Ab September Hamburg fordert Nachfolger für 9-Euro-Ticket
Volle Züge, Gedränge an den Gleisen: In den vergangenen Monaten sind Hamburger viel Bahn gefahren. Rufe nach einem Nachfolger des 9-Euro-Tickets werden laut.
Hamburg fordert vom Bund zeitnah eine Nachfolgeregelung für das Ende des Monats auslaufende 9-Euro-Ticket. "Das 9-Euro-Ticket hat gezeigt, dass die Menschen gerne Bus und Bahn fahren – und dass das auch nach der Pandemie gilt", sagte Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) am Freitag. Das beliebte Ticket habe aber auch gezeigt, dass das Bus- und Bahnsystem dringend verbessert werden müsse.
Insbesondere das Schienensystem müsse widerstandsfähiger und auf mehr Kapazität ausgelegt werden. "Dafür benötigen wir Regionalisierungsmittel des Bundes, das haben wir heute hinterlegt", betonte Tjarks nach der Sonderverkehrsministerkonferenz in Bremen. Zudem sei der Bund aufgefordert, einen zeitnahen konkreten Vorschlag für ein Nachfolgeticket zu machen, das niedrigschwellig und einfach zu erwerben sowie attraktiv sei, bundesweit gelte und die Menschen unmittelbar sozial und finanziell entlaste.
"Vor dem Hintergrund des Klimawandels muss auch der Bund erkennen, dass das 9-Euro-Ticket und damit die Stärkung einer nachhaltigen Mobilität signifikant zur CO₂-Einsparung im Verkehrssektor und damit zur Erreichung der Klimaziele beitragen können", sagte Tjarks. Erst recht, da die Emissionsziele des Verkehrssektors 2021 um etwa 3 Millionen Tonnen CO₂ überschritten worden seien.
Gemeinsames Ticket für Hamburg, Bremen und Niedersachsen?
Auch in anderen Ländern gibt es Diskussionen über geeignete Nachfolgeregelungen. Niedersachsens Verkehrsminister Bernd Althusmann (CDU) kann sich für den Norden ein "erschwingliches, landesweites Jahresticket" für die nächste Legislaturperiode vorstellen. "Wenn der Bund seine Regionalisierungsmittel erhöht, sich Land und Kommunen beteiligen, wäre – gemeinsam mit Hamburg und Bremen – ein landesweites 49-Euro-Ticket meines Erachtens möglich.
Das entlastet die Menschen und dient auch dem Klimaschutz", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Zumindest will Althusmann aber die Tarife im Nahverkehr vereinfachen. "Wir haben derzeit rund 50 Tarifgebiete in Niedersachsen. Das ist sehr kleinteilig und nicht gerade kundenfreundlich", sagte der CDU-Politiker.
Die Berliner SPD kann sich indes vorstellen, das 9-Euro-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr in der Hauptstadt auch über den August hinaus anzubieten. Die SPD von Regierungschefin Franziska Giffey schlägt vor, eine solche Regelung zunächst bis Ende des Jahres einzuführen. Mit dem Ticket könnten Besitzer aber nur in Berlin, nicht in Brandenburg, und auch nicht mehr bundesweit fahren. Entsprechende Medienberichte wurden der dpa aus Parteikreisen bestätigt.
- Nachrichtenagentur dpa