Wegen Autobahn-Bau Pendler abgeschnitten: S-Bahn soll wochenlang gesperrt sein
Wer ohne Auto über die Elbe muss, kommt am Schienenverkehr nicht vorbei. In den nächsten zwei Jahren brauchen Pendler aber viel Geduld – und einen Alternativplan.
Weil für die umstrittene Autobahn-Verbindung A26-Ost ein neuer Tunnel gebaut werden muss, kommen auf Nahverkehrsnutzer im Süden Hamburgs massive Einschränkungen zu. Wie aus einer Senatsantwort auf eine schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Heike Sudmann (Linke) hervorgeht, drohen teils wochenlange Sperrungen auf den Linien S3 und S5.
Die acht Gleise der Bahn, auf denen auch Regional- und Fernzüge fahren, müssen für die Zeit der Bauarbeiten auf Hilfsbrücken verlagert werden. Sudmann kritisiert, dass die Planungen für die umstrittene A26-Ost weiter vorangetrieben werden, während andernorts "etliche Bahnprojekte auf der Kippe stehen". Die A26-Ost soll die A7 mit der A1 verbinden und die Anbindung des Hafens verbessern. Kritik gibt es, weil Naturflächen versiegelt würden und der Autoverkehr gefördert werde. Der neue Tunnel soll die Gleisstrecke zwischen den Stationen Wilhelmsburg und Harburg kreuzen.
S-Bahn-Sperrung für neue Autobahn: Das sind die Termine
Wie sich die Bauarbeiten auf den Fernverkehr auswirken werden, ist noch nicht bekannt. Für den S-Bahn-Verkehr sind schon jetzt insgesamt 45 Tage mit Sperrungen eingeplant. Der Zeitplan für die nächsten zwei Jahre sieht laut Senatsantwort so aus:
- 8. Juni 2024 bis 9. Juni 2024: Zwei Tage Sperrung des Abschnitts Harburg – Wilhelmsburg
- 14. September 2024 bis 15. September 2024: Zwei Tage Sperrung des Abschnitts Harburg – Wilhelmsburg
- 29. März 2025 bis 30. März 2025: Zwei Tage Sperrung des Abschnitts Harburg – Wilhelmsburg
- 4. August 2025 bis 3. September 2025: 30 Tage Sperrung des Abschnitts Harburg – Wilhelmsburg
- 18. Oktober 2025 bis 26. Oktober 2025: Neun Tage Sperrung des Abschnitts Harburg – Wilhelmsburg
Laut Senat seien die Sperrungen im Jahr 2025 bewusst in die verkehrsarme Ferienzeit gelegt worden. Die beiden längeren Zeiträume liegen in den Sommer- und Herbstferien. Wenn die Hilfsbrücken einmal errichtet worden seien, könnte der Tunnel "weitgehend ohne Einfluss auf den Eisenbahnverkehr" weitergebaut werden. Die Deutsche Bahn befürchte keine Komplikationen und somit auch keine Verlängerung der Sperrungen.
Senat wiegelt Kritik ab: "Standardisiertes Bauverfahren"
Der Verein "Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg" warnt vor einer "hochkomplexen und höchst riskanten Operation an Hamburgs Eisenbahn-Hauptschlagader", denn neben der S-Bahn und dem Regionalverkehr seien auch die "unverzichtbaren Strecken des Transeuropäischen Eisenbahnnetzes" betroffen. Der Senat erklärt dagegen, dass "der Einbau von Hilfsbrücken ein standardisiertes Bauverfahren" darstelle.
Für die Pendler soll ein Schienenersatzverkehr eingerichtet werden. Außerdem könne auf nicht gesperrte Gleise ausgewichen werden. Das Schienennetz im Hafen soll dagegen nicht für den Personenverkehr genutzt werden: "Auf dem Netz der Hafenbahn wird prioritär hafenbezogener Güterverkehr abgewickelt", heißt es vom Senat.
- buergerschaft-hh.de: Senatsantwort auf Schriftliche Kleine Anfrage (Drucksache 22/13694)
- zukunft-elbinsel.de: "Alle Bahnen stehen still, wenn die DEGES es so will"