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Hamburg

Hamburg: "Lauf gegen Rechts" – wirksam oder sinnlos? | Pro & Kontra


Rund um die Alster
"Lauf gegen Rechts" am Sonntag: Mehr Schein als Sein?


24.05.2025 - 15:28 UhrLesedauer: 1 Min.
Eine Gruppe von Joggern und Joggerinnen läuft an der Außenalster entlang (Symbolbild): Am Sonntag findet in Hamburg der "Lauf gegen Rechts" statt.Vergrößern des Bildes
Eine Gruppe von Joggern und Joggerinnen läuft an der Außenalster entlang (Symbolbild): Am Sonntag findet in Hamburg der "Lauf gegen Rechts" statt. (Quelle: IMAGO/Hanno Bode)
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Tausende Menschen joggen beim 14. "Lauf gegen Rechts" am Sonntag um die Alster – und wollen ein Zeichen gegen Faschismus setzen. Bringt das wirklich etwas oder sind solche Events nutzlos?

Egal, ob sportlich ambitioniert im flotten Tempo, ob St. Pauli-Ultra oder Fußball-Skeptiker, ob mit Kinderwagen oder mit Bierchen: Am Sonntag, 25. Mai, werden Tausende Menschen beim "Lauf gegen Rechts" die 7,2 Kilometer um die Alster joggen.

Zum 14. Mal organisiert die Marathonabteilung des FC St. Pauli das Sportevent, um auf rechte Gewalt, strukturelle Diskriminierungen und populistische Rhetorik aufmerksam zu machen.

Aber bringen solche Events wirklich was gegen Rechtsextremismus und Faschismus im Land? Oder ist der "Lauf gegen Rechts" am Ende doch mehr Schein als Sein?

Pro
Elisabeth GefellerRedakteurin Regio Nord

Demokratisches Engagement braucht Mut – und Hoffnung

Demokratien leben vom Engagement des Einzelnen – aber einzeln fühlt man sich manchmal allein. Events wie der "Lauf gegen Rechts" können das Gemeinschaftsgefühl stärken, dabei helfen, aus der gefühlten Ohnmacht herauszukommen und die nötige Kraft schenken für ein tägliches Engagement gegen Rechts.

Eine gesichert rechtsextreme Partei sitzt im Bundestag, laut einer Studie ordnet sich fast jeder vierte Polizist in Hamburg politisch rechts bis rechts außen ein und jeden Tag werden in der Hansestadt drei bis vier rassistische Vorfälle gemeldet: Willkommen in der aktuellen Realität.

Doch wer sich bei all den schlechten Nachrichten lieber verschanzt oder stattdessen mit knuffigen Hunde-Videos ablenkt, hat schon verloren: Ein signalstarkes und gemeinschaftliches Event wie der "Lauf gegen Rechts" kann nicht nur die Sinne schärfen für das Problem – es kann vor allem Mut machen. Mut, beim nächsten rassistischen Vorfall in der U-Bahn oder am Arbeitsplatz der betroffenen Person zur Seite zu stehen. Und es ist eine Gelegenheit, Gleichgesinnte zu finden, mit denen man sich auch nach dem Lauf gemeinsam engagieren kann – ob ehrenamtlich oder aktivistisch.

Der Lauf am Sonntag wird zeigen, dass die Rechten in Hamburg in der Minderheit sind. Tausende Menschen werden gemeinsam schwitzen und deutlich machen: Es gibt sie noch, die Hoffnung, dass diese Welt im Rechtsdrall doch noch irgendwie zu retten ist.

Kontra
t-online-Redakteur Florian Boldt.
Florian BoldtRegional-Redakteur Hamburg

"Lauf gegen Rechts"? Nette Symbolik für die eigene Blase

Zunächst einmal: Es ist natürlich enorm wichtig, klar und deutlich Haltung gegen Rechts zu zeigen. Die Demokratie gerät langsam, aber stetig in Gefahr, die AfD hat im Sonntags-Trend die Union eingeholt und es ist die Pflicht als Mehrheit der Gesellschaft, jetzt immer lauter zu werden und sich zu wehren. Aber reicht ein gemeinsamer Lauf wirklich aus, um diese sehr tiefgreifenden Probleme anzugehen?

In erster Linie ist der "Lauf gegen Rechts" eine symbolische Aktion. Er spricht Menschen an, die sich ohnehin gegen Rechts engagieren. Man läuft in einer kleinen Wohlfühlblase um die Alster, versichert sich gegenseitig, auf der richtigen Seite zu stehen – denn man hat ja was gemacht.

Indirekt stimmt das sogar: Dass der gesamte Erlös des Laufs an antirassistische Gruppen und das Hamburger Bündnis gegen Rechts gespendet wird, ist definitiv eine richtige und wichtige Sache. Nur: Dafür muss niemand um die Alster laufen, Geld lässt sich auch mit einer Spende vom Sofa aus spenden.

Wegen eines "Laufs gegen Rechts" selbst läuft allerdings kein einziger Nazi weniger durch die Stadt. Es gibt auf der Strecke keine Auseinandersetzung mit den rechten Netzwerken und Strukturen. Es ändert sich erst einmal nichts an den tatsächlichen Problemen und das schon seit 14 Jahren, in denen es den Lauf gibt. Wirksame Arbeit gegen Rechtsextremismus ist dagegen unbequem. Ein "Lauf gegen Rechts" ist ein nettes Symbol – mehr auch nicht.

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Verwendete Quellen
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