeddinghaus, bildungspolitische Sprecherin der Linken in der Bürgerschaft, betont: "Beratungslehrer sind keine ausreichende Anlaufstelle, insbesondere bei Konflikten zwischen Schülern und Lehrkräften, da sie selbst Teil des Kollegiums sind."
Die Partei hat einen Antrag in die Bürgerschaftssitzung eingebracht. Sie fordert neben einer zentralen Datenerhebung auch ein unabhängiges Beratungs- und Unterstützungsangebot in allen sieben Hamburger Bezirken, das speziell auf die Bedürfnisse der Schüler eingeht.
- Pressemitteilung der Hamburger Linksfraktion vom 15. Januar 2025
- Anfrage per Mail bei der Hamburger Schulbehörde
- buergerschaft-hh.de: Antrag der Linken, Drucksache 22/17391 (abgerufen am 17. Januar 2025)
- hamburgische-buergerschaft.de: Tagesordnung der Bürgerschaft, Mittwoch, 15. Januar 2025 (abgerufen am 17. Januar 2025)
- buergerschaft-hh.de: Schriftliche Kleine Anfrage, Drucksache 22/15841 (abgerufen am 17. Januar 2025)
- buergerschaft-hh.de: Schriftliche Kleine Anfrage, Drucksache 22/16404 (abgerufen am 17. Januar 2025)