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Hamburg

Lüneburger Heide: Generationenwechsel bedroht traditionelle Kutschfahrten


Zwischen Pferden und Bullis
Lüneburger Heide: Kutschfahrten kämpfen ums Überleben

Von t-online, dpa
21.04.2025 - 09:24 UhrLesedauer: 3 Min.
Pferdekutschfahrt in der Lüneburger HeideVergrößern des Bildes
Lüneburger Heide: Eine Kutschfahrt gehörte früher einfach dazu, doch den Kutschern fehlt der Nachwuchs. (Quelle: imago stock&people/imago)
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Die Lüneburger Heide lockt Besucher mit idyllischen Kutschfahrten und nostalgischen Bulli-Touren. Doch der Generationenwechsel stellt traditionelle Angebote vor Herausforderungen.

Die Sonne schaut langsam wieder zwischen den Wolken hervor und für viele Norddeutsche bedeutet das einen Ausflug in die Lüneburger Heide. Nicht nur das Wandern durch die Heide bietet sich bei schönem Wetter an, auch eine gemütliche, leicht holprige Kutschfahrt durch die Natur steht auf dem Plan vieler Besucher.

Doch das vertraute Bild verändert sich – viele der traditionellen Kutscher erreichen das Rentenalter, an den bekannten Einstiegsstellen warten nur noch wenige Gespanne. Immer weniger üben den saisonalen Beruf noch in Vollzeit aus. Doch eine fährt bewusst gegen den Trend.

Von der Sozialpädagogin zur Kutscherin

Britta Alpers aus dem kleinen Ort Döhle in der Gemeinde Egestorf blickte im vergangenen Jahr auf 30 Jahre als Kutschführerin zurück – mit zwei Pferden vor sich und Touristengruppen im Gepäck. Bereits 2018 hängte sie ihren Job als Sozialpädagogin im Kindergarten an den Nagel, um sich ganz ihrer Leidenschaft zu widmen.

Heute lenken vier Alt-Oldenburger Warmblüter zwei Gespanne und eine Hochzeitskutsche durch die Heide – im Wechsel und mit viel Hingabe. "Meine Pferde haben eine Drei-Tage-Woche, sie bekommen auch alle eine Mittagspause um zu fressen", erzählt die 57-Jährige lächelnd auf ihrem Kutschbock. Sie fährt Familien und viele Senioren, die nicht mehr gut zu Fuß sind, über hügelige Wege an Orte wie das autofreie Heidedorf Wilsede.

Kunststoffeisen für Pferdehufe

Mit feinem Gespür lenkt sie die sechsjährige Bella und den ein Jahr jüngeren Bommel über das Kopfsteinpflaster in Richtung Naturschutzgebiet. Das Geklapper ist leise. Warum, erklärt sie ihren Gästen bei ihrer morgendlich frischen Frühlingsausfahrt: "Die Pferde haben Kunststoffeisen unter den Hufen, das ist gelenkschonender. Und sie rutschen auf dem Kopfsteinpflaster in der Heide nicht weg."

Überhaupt ist Alpers im ständigen Austausch mit Physiotherapeuten und Ärzten zur Gesundheit ihrer Schützlinge. Bella ist erst seit Kurzem wieder voll belastbar. Eine orthopädische Schiefstellung ließ sie unrund laufen. Mit Aquatraining auf einem Spezialhof in der Nähe wurde die Muskulatur aufgebaut, eine Physiotherapeutin lockerte zudem Blockaden. "Mir ist das Tierwohl unglaublich wichtig", betont die Pferdewirtin.

Alpers fährt fast ausschließlich vorgebuchte Touren und ist besonders zur Heideblüte im Hochsommer voll ausgelastet. Dennoch wird das Angebot in der Heide immer kleiner: "Wir werden von Jahr zu Jahr weniger, die Alten hören auf und finden keine Nachfolger."

Heidebulli-Touren im Oldtimer

Touren zur Entschleunigung bieten auch Antje und Arne Soetebier entlang des Naturschutzgebietes an. Das Besondere: in Nostalgie-Bullis mit 48 PS und ohne Antiblockiersystem (ABS) fährt das Heidebulli-Team über die Landstraßen. Im Mai wird das Zwei-Personen-Unternehmen fünf Jahre alt. "Wir haben trotz Corona das Beste daraus gemacht", sagt Soetebier, der in seinem Hauptberuf als Produktionsingenieur im Flugzeugbau vom Wohnort Eyendorf an der A7 nach Hamburg pendelt.

Am Wochenende lenkt er die liebevoll nach den Großeltern des Ehepaars benannten Bullis Frieda, Hilde, Karl oder Oskar. Die Heidschnuckentour von Undeloh über 85 Kilometer dauert 2,5 Stunden – an vielen markanten Punkten wird gehalten. Die Oldtimer dürfen die geschützten Waldwege nicht befahren. "Wir wollen, dass die Menschen die Natur wahrnehmen und sie animieren wiederzukommen", sagt der Ingenieur.

Fotoshooting in der Heide

Auf die Geschäftsidee kam das Paar, weil Oskar – Baujahr 1969 – immer öfter als Hochzeitsfahrzeug angefragt wurde. Platz ist auf den mit Merinoschaffellen belegten Sitzen für Braut und Bräutigam sowie Trauzeugen. "Wir hatten auch schon Kunden, die das Brautpaar mit einem Fotoshooting in der Heide überraschen wollten", berichtet Antje Soetebier. Die gelernte Hotelfachfrau ist für die Buchungen und individuelle Arrangements verantwortlich.

Bis zu sechs Fahrer beschäftigt das Paar in der Hochsaison zur Heideblüte im Sommer. Sie sind geschult auf die Besonderheiten der Gefährte ohne Anschnallgurte hinten und unterhalten mit historischen Geschichten und Anekdoten. Kinder werden erst ab zwölf mitgenommen, Hunde gar nicht.

In Schrittgeschwindigkeit fahren die Oldtimer über die Straßen und machen an Aussichtspunkten um das Naturschutzgebiet Halt. Nicht nur bei Touristen sind die Touren beliebt, manch Heidjer wundert sich über Geheimtipps.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
Transparenzhinweis

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