Prozess schon im Sommer? Bericht: Neue Details über Anklage gegen Christina Block

Hamburgs Steakhaus-Erbin Christina Block soll die Entführung ihrer eigenen Kinder in Auftrag gegeben haben. Die Anklageschrift enthüllt laut einem Bericht brisante Details.
Der Prozess gegen Christina Block, Erbin der bekannten Hamburger Steakhaus-Kette "Block House", könnte laut dem "Spiegel" noch in diesem Sommer beginnen. Die Staatsanwaltschaft Hamburg hatte bereits Mitte April Anklage gegen die 52-Jährige und sechs weitere Personen erhoben.
Block wird schwere Entziehung Minderjähriger, gefährliche Körperverletzung, Freiheitsberaubung sowie schwere Misshandlung von Schutzbefohlenen vorgeworfen. Laut der Anklageschrift soll die Unternehmerin den Auftrag erteilt haben, zwei ihrer Kinder gewaltsam nach Deutschland zu bringen.
Dem "Spiegel" zufolge enthält die 148 Seiten umfassende Anklageschrift zahlreiche Hinweise darauf, dass Christina Block deutlich mehr über die Entführung ihrer Kinder gewusst haben dürfte, als sie öffentlich zugibt. Die Angeklagte selbst bestreitet jedoch jegliche Beteiligung an der Tat.
Auch gegen ihren Vater Eugen Block, Gründer der Steakhaus-Kette "Block House", wurde lange ermittelt. Mitte April stellte die Staatsanwaltschaft Hamburg das Ermittlungsverfahren gegen ihn jedoch ein. Den Ermittlern gelang es nicht, ihm eine Beteiligung an der Entführung der Kinder nachzuweisen. Hintergrund des Familiendramas ist ein erbitterter Sorgerechtsstreit zwischen Christina Block und ihrem Ex-Mann.
- Schlappe vor Gericht: Christina Block darf Kinder nicht mehr sehen
Sorgerechtsstreit zog sich über Jahre
Block und ihr Ex-Mann streiten sich seit Jahren um das Sorgerecht für ihre beiden jüngeren Kinder. Der Sohn und die Tochter leben seit August 2021 bei ihrem Vater in Dänemark, obwohl das Hanseatische Oberlandesgericht in Hamburg das Aufenthaltsbestimmungsrecht im Oktober 2021 vorläufig der Mutter übertragen hatte.
Block soll gemeinsam mit einem 62-jährigen Deutschen beauftragt haben, ihre Tochter und ihren Sohn in der Silvesternacht 2023/24 gewaltsam aus der Obhut des Vaters zu entführen. Die nächtliche Aktion hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt.
Zuvor soll Block laut dem "Spiegel" bereits versucht haben, den Geschäftsführer einer Sicherheitsfirma, früher Beamter bei der Spezialeinheit GSG 9 der Bundespolizei, damit zu beauftragen, ihre Kinder zurück nach Hamburg zu bringen. Auch ihr Versuch, eine Sicherheitsfirma aus Gera damit zu beauftragen, schlug laut "Spiegel" fehl.
Doch eine israelische Sicherheitsfirma soll sich der Sache schließlich offenbar angenommen haben. Block soll für die Unterkunft der Gruppe im Hotel Grand Elysée an der noblen Rothenbaumchaussee bezahlt haben – angeblich rund 220.000 Euro. Blocks Anwälte bestreiten die Vorwürfe. Eine rechtskräftige Verurteilung liegt bislang nicht vor – es gilt die Unschuldsvermutung. Die "Block House"-Erbin hatte laut dem "Spiegel" gegenüber Ermittlern eine ganz andere Erklärung für die Entführung ihrer Kinder genannt.
In der Silvesternacht wurden die Kinder in ein Fahrzeug gezerrt
Nach Angaben der Ermittler lauerten in der Silvesternacht 2023/24 dann der nun 35-jährige Hauptbeschuldigte, der Betreiber der Firma aus Israel, und fünf weitere Beteiligte dem Vater der Kinder in Dänemark auf, schlugen ihn nieder, zerrten die Kinder in ein Fahrzeug und brachten sie nach Deutschland. Während eines Fahrzeugwechsels im Grenzgebiet sollen den Kindern die Münder mit Klebeband verschlossen worden sein. Die damals 13-jährige Tochter wurde laut Anklage auch an den Händen gefesselt.
Anschließend wurde die Gruppe in einem Wohnmobil nach Baden-Württemberg gebracht. Dort sollen die Kinder bis zum 2. Januar 2024 gegen ihren Willen festgehalten worden sein – bis ihre Mutter eintraf. Danach wurden sie nach Hamburg gebracht.
Auch gegen den Vater läuft ein Verfahren
Auch der Vater der Kinder ist juristisch kein unbeschriebenes Blatt. Die Hamburger Staatsanwaltschaft hat ihn im Mai 2023 wegen Entziehung Minderjähriger angeklagt – weil er die Kinder im August 2021 nach einem Besuch bei sich einfach dabehalten haben soll. Eine Entscheidung über die Eröffnung eines Verfahrens steht noch aus.
Sein Anwalt Philip von der Meden erklärte: "Es ist gut, dass die Hamburger Justiz sich um die vorbehaltlose Aufklärung des Sachverhalts bemüht. Mein Mandant hofft, dass der Prozess ein Wendepunkt sein wird und er mit seiner Familie künftig ohne Angst vor Überwachung und Gewalt in Frieden leben kann."
- Spiegel: Vorabmeldung vom 13.05.2025
- Eigene Berichterstattung
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- spiegel.de (kostenpflichtig): So soll Christina Block die Entführung ihrer Kinder geplant haben