Der Gesprächspartner muss auf jede unserer Fragen antworten. Anschließend bekommt er seine Antworten vorgelegt und kann sie autorisieren.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Interview mit Katarina Blume (FDP) "Hamburg ist eine wohlhabende Stadt – aber das ändert sich"
Katarina Blume kämpft für den Wiedereinzug der FDP in die Hamburger Bürgerschaft. Im Interview verrät sie, welche Pläne sie für die Stadt verfolgt.
Die FDP Hamburg hat sich ein Ziel gesetzt: Sie will zurück in die Bürgerschaft. Bei der Wahl vor fünf Jahren gelang es den Liberalen nicht, genug Stimmen einzuholen – der Einzug scheiterte knapp. Das soll dieses Mal nicht passieren, dafür will sich Spitzenkandidatin Katarina Blume starkmachen.
Die stellvertretende Landesvorsitzende wurde im September mit 90 Prozent der Stimmen zur Spitzenkandidatin gewählt. Sich selbst bezeichnet die 61-Jährige als Küstenkind, lebt in Groß Flottbek und hat drei erwachsene Töchter. Dass ihr Weg einmal in die Hamburger Politik führen würde, war nicht immer absehbar. Zunächst spielte sich ihr Berufsleben auf der Bühne ab.
Blume arbeitete als Schauspielerin in den USA
Blume arbeitete in den Achtzigerjahren als Schauspielerin und Regisseurin, legte Stationen in Florida und New York ein. Statt vor der Kamera in fremde Rollen zu schlüpfen, will sie sich nun "für ein lebenswertes, sicheres und mobiles Hamburg der Zukunft" einsetzen – so lautet das Motto des FDP-Wahlprogramms. Blume gibt sich kämpferisch: Sie strebt mindestens sieben Prozent bei der Wahl im März 2025 an.
In Hamburg wanderten zuletzt mehrere Mitglieder ab, darunter die Bürgerschaftsabgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein, die zur CDU wechselte. Im Interview verrät Blume, was das für ihre Partei bedeutet und was sie in Hamburg vorhat.
t-online: Fünf Ihrer früheren Parteikollegen haben sich zuletzt von der FDP verabschiedet. Ist das ein Alarmsignal?
Katarina Blume: Im Zuge von Aufstellungen gibt es immer Erwartungen, die nicht erfüllt werden, und dann sind manchmal leider auch Austritte oder Übertritte der Fall. Wenn jemand das Gefühl hat, dass seine politische Heimat nicht mehr bei den Freien Demokraten ist, dann will ich ihn oder sie auch nicht halten. Wer Freier Demokrat ist, der muss hinter unseren Zielen und Werten stehen. Und ich bin überzeugt: "Jeder ist seines Glückes Schmied". Denen, die gehen, wünsche ich deshalb einfach viel Glück.
Das klingt jetzt recht nüchtern. Sind Sie gar nicht frustriert?
Natürlich trifft mich das, das kann ich ganz ehrlich sagen. Mancher Aus- oder Übertritt mehr als der andere. Und als Mitgliederbeauftragte, die ich ja nun einmal auch bin, sorge ich mich natürlich auch, ob solche Abschiede den Verband destabilisieren könnten.
Haben Sie den Eindruck, dass das der Fall ist?
Nein. Wir spüren jetzt gerade ein unglaubliches Wir-Gefühl in der Partei. Ich bin mit einem für die FDP sehr guten Ergebnis als Spitzenkandidatin gewählt worden. Daher spüre ich gerade vor allem Rückendeckung. Das Gleiche gilt für die Bundespartei – von dort kommt viel Zuspruch und Unterstützung.
Was müsste sich Ihrer Meinung nach dringend in Hamburg ändern?
Hamburg bleibt unter seinen Möglichkeiten und fährt mit angezogener Handbremse. Nicht zuletzt wegen der angespannten Situation auf dem Wohnungsmarkt haben wir hier einen massiven Fachkräftemangel. Das ist ein Standortnachteil für Hamburg. Unternehmen überlegen sich zweimal, ob sie herkommen, weil das Wohnen für ihre Mitarbeiter so teuer ist. Und wer sich umhört, merkt schnell: Die Stimmung der Wirtschaft ist im Keller. Und das ist gefährlich.
Inwiefern?
Noch ist Hamburg eine wohlhabende Stadt, weil wir immer eine florierende Wirtschaft hatten. Doch das ändert sich gerade. Der Handel ist geschwächt, der Wohnungsbau liegt am Boden. Bürgermeister Tschentscher wird sich die Gretchenfrage stellen müssen, mit wem er die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft in Hamburg setzen will – und mit wem es gelingt, den Wohlstand der Stadt zu erhalten. Da fielen mir jetzt spontan nicht als Erstes die Grünen ein. Vieles deutet darauf hin, dass es im März nicht für ein Zweierbündnis reichen wird. Deshalb setzen wir auf einen echten Politikwechsel, und den wird es nur mit den Freien Demokraten geben.
Für die Umsetzung welcher Maßnahmen würden Sie sich in der Bürgerschaft einsetzen wollen?
Wir schlagen unter anderem vor, die Grunderwerbssteuer für zwei bis drei Jahre auszusetzen, bis der Wohnungsmarkt wieder angekurbelt ist. Aber auch beispielsweise beim Thema Integration muss einiges passieren. Menschen sitzen teilweise Jahre in den Asylheimen und haben nichts zu tun. Wir möchten uns unter anderem dafür einsetzen, dass wir kommunale Arbeitsleistungen einfordern können. Geflüchtete könnten dann etwa in Sportstätten arbeiten, bei der Parkpflege oder in Bauhöfen mit anpacken. Die Menschen würden so wieder mehr Selbstständigkeit erlangen, Kontakte knüpfen und müssten sich nicht mehr so isoliert fühlen.
Zum Abschluss ein kleiner Rückblick in Ihre Vergangenheit. Sie standen früher regelmäßig auf der Bühne, um in andere Rollen zu schlüpfen. Was haben Schauspiel und Politik gemeinsam?
Man muss sich in beiden Bereichen in andere Lebenswelten hineinversetzen können. Dafür braucht es ein großes Interesse an den Mitmenschen. Und in beiden Bereichen benötigt man Ehrgeiz und Energie – das bringe ich mit.
Vielen Dank für das Gespräch, Frau Blume.
- Interview mit Katarina Blume vom 29. Oktober 2024