Messerattacke am Hauptbahnhof Ärzte hielten die Tatverdächtige am Tag zuvor für ungefährlich

Nach dem Messerangriff am Hauptbahnhof Hamburg werden weitere Details zu der mutmaßlichen Täterin bekannt. Sie wurde einen Tag vor der Attacke aus einer psychiatrischen Klinik entlassen – Ärzte hielten sie für ungefährlich.
Eine 39-Jährige soll am Freitag auf einem Bahnsteig des Hamburger Hauptbahnhofs wahllos Menschen mit einem Messer angegriffen haben. Dabei wurden 18 Personen verletzt.
Die gebürtige Niedersächsin ist für die Behörden keine Unbekannte – sie sei seit 2021 immer wieder polizeilich aufgefallen, wie ein Sprecher des niedersächsischen Innenministeriums mitteilte: "Unter anderem erschien sie mehrfach auf Polizeidienststellen und zeigte dabei deutliche Anzeichen einer psychischen Erkrankung."
Bereits im vergangenen Jahr leitete die Polizei mehrere Strafverfahren gegen die Frau ein. Laut "Bild"-Zeitung hatte die Frau im Februar ein kleines Mädchen auf dem Hamburger Flughafen angegriffen. Zuletzt wurde sie Anfang Mai in Cuxhaven auffällig und daraufhin gerichtlich in das Ameos-Klinikum Seepark Geestland bei Cuxhaven eingewiesen. Nach dreiwöchiger Behandlung wurde sie einen Tag vor der Attacke in Hamburg von den Ärzten entlassen.
Tatverdächtige wurde von Ärzten als ungefährlich eingestuft
Ob ein Patient oder eine Patientin aus einer psychiatrischen Klinik entlassen werden kann, hängt von einer entscheidenden Frage ab: Stellt die Person eine Gefahr für sich selbst oder für andere dar?
Die Ärzte hätten im Fall der Verdächtigen nach drei Wochen keine weitere medizinische Rechtfertigung für eine Verlängerung der Unterbringung gesehen, berichtet die "Nordsee Zeitung" (NZ). Auch freiwillig habe sie sich nicht weiter behandeln lassen wollen.
"Es passieren leider immer wieder solche oder ähnliche Vorkommnisse, wenn sich diese psychisch schwer erkrankten Menschen verfolgt oder bedrängt fühlen und sie die Situation, die Realität, in der sie sich gerade befinden, nicht korrekt einschätzen können" sagte Ameos-Vorstandsmitglied Michael Diekmann der NZ.
Es komme vor, dass psychisch Erkrankte an dem einen Tag noch unauffällig und ungefährlich erscheinen – und am nächsten Tag oder auch nur wenige Stunden danach sehe das bereits anders aus.
Laut "Bild" leidet die Frau an paranoider Schizophrenie
Aufgrund der ärztlichen Schweigepflicht und den laufenden Ermittlungen konnten die Behörden bisher keine Aussage über die Erkrankung der 39-Jährigen machen. Laut Berichten der "Bild" leidet die Frau an paranoider Schizophrenie.
Die niedersächsischen Behörden haben nach eigenen Angaben keine Hinweise, dass die Verdächtige bei Einsätzen in der Vergangenheit schon einmal ein Messer genutzt haben könnte. Auch lägen keine waffenrechtlichen Erlaubnisse vor. Laut NDR soll die 39-Jährige aus Braunschweig kommen.
Nach der Attacke wurde die Frau von der Polizei festgenommen. Ein Haftrichter entschied, sie erneut in einer psychiatrischen Klinik unterzubringen. Von den 18 verletzten Personen schwebten vier davon – drei Frauen im Alter von 24, 52 und 85 sowie ein Mann im Alter von 24 – zwischenzeitlich in Lebensgefahr. Mittlerweile sind laut Mitteilung der Polizei alle vier in einem stabilisierten Zustand.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- ndr.de: "Messerattacke am Hauptbahnhof Hamburg: Verdächtige gibt Tat zu"
- nordsee-zeitung.de: "Ameos zur mutmaßlichen Täterin aus Debstedt" (kostenpflichtig)
- bild.de: "Am Tag vor der Tat wurde sie aus der Psychiatrie entlassen" (kostenpflichtig)
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