Angestellte sind in Kurzarbeit "Wir sind verzweifelt": Elbfähre steht seit fast zwei Monaten still

Seit Wochen stoppt Niedrigwasser die Elbfähre "Tanja" im Landkreis Lüneburg. Der Betreiber setzt auf ein neues Modell, die Wirtschaft fordert eine teure Brücke.
Die Elbfähre "Tanja" zwischen Darchau und Neu Darchau (Landkreis Lüneburg) fährt seit 50 Tagen nicht. "Wir sind verzweifelt, weil nicht abzusehen ist, wann die Elbe wieder ausreichend Wasser hat", sagt Betriebsleiter Andreas Dau. Die sieben Fährleute sind derzeit in Kurzarbeit.
Die Fähre liegt noch in der Werft in Lauenburg. Dort beseitigen Techniker die Antriebsschäden, die durch die vielen Grundberührungen entstanden sind. "Wir haben versucht, sie zumindest nach Bleckede zu holen, aber das Wasser hat nicht gereicht", berichtet Dau. "Tanja" ist inzwischen 65 Jahre alt.
Elbfähre "Tanja": Betreiber kämpft für modernes Schiff
"Mit einer Niedrigwasserfähre hätten wir das Thema nicht, wir brauchen jetzt dringend eine Lösung", sagt Dau und appelliert an das Land, einen Großteil der Mittel für ein Nachfolgemodell bereitzustellen. Dieses hätte etwa 40 Zentimeter weniger Tiefgang. Es würde bis zu acht Millionen Euro kosten.
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"Tanja" ist für das wegen des Klimawandels wahrscheinlich häufiger auftretende Niedrigwasser nicht gebaut. Rund 500 Kraftfahrzeuge überqueren nach Angaben von Dau täglich mit ihr die Elbe, 300 Menschen besitzen Jahreskarten. Als Ersatz steht die Fähre "Amt Neuhaus" zwischen Bleckede und Neu Bleckede bereit.
"Unsere Region hat ein offensichtliches Infrastrukturdefizit"
Die Industrie- und Handelskammer (IHKLW) Lüneburg-Wolfsburg und die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade sehen dringenden Bedarf für eine feste Elbquerung. "Diese Situation ist für die Unternehmen und Mitarbeitenden kaum noch tragbar. Unsere Region hat ein offensichtliches Infrastrukturdefizit", sagt IHKLW-Hauptgeschäftsführer Michael Zeinert über die Zwangspause von 50 Tagen zum 1. Juli. Dadurch entstehen in der Region ungleiche Lebensverhältnisse und Standortbedingungen.
Die Landesregierung müsse geschlossen hinter diesem Projekt stehen. "Das Land kann seinen Anteil an den Baukosten über mehrere Jahre aus Mitteln des kommunalen Straßenbaus stemmen – wenn der politische Wille da ist", schlägt Zeinert vor.
Niedersachsen baut neue Querung für 90 Millionen Euro
Die Landesregierung hat sich wegen der hohen Kosten gegen eine Brücke entschieden und setzt stattdessen auf ein verbessertes Fährkonzept. Mehr als 90 Millionen Euro soll die Querung kosten, die Neu Darchau im Landkreis Lüchow-Dannenberg mit Darchau in der Gemeinde Amt Neuhaus im Landkreis Lüneburg verbinden würde.
Der Landkreis Lüneburg befürwortet seit langem eine feste Querung. Sie gilt als das größte und wichtigste Infrastrukturprojekt der Region. Ziel ist es, das dünn besiedelte Amt Neuhaus, das früher zur DDR gehörte und 1993 wieder nach Niedersachsen eingemeindet wurde, besser anzubinden.
- Nachrichtenagentur dpa
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