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Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Sieben bittere Minuten Als der HSV das Europacup-Finale in Hamburg verspielte

Vor 15 Jahren spielte der HSV zum bisher letzten Mal im Europapokal. Am 29. April 2010 platzte der große Traum vom Finale in London. Ein Rückblick.
Die Euphorie in Hamburg kochte vor dem Halbfinal-Rückspiel in der Europa League: Am 29. April 2010 fehlten dem HSV nur noch 90 Minuten, um ins Endspiel im heimischen Volksparkstadion einzuziehen. "Über London fahren wir nach Hause!", lautete ein beliebter Gesang der Fans im Frühjahr vor 15 Jahren. Am Ende blieben jedoch nur enttäuschte "Rothosen" und ein im Chaos versunkener HSV zurück. Ein Rückblick.
Über Guingamp, Wien, Tel Aviv, Glasgow, Eindhoven, Anderlecht und Lüttich kämpfte sich der HSV bis ins Halbfinale vor. Dort wartete der FC Fulham, ein Mittelklasseklub aus der englischen Premier League.
Der HSV wollte unbedingt ins Europa-League-Finale einziehen
Trainer Roy Hodgson führte seine Mannschaft mit knallhartem Defensivfußball zum Erfolg und warf sogar Juventus Turin aus dem Wettbewerb. Der HSV hingegen trat mit Stars wie Marcell Jansen, Frank Rost, Jérôme Boateng, Zé Roberto, Mladen Petric und Ruud van Nistelrooy an. Im Klub brodelte es jedoch schon längst.
Trainer Bruno Labbadia fehlte den "Rothosen" im Rückspiel. Er war entlassen worden, nachdem der HSV am 32. Bundesliga-Spieltag in Hoffenheim mit 1:5 untergegangen und das Halbfinal-Hinspiel torlos geblieben war. "Alles, was uns jetzt interessiert, sind die hoffentlich nächsten 16 Tage. Wir können immer noch Europapokalsieger werden", begründete Klubchef Bernd Hoffmann den Schritt. Co-Trainer Ricardo Moniz übernahm als Retter. Der HSV sollte unbedingt ins Europa-League-Finale in Hamburg am 12. Mai einziehen – koste es, was es wolle.
Mladen Petric brachte den HSV ganz nah an den großen Traum
Lange schien der Plan aufzugehen: In Minute 22 wurde Zé Roberto knapp 30 Meter vor dem Tor gefoult. Mladen Petric trat an und brachte den HSV mit einem traumhaften Treffer in Führung. Fulham benötigte wegen der Auswärtstorregelung nun zwei Tore, um das Finale zu erreichen. Eine vielversprechende Ausgangslage für den HSV.
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Kurz vor der Pause verpasste Jonathan Pitroipa das 2:0 nur knapp (38.), David Jarolim (67.) scheiterte später mit einer guten Gelegenheit an Fulham-Torhüter Mark Schwarzer. Die Hamburger verteidigten stark. Doch dann nahm das Unglück seinen Lauf: Simon Davies traf aus kurzer Distanz zum 1:1 (69.). Der HSV begann zu zittern.
Sieben Minuten später fälschte Guy Demel eine Ecke unglücklich ab, Fulhams Zoltan Gera drückte den Ball aus fünf Metern über die Linie – 2:1. Der HSV brauchte nur noch ein Tor und erspielte sich mehrere große Chancen. Ruud van Nistelrooy hatte in den Schlusssekunden den Ausgleich auf dem Fuß, doch er scheiterte. Und mit ihm scheiterte der gesamte HSV. Wie schon im Vorjahr gegen Werder Bremen war es das Aus für die Hamburger im Europa-League-Halbfinale.
"Ein Traum ist zerplatzt"
"Ein Traum, den wir zwei Jahre gehabt haben, ist zerplatzt. Die ganze organische Entwicklung, immer ein Stück besser zu werden, da fehlt der letzte Schritt, der letzte Punch", sagte Bernd Hoffmann nach dem Abpfiff enttäuscht. "Es ist ein Drama, alles ist weg", sagte Ricardo Moniz.
Das Finale im Volksparkstadion am 12. Mai gewann Atlético Madrid mit 2:1 nach Verlängerung. Der HSV verpasste später als Bundesliga-Siebter die erneute Qualifikation für den Europapokal. Moniz verließ den Verein, Hoffmann wurde Anfang 2011 entlassen. Der Anfang vom Abstieg des "Dinos". Der bittere Abend von Fulham ist bis heute das letzte internationale Spiel des Hamburger SV geblieben.
- Eigene Recherche
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa