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Wacken Open Air: Fans harren in Hamburg aus – "Mich schreckt das nicht ab"


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Mini-Wacken auf HSV-Parkplatz
"Ein bisschen Bier ist schon weggekommen"


01.08.2023Lesedauer: 3 Min.
Für Felix aus Frankfurt soll es das dritte Wacken Open Air werden: Er hat schon ein bisschen gefeiert.Vergrößern des Bildes
Für Felix aus Frankfurt soll es das dritte Wacken Open Air werden: Er hat schon ein bisschen gefeiert. (Quelle: Gregory Dauber)

Metalfans sind hart im Nehmen und haben immer gute Laune: Dieses Klischee bestätigt sich beim Rundgang über ein Außenlager des Wacken-Festivals in Hamburg.

"Die bringen immer mehr Dixiklos her, das macht mir Sorgen", sagt eine Frau Mitte vierzig. Sie steht auf einem großen Parkplatz neben dem Volksparkstadion in Hamburg und gibt t-online in einem kurzen Gespräch Einblick in ihre Gefühlswelt. Eigentlich wollte sie nach Wacken in Schleswig-Holstein: Dort soll am Mittwoch eines der größten Heavy-Metal-Festivals der Welt losgehen. Ob das wirklich passiert, ist unklar – auch für die Frau im "Wacken 2014"-Shirt.

Montag und Dienstag sind die traditionellen Anreisetage für das Wacken Open Air, das auch in diesem Jahr mit 85.000 Besuchern aus aller Welt ausverkauft ist. Doch als die ersten Rocker am Montag schon vor den Toren standen, ging nichts: Andauernder Starkregen hat die Campingplätze in Matschgruben verwandelt. Die Veranstalter zogen die Reißleine und stoppten die Anreise. Am Dienstagmittag die Hiobsbotschaft: Die Lage wird nicht besser, mit dem Auto soll gar niemand mehr anreisen.

Parkplatz wird eigentlich von HSV-Fans genutzt

Die Fläche am Stadion des Hamburger SV stand schnell als Ausweichcampingplatz bereit. Einige der Camper hier standen schon kurz vor Wacken, einer Gemeinde mit 2.000 Einwohnern, als nichts mehr ging. Andere haben rechtzeitig von den Problemen erfahren und sind direkt zum Volksparkstadion gefahren.

Felix aus Frankfurt war am Montag schon mit seinen Freunden an Hamburg vorbei. "Wir waren 40 Kilometer vor Wacken und standen dort ein paar Stunden im Stau", sagt er t-online. "So chaotisch war’s noch nie, bei meinen ersten beiden Malen lief alles butterweich." Gegen 19 Uhr schlugen sie im Hamburger Dauerregen ihr Camp auf dem Parkplatz auf. "Klar war da Frust. Wir haben das Beste draus gemacht, es war wie ein Mini-Wacken hier. Ein bisschen Bier ist schon weggekommen", sagt er, ohne seine schwarze Sonnenbrille abzuziehen.

Saubere Dixies, kein Schlamm und weniger Rockmusik

Ein bisschen anders als auf den Heavy-Metal-Schlachtfeldern von Wacken geht es in Hamburg dann doch zu: Die Dixis sind sauber, auf dem Asphalt steht kein Wasser. Nur an wenigen Wohnmobilen und Campervans wird ausgelassen zu Rockmusik Bier oder Kaffee mit Schuss getrunken. Die Stimmung ist nervös: Eigentlich wollen alle los, aber niemand traut sich. "Es nervt. Wir wissen nicht, wie und ob wir auf das Gelände kommen, und erst recht nicht, wie wir aus dem Matsch wieder rauskommen", sagt Felix und zeigt auf das Wohnmobil hinter ihm. Dass die Konzerte abgesagt werden müssen, glaube er nicht.

Auch bei Lena aus der Nähe von Trier herrscht bedrückte Stimmung – und das, obwohl sie zum ersten Mal nach Wacken fährt. "Ich war ehrlich gesagt ganz froh, heute Nacht auf dem Parkplatz zu sein und nicht im Schlamm oder auf der Bundesstraße." Sie und ihre Freunde hatten sowieso nicht vor zu zelten, sondern im Bus zu schlafen.

"Man muss es jetzt nehmen, wie es ist"

Die 19-Jährige lobt die Organisation angesichts der Lage. "Für so ein Wetter kann ja niemand was." Vor Reisebeginn am Montag um 7.30 Uhr habe sie sich am meisten auf die Headliner Iron Maiden gefreut. "Jetzt freue ich mich darauf, einfach nur dort anzukommen."

Für Michael Zinser aus dem Salzburger Land ging es am Montag schon um 6 Uhr auf die Straße. Unterwegs erfuhren er und seine Freunde, dass sie abends nicht auf dem Campingplatz schlafen werden. "Man muss es jetzt nehmen, wie es ist", sagt er in breitem Österreichisch. "Lieber hier als vor dem Gelände im Stau" ist sein Credo.

Mit 45 Jahren soll es dieses Jahr sein erstes Wacken Open Air werden. "Die lange Fahrt war anstrengend, aber mich schreckt das alles nicht ab." Trotz der Sorgen, wie es weitergeht, ist die Stimmung bei den "Metalheads" noch einigermaßen gut. Michaels Kumpel sagt grinsend: "Ich hab ’nen dicken Kopf von gestern Abend."

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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