Energiewende in Hamburg Millionenschwere Anlage blieb jahrelang ungenutzt

5,9 Millionen Euro teuer war die sogenannte Power-to-Heat-Anlage damals. Kosten, die sich bislang nicht rentiert haben. Denn: Die Anlage ging zuvor kaum in Betrieb.
Die Power-to-Heat-Anlage "Karoline" im Hamburger Karolinenviertel wurde 2018 feierlich eröffnet, blieb jedoch weitgehend ungenutzt. Das teilten die Hamburger Energiewerke (HEnW) am Tag der Meldung mit.
Ursprünglich sollte der 5,9 Millionen Euro teure Elektroheizkessel bei einem Überangebot von Windstrom aus Schleswig-Holstein grüne Fernwärme erzeugen und Abschaltungen von Windkraftanlagen verringern. "Schon beim Bau der Anlage sei klar gewesen, dass sie ohne eine Änderung der regulatorischen Rahmenbedingungen nicht wirtschaftlich zu betreiben sei", sagte Kirsten Fust, Technische Geschäftsführerin und Sprecherin der Geschäftsführung des städtischen Unternehmens. Deshalb habe "Karoline" seither lediglich als Notfallreserve gedient, um etwa beim Ausfall eines Heizkraftwerks die Wärmeversorgung sicherzustellen.
Paragraf haucht Anlage neues Leben ein
Durch einen neuen Paragrafen im Energiewirtschaftsgesetz hat sich die Lage jetzt geändert. "Unsere Power-to-Heat-Anlage 'Karoline' konnten wir dank der Reform des Energiewirtschaftsgesetzes endlich aus dem Dornröschenschlaf holen", sagte Fust. Der neue Paragraf 13k regelt das Prinzip "Nutzen statt Abregeln". Er sieht vor, dass die Übertragungsnetzbetreiber täglich überschüssige Strommengen für den Folgetag prognostizieren und den Teilnehmern berechtigter Anlagen Strommengen zuteilen.
Der Vorteil für Betreiber solcher Entlastungsanlagen: Sie erhalten den Strom zu einem vergünstigten Preis. Der Übertragungsnetzbetreiber gleicht dabei die Differenz zwischen dem Day-Ahead-Marktpreis und einem fixen "13k-Preis" inklusive der Stromnebenkosten aus.
"Karoline" kann 6.700 Haushalte mit Strom versorgen
Auf Grundlage dieser Regelung haben die HEnW mit dem zuständigen Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz zum 1. März einen Vertrag für "Karoline" geschlossen. Obwohl die Anlage eine Leistung von 45 Megawatt hat, wird sie zunächst testweise nur mit 20 Megawatt eingesetzt. Rechnerisch könnten so 6.700 Haushalte versorgt und jährlich bis zu 4.000 Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden, teilte das städtische Unternehmen mit.
Forschungsprojekte wie Karoline zeigten, "dass wir für das Gelingen der Energiewende Weitsicht und einen langen Atem brauchen", sagte Fust. Jetzt leistet die Wind-zu-Wärme-Anlage endlich ihren Beitrag zur Dekarbonisierung.
- Nachrichtenagentur dpa
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