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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Klima-Proteste So unterscheiden sich "Extinction Rebellion" und "Letzten Generation"
Aktivisten protestieren im Hamburger Hafen gegen die Klimapolitik. Doch die "Letzte Generation" hat Sommerpause. Wer steckt dahinter?
Plötzlich sind sie da, tragen Kostüme ganz in Rot, zeigen im Hamburger Hafen eine Performance. Doch was wie harmlose Straßenkunst aussieht, ist nicht lustig, hat einen ernsten Hintergrund: Aus Sicht der Teilnehmenden geht um das Ende der Menschheit und den drohenden Weltuntergang.
Am Wochenende haben Aktivisten der Umweltorganisation "Extinction Rebellion" (XR) in Hamburg auf den sogenannten Erderschöpfungstag aufmerksam gemacht. Der fällt in diesem Jahr auf den zweiten August. Dann hat die Menschheit all jene Ressourcen aufgebraucht, die die Erde innerhalb eines Jahres hergibt.
"XR" agiert international
Ab dem dritten August lebt die Menschheit also auf Pump, betreibt Raubbau an den Ressourcen, sagen die Aktivisten. Sie fürchten, dass das nicht ewig gutgeht. Und so decken die Aktivisten in Rot einen Mann mit einem Leichentuch ab und verkünden dahinter auf Bannern dessen "Todesursache": Ressourcenmangel und mit dieser das Ende der Menschheit.
"XR" gibt es seit 2019, sie agieren international. Wie groß die Gruppe genau ist, weiß niemand. Wer mitzumachen will, tut das ehrenamtlich und geht danach wieder. Es gibt keinen Chef, keinen Vorstand.
Im Vergleich ähneln die Forderungen von "XR" denen von Fridays for Future und der "Letzten Generation". Das zeigt ein Blick auf die verschiedenen Homepages: Schwerpunkt ist immer der Klimawandel. Die Unterschiede liegen in den Aktionsformen.
Wasser einfärben ist der "Letzten Generation" nicht radikal genug
Fridays for Future hat auf Massendemonstrationen gesetzt und aus Protest die Schulen bestreikt. Die "Letzte Generation" setzt sich auf die Straße und klebt sich dort fest, bringt so den Verkehr zum Erliegen. "XR"-Aktivisten sitzen dort auch, verzichten aber auf den Klebstoff, lassen sich von der Polizei leichter wegtragen und dürften so weniger stark polarisieren.
Die "Stilmittel" ähneln sich dabei: 2020 haben "XR"-Aktivisten in Berlin gegen die Wasserverschmutzung in der Lausitz protestiert und dazu die Spree grün eingefärbt. Anfang Juni dieses Jahres hat die "Letzte Generation" das Wasser der Marina in Neustadt/Holstein grün eingefärbt, aus Protest gegen den Lebensstil der Superreichen. Doch das Wasser einzufärben war ihnen wohl nicht radikal genug: Die Aktivisten haben dazu noch eine Luxusjacht geentert und mit oranger Farbe beschmiert.
Die Reaktionen waren entsprechend. In Neustadt verloren mehrere Jachtbesitzer die Fassung. Details dazu lesen Sie hier. Die Aktion von "Extinction Rebellion" 2020 in Berlin hat hingegen weitherum Anklang gefunden. Auch Prominente wie der Schauspieler Bjarne Mädel und der Musiker Bela B haben sich mit ihr solidarisiert und die Bundesregierung zum Handeln aufgerufen.
Passiert ist seitdem aber zu wenig – darin sind sich alle drei Gruppierungen einig. Sie werden deshalb wohl weitermachen. Jede auf ihre Art.
- rbb.de: "Das sind die größten Klimaprotest-Gruppen und ihre Forderungen"
- deutschlandfunk.de: "Wer steckt hinter "Extinction Rebellion"?"
- abendblatt.de: "Red Rebels-Makabere Klimademo im Hamburger Hafen"
- Eigene Recherchen