Corona-Krise auf der Straße Wer Obdachlosen in Hamburg jetzt noch hilft
Die Corona-Pandemie stellt Menschen ohne festen Wohnsitz sowie ihre Helfer vor besondere Herausforderungen. In Hamburg ist das Hilfsangebot beinahe zum Erliegen gekommen.
Nach Angaben der Sozialbehörde leben rund 2.000 Obdachlose in Hamburg. Für sie ist die Lage durch die Coronavirus-Pandemie noch schwieriger geworden. Viele Hilfsangebote sind wegen der Ansteckungsgefahr eingestellt worden, andere enden saisonbedingt bald, wie etwa die Winternothilfe der Stadt.
Außerdem können Obdachlose sich kaum in häusliche Isolation zurückziehen, wie es die Corona-Maßnahmen der Stadt von den Bürgern fordern. Allgemein sind auch viel weniger Menschen in den Straßen der Stadt unterwegs, um den Obdachlosen eine kleine Spende zukommen zu lassen oder eine Obdachlosenzeitschrift abzukaufen.
Bisher gibt es bereits einen bekannten Corona-Fall in einer Obdachlosenunterkunft in Hamburg-Hammerbrook. Seitdem dieser bekannt wurde, sitzen weitere Besucher des Heims in Quarantäne. Die Angst, sich mit Covid-19 anzustecken, ist auch bei den Helfenden groß.
Viele Stellen wie die Obdachlosen-Tagesstätte "Mahlzeit", der "Mitternachtsbus" oder der "Treffpunkt Ferdinandstraße" sind derzeit geschlossen oder arbeiten nur unter Einschränkungen wie etwa die Bahnhofsmission am Hauptbahnhof. Auch das "CaFée mit Herz" organisiert weiterhin eine Essensausgabe, allerdings ohne Aufenthaltsmöglichkeit im Innenraum. Immerhin: Die Kultkneipe "Elbschlosskeller" auf St. Pauli leistet mit einer Suppenküche und einer Kleiderkammer für Obdachlose ihren Beitrag.
"ArztMobil" steht Obdachlosen weiterhin zur Seite
Während die meisten Hilfsangebote für Obdachlose in Hamburg wegen Corona weggefallen sind, macht das "ArztMobil" weiter. Das ehrenamtliche Team aus Ärzten, Krankenpflegern und engagierten Helfern arbeitet von einem Kleinbus aus und kümmert sich um die medizinische Versorgung von Obdachlosen in Hamburg. Auch zu Zeiten von Corona wollen sie ihr Angebot weiterführen – "solange es geht".
Doch auch die "ArztMobil"-Mitarbeiter stehen vor einem Dilemma, wie sie es auf Facebook beschreiben: Zum einen wollen sie helfen, zum anderen auch sich und ihre Familien schützen, heißt es in einem Post. Darin beschreiben sie auch, wie derzeit ihr Alltag aussieht: "Dick vermummt, mit Masken und Overalls machen wir dann eine erstaunlich normale Sprechstunde". Unter den Patienten sei bisher "zum Glück niemand mit Verdacht auf eine Covid-19-Erkrankung".
Die Caritas musste wegen der Coronavirus-Pandemie ebenfalls viele ihrer Hilfsangebote für Bedürftige in Hamburg schließen. So haben das Zahnmobil und der Stützpunkt für Obdachlose ihren Betrieb vorübergehend eingestellt. Weiterhin unterwegs ist jedoch das "Krankenmobil" der Caritas, mit Halten u. a. an der Reeperbahn und Bahnhofsmission.
- Mit Material der dpa
- Facebookseite "ArztMobil"
- Webseite der Caritas Hamburg
- Übersicht der Stadt Hamburg über Angebote für Obdachlose