Kritische Noten Diese Hamburger Brücken sind in einem bedenklichen Zustand
In Dresden brach ein Teil der Carolabrücke ein, seitdem stehen Brücken in ganz Deutschland unter Beobachtung. Auch in Hamburg gibt es erhebliche Mängel.
Zwei wichtige Hamburger Autobahnbrücken gelten als sanierungsbedürftig. Das geht aus einer aktuellen Analyse der Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken hervor. Laut der Untersuchung haben eine Abfahrtsrampe der Brücke Hochstraße Elbmarsch sowie die Norderelbbrücke bedenkliche Zustandsnoten erhalten.
Das Bauwerk Hochstraße Elbmarsch ist mit 4.258 Metern die längste Straßenbrücke Deutschlands. Die betroffene Abfahrtsrampe 6 Richtung Norden, mit einer Länge von 685 Metern, weist demnach eine Zustandsnote von 3,4 auf. Damit wird ihr Zustand als "nicht ausreichend" bewertet, bedeutet aber nicht zwangsläufig eine Nutzungseinschränkung. Vielmehr ist es ein Indikator dafür, dass in näherer Zukunft Instandsetzungsmaßnahmen notwendig sind. Die Brücke wurde zwischen 1971 und 1974 gebaut und ist Teil der A7 südlich des Neuen Elbtunnels. Seit 2022 läuft eine Verbreiterung der Brücke, die bis 2028 abgeschlossen sein soll.
Die 1963 eröffnete Norderelbbrücke erhielt in der Untersuchung die Zustandsnote 3,5. Der Wert liegt im schlechtesten Notenbereich. Das Bauwerk weist damit erhebliche Mängel auf. Mitte September musste die Brücke kurzzeitig für Schwertransporte gesperrt werden, nachdem feine Risse festgestellt worden waren. Nach weiteren Untersuchungen wurde sie jedoch wieder freigegeben. Die Norderelbbrücke gehört zu den meistbefahrenen Straßenabschnitten Deutschlands – täglich nutzen rund 136.000 Fahrzeuge die Strecke, mit einem Schwerlastanteil von etwa 21 Prozent.
- Norderelbbrücke: Droht ein ähnliches Unglück wie in Dresden?
Viele marode Autobahnbrücken in Deutschland
Die beiden Brücken gehören zu den 43 Autobahnbrücken in Deutschland, die nach einer Untersuchung der Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken mit einer Länge von mehr als 50 Metern in einem "ungenügenden" Zustand sind. Insgesamt hat die Bundesgütegemeinschaft 3.786 Autobahnbrücken hinsichtlich ihrer Zustandsnoten analysiert.
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Marco Götze, Vorsitzender der Bundesgütegemeinschaft, warnt: "Gerade bei Autobahnbrücken dürfen wir uns nicht darauf verlassen, dass das nächste Unglück so glimpflich verläuft wie der Teileinsturz der Carolabrücke in Dresden."
Die Zustandsnoten werden auf Basis von regelmäßigen Bauwerksprüfungen vergeben und spiegeln den Zustand der Brücken hinsichtlich Stand-, Verkehrs- und Dauerhaftigkeitssicherheit wider. Bei Zustandsnoten zwischen 3,0 und 3,4 gilt ein Bauwerk als "nicht ausreichend". Noten von 3,5 bis 4,0 weisen auf einen "ungenügenden" Zustand hin, der umgehende Instandsetzungsmaßnahmen erforderlich macht. Bundesweit ist geplant, in den kommenden Jahren etwa 400 Brücken pro Jahr zu sanieren.
- bast.de: Zustandsnoten (PDF)
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- Eigene Recherche