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Zum journalistischen Leitbild von t-online."7 vs. Wild"-Teilnehmerin Wie 'Affe auf Bike' alleine die Welt bereist
Die Survival-Show "7 vs. Wild" startet erneut. Mit dabei ist Fanliebling Ann-Kathrin Bendixen, bekannt als "Affe auf Bike". t-online hat mit ihr über ihre Abenteuer gesprochen.
Die dritte Staffel der erfolgreichen Survival-Show "7 vs. Wild" von Abenteurer Fritz Meinecke ist gestartet. Diesmal müssen die Teilnehmer in Kanada in der Wildnis von Kanada durchhalten. Mit dabei ist auch eine junge Frau aus Timmersiek (Schleswig-Holstein): Ann-Kathrin Bendixen, die sich im Internet "Affe auf Bike" nennt.
Die 23-Jährige zählt schon vor Beginn der Ausstrahlung zu den Lieblingen der Fans. Statt für Ausbildung oder Studium entschied sie sich nach ihrem Abitur für ein Leben auf dem Motorrad. Mit t-online hat sie über ihre Reisen und Erfahrungen gesprochen. Und auch darüber, was Fans nach "7 vs. Wild" von ihr erwarten können.
t-online: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ganz allein mit dem Motorrad um die Welt zu reisen?
Ann-Kathrin Bendixen: Vor über vier Jahren bin ich schwer erkrankt. An meinem rechten Auge wuchs eine Mukozele (Zyste innerhalb der Nasennebenhöhlen, Anm. d. Red.) und ihre Gefahr wurde leider viel zu spät erkannt. Ich musste notoperiert werden, weil sich die Entzündung ausgebreitet und auf Nerven gedrückt hat. Das waren heftige Schmerzen, zeitweise konnte ich auf dem Auge nichts mehr sehen. So habe ich mit 19 Jahren gelernt, wie unerwartet man einfach sterben könnte.
Die Erkrankung war lebensgefährlich?
Ja. Dabei macht sich in dem Alter doch niemand Gedanken übers Sterben. Ich lernte, dass Gesundheit die Welt bedeutet. Und von der wollte ich noch so viel sehen. Doch ein Arzt sagte mir, dass die Krankheit vor allem im ersten Jahr nach der OP am ehesten noch mal wiederkommt.
Also ab aufs Bike und los?
Genau. Mit nur 400 Euro in der Tasche und mit einem supergünstigen Motorrad mit schlechten Bremsen wollte ich ein paar Wochen Kraft tanken und etwas von der Welt sehen.
Aus ein paar Wochen wurden mehr als vier Jahre. Wo hat Sie Ihr Weg überall hingeführt?
Ich bin erst mal runter in die Alpen, in die Schweiz, Österreich, weiter nach Italien, Kroatien. Dann habe ich fast alles von Europa mitgenommen, selbst die Kanarischen Inseln. Im Winter ging es hoch zum Nordkap. Später, als es finanziell besser wurde, bin ich nach Südamerika, fuhr durch Chile und Argentinien. Ich war in Afrika unterwegs, in Thailand, Island und zuletzt bin ich mit meinem Motorrad von Miami nach Alaska gefahren. Australien fehlt auf meiner Liste, aber das hebe ich mir für später auf.
Wie schlägt man sich mit sehr wenig Geld so weit durch?
Ich habe gezielt Bauernhöfe angefahren. Jedes Mal klopfte ich an der Tür und fragte, ob ich mein Zelt aufstellen darf. Dort erledigte ich kleine Arbeiten, passte auf die Kinder auf, half beim Renovieren, fuhr Trecker. Alles freiwillig, ohne Geld zu fordern. Oft steckten mir die Leute bei meiner Weiterfahrt noch ein bisschen was zu. Und ich bekam Tipps, wo ich als Nächstes schlafen könnte.
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Das klingt abenteuerlich und spannend – aber auch nicht ungefährlich. Gerade alleine als Frau, oder?
Da habe auch ich Erfahrungen machen müssen. Aber schlimme Dinge könnten einem doch auch in Deutschland vor der eigenen Haustür passieren. Andererseits macht das Frausein manches leichter: Auf Bauernhöfen wurde ich immer gerne aufgenommen. Vielleicht spielte da der Beschützerinstinkt eine Rolle. Insgesamt würde ich jedoch all die schlechten Erfahrungen für alle positiven Erfahrungen jederzeit wieder in Kauf nehmen.
Irgendwann setzte jedoch Erfolg ein. Wann waren Sie finanziell unabhängig?
Als mein Buch "Bikergirl: Wie ich die Freiheit suchte und das Leben fand" 2021 zum Bestseller wurde. Plötzlich hatte ich erstmals in meinem Leben eigenes Geld. Damit konnte ich mir weitere Reisen leisten – und ein neues Motorrad. Heute lebe ich sehr viel von meiner Reichweite in den sozialen Medien. Ich kenne sehr viele Influencer, die leider gar nicht sagen, wie viel Geld ihnen das bringt. Aber ohne das wäre mein Leben in dieser Form nicht möglich. Dafür bin ich sehr dankbar.
Welche Erfahrungen haben Sie besonders geprägt?
In Südamerika und Afrika etwa leben sehr viele Menschen in extremer Armut. Das können wir uns oft nicht vorstellen. Manche Menschen können sich ihre Medikamente nicht leisten oder müssen für das Überleben ihrer Kinder kämpfen. Es gibt keine Internetverbindung und kaum technischen Fortschritt. Daher bin ich umso dankbar für die Privilegien, die ich genieße.
Aber lässt man auf Reisen nicht auch immer viel zurück? Vor allem die Menschen, die einem begegnen?
Man muss es schon lieben, alleine zu sein. Ich habe vielleicht drei bis vier sehr gute Freunde. Ich entwickle zwar sehr schnell eine Bindung zu Menschen, aber gehe beim Abschied positiv mit meinen Erinnerungen um. Statt den Abschied als traurigen Moment abzustempeln, speichere ich es mir als positive Erinnerung ab, die mir niemand mehr nehmen kann. Was aber manchmal schwierig ist, ist, dass ich die meisten Dinge in meinem Leben ganz alleine erlebe. Dann fehlt es, dass man selten mit Menschen über gemeinsame Erinnerungen sprechen kann.
Was hat sich durch Bekanntwerden Ihrer Teilnahme bei "7 vs. Wild" verändert?
Eigentlich gar nicht so viel. Als mir Fritz (Meinecke, Anm. d. Redaktion) Bescheid gegeben hat, flog ich nach Deutschland, traf erstmals auf meine Teamkollegin Hannah und dann ging es für mich wieder in die USA.
Das ist "7 vs. Wild"
In der dritten Staffel von "7 vs. Wild" treten sieben Zweierteams gegeneinander an, um 14 Tage in der Wildnis von Vancouver Island, Kanada, zu überleben. Mitnehmen dürfen sie nur, was in eine Flasche passt – und die Kleidung, die sie am Leib tragen. Die Teams müssen sich selbst versorgen und dabei filmen. Zudem müssen sie mit Gefahren wie Wildtieren und Wetter zurechtkommen. Mit dabei sind u. a. Showgründer Fritz Meinecke, Joey Kelly und Jens "Knossi" Knossalla. Die erste Folge der dritten Staffel wird im Herbst auf Amazon Freevee und anschließend auf YouTube veröffentlicht.
Und die Produktion selbst?
Seit über vier Jahren lebe ich in und aus der Natur. Teilweise sogar mit Indigenen. Während meiner Zeit in Kanada habe ich mich wirklich gefragt, ob ich überhaupt bei "7 vs. Wild" bin. Das fühlte sich teilweise an wie mein Alltag. Das soll aber nicht heißen, dass es einfach war. Wie weit ich gekommen bin, darf ich nicht verraten. Aber draußen in der Wildnis kann auch unfassbar viel passieren. Messer, Säge oder Wildtiere: Alles kann einen verletzen oder Schlimmeres. Das ist wirklich gefährlich, aber so sind meine jahrelangen Reisen halt auch: Erst vor vier Monaten hat einfach ein Bär mein Motorrad angegriffen. Mir ist zum Glück nichts passiert.
Zuletzt sah man Sie mehrfach in Videos mit "7 vs. Wild"-Nachrückerkandidat Jan "Schlappen" Lange. Der Parkour-Sportler startet als Newcomer in der Streaming-Welt derzeit ebenfalls durch. Planen Sie zukünftig gemeinsame Projekte?
Mit Jan habe ich in Kanada eine megageile Zeit erlebt. Wir haben einen sehr ähnlichen Humor. Ich habe ihn als besten Kumpel dazugewonnen. Wir haben auch gemeinsame Projekte geplant, zum Beispiel einen Podcast. Vielleicht nennen wir ihn "Affe, oder watt?". Da wollen wir einfach miteinander schnacken oder vielleicht auch auf die "7 vs. Wild"-Folgen reagieren.
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Stehen Sie auch noch mit Ihrem Teammitglied Hannah in Kontakt?
Wir verstehen uns gut, aber sie lebt in Österreich. Wir haben seit Kanada eine enge Verbindung. Wenn ich bei ihr dort mal vorbeikomme, werde ich sie sicher besuchen. Aber vermutlich läuft es eher auf Projekte wie eine mehrtägige Wanderung durch Island hinaus. Mit Gerrit und Andy von den Naturensöhnen und Fritz stehe ich auch in engem Kontakt, mit Jan Schlappen sowieso. Es gab bei "7 vs. Wild" keinen, mit dem ich keinen Kontakt mehr haben wollen würde.
Abgesehen von Andreas Kieling, vermutlich. Nach Bekanntwerden der Vorfälle zu Produktionsstart erreichten Sie viele Hassbotschaften. Ist das abgeebbt?
Zumindest ist es ruhiger geworden. Ich will damit auch gar nichts mehr zu tun haben. Die Produktion hat sich für Herrn Kielings Ausscheiden entschieden. Dadurch wurde ich für viele Menschen zum Buhmann. Dabei wollte ich es selbst gar nicht in die Öffentlichkeit tragen. Ich bin Fritz darum sehr dankbar, dass er mit seinem klaren Statement die Debatte beendet hat.
Kommen mit dem "7 vs. Wild"-Erfolg jetzt nur noch professionell produzierte Inhalte?
Nein. Ich habe mir gerade eine ölende XT 550 geliehen. Die schnalle ich auf den Van, den ich mir zusammen mit meinem Freund gekauft habe. Dann werde ich wieder ganz alleine mehrere Wochen mit dem Motorrad hinausfahren. Das ist der Ursprung meines Erfolgs, der soll nicht verloren gehen.
Wohin führt die nächste Reise?
Eigentlich wollte ich nach Island. Aber dann habe ich Bilder von Portugal gesehen. Aber das kann sich auch wieder ständig ändern.
Würden Sie jungen Menschen auch zu solchen Abenteuern raten?
Mit vollem Herzen! Voll rein! Wenn jemand mit dem Wunsch auf mich zukäme, um die Welt zu reisen, aber nicht über Geld, Fahrzeug oder sonst etwas verfügt, würde ich ihm sagen: Du brauchst doch gar nicht viel. Auch keine Ausbildung oder ein Studium. Das kann man später nachholen. Man sollte sich Zeit für sich und seine Wünsche nehmen. Und man kann auch klein anfangen. Schnapp dir ein Zelt und zieh los. Wenn du keins hast, schlaf halt auf dem Boden. Ab in den nächsten Wald. Oder nutze Apps, um kostenlose oder günstige Übernachtungsplätze zu finden. Und selbst wenn du schlechte Erfahrungen machst: Den Versuch kann dir niemand mehr nehmen.
Vielen Dank für das Gespräch, Frau Bendixen.
- Gespräch mit Ann-Kathrin Bendixen