Bericht deckt Sicherheitslücken auf Schwarzarbeit und kein Mindestlohn für EM-Ordner
Recherchen des "Hamburger Abendblatts" decken beunruhigende Umstände bei der EM in Hamburg auf. Eine junge Ordnerin packt über erschreckende Sicherheitslücken aus.
Bei der Fußball-Europameisterschaft 2024 in Hamburg wurden laut Recherchen des "Hamburger Abendblatts" Ordner eingesetzt, die teilweise über keine Vorerfahrung verfügten und unterhalb des gesetzlichen Mindestlohns schwarz vergütet wurden.
Besonders heikel: Eine 18-jährige Hamburgerin, die beim EM-Spiel zwischen Polen und den Niederlanden als Ordnerin arbeitete, soll laut "Abendblatt" ohne Vorerfahrung und ohne Einweisung bei der Einlasskontrolle – dem Bodycheck – eingeteilt worden sein. Hierbei werden die Besucher auf Waffen, Drogen, Wurfgegenstände und Flaschen durchsucht. Sie gibt zu: "Wenn da jemand Waffen oder Sprengstoff reingeschmuggelt hätte, wäre es mir vermutlich nicht aufgefallen", und warnt: "Die Stadien sind alles andere als sicher."
Verantwortung wird weitergereicht
Die Uefa verweist die Verantwortung für den Einsatz der Ordner an den Hamburger SV (HSV). Der wiederum gibt an, einen externen Dienstleister, die Power Personen-Objekt-Werkschutz GmbH, mit dem Sicherheits- und Ordnungsdienst beauftragt zu haben.
Auf "Abendblatt"-Anfrage versichert ein Sprecher von Power, seine Subunternehmer würden alle rechtlichen Mindestanforderungen erfüllen. "In den mit unseren Partnern geschlossenen Verträgen sind selbstverständlich auch die gesetzlich einzuhaltenden Mindestbestimmungen definiert." Unklar bleibt, welches Subunternehmen genau involviert war, da weder Power noch der HSV Namen nennen wollten.
Ordnungskräfte unter Mindestlohn bezahlt
Außerdem deckte das "Hamburger Abendblatt" auf, dass viele der eingesetzten Ordner unter Mindestlohn und offenbar direkt schwarz bezahlt wurden. Die Zeitung berichtet über den Fall einer jungen Frau namens Diana, die von der Firma "Good4You" für 10 Euro pro Stunde angeworben wurde, obwohl der gesetzliche Mindestlohn bei 12,41 Euro liegt.
Die Einsätze während der EM wurden demnach über eine WhatsApp-Gruppe koordiniert, in der die junge Frau Informationen bezüglich ihrer Einsätze nur wenige Tage im Voraus erhielt. Ein Vertrag wurde ihr offenbar nie vorgelegt. Außerdem erfuhr das "Abendblatt", dass Ordner wie Diana keine angemessene Schulung erhalten hätten und im Notfall möglicherweise nicht adäquat reagieren könnten. Diana selbst gibt offen zu: "Trotz dieser Videos war ich in keinster Weise auf den Job vorbereitet."
Noch am Abend ihres ersten Einsatzes hat die junge Frau laut "Abendblatt" alle weiteren Termine als Ordnerin im Volksparkstadion abgesagt. "Ich habe noch nie ein größeres Schneeballsystem gesehen", lautet ihr Fazit über das Prinzip der Sub-Sub-Subunternehmen.
- abendblatt.de: EM-Sicherheit: Offenbar Schwarzarbeit und nicht mal Mindestlohn (kostenpflichtig)