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Hamburg

Wie die traditionelle Oberhafenkantine aus Hamburg nach Berlin kam


100. Geburtstag
Wie kommt die traditionelle Oberhafenkantine nach Berlin?


23.07.2025 - 20:10 UhrLesedauer: 3 Min.
Die Oberhafenkantine in Berlin: Gerade und aus Holz statt schief und aus Backsteinen.Vergrößern des Bildes
Die Oberhafenkantine in Berlin: Gerade und aus Holz statt schief und aus Backsteinen. (Quelle: Oberhafenkantine Berlin )
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Am Freitag feiert die traditionsreiche Oberhafenkantine in Hamburg ihren 100. Geburtstag. Ein Nachbau von ihr steht in Berlin. Wie es dazu kam.

Hamburg hat vieles, was Berlin nicht hat. Einen funktionierenden, öffentlichen Nahverkehr zum Beispiel. Geld. Hanseatische Zurückhaltung statt Berliner Schnauze. Fischbrötchen statt Currywurst. Viel Wasser, viel Hafen, viel Möwengeschrei. Die Elbphilharmonie. Die traditionelle Oberhafenkantine, wo sich schon vor 100 Jahren die Hafenarbeiter vor der Arbeit ihre Frikadellen schmecken ließen.

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Aber Moment mal. Wer im Internet die Oberhafenkantine sucht, landet nicht nur beim Original, das an diesem Freitag sein 100-jähriges Bestehen feiert. Die Oberhafenkantine gibt es nämlich auch ... in Berlin. In Berlin? Tatsächlich: Statt schief und aus Backstein ist die "Oberhafenkantine – Replika" in Alt-Treptow kerzengerade und aus Holz. Und dort ist sie schon seit mehr als zehn Jahren.

Die Oberhafenkantine in Berlin: Für Hochzeiten und Geburtstage

Die Holzhütte in der deutschen Hauptstadt ist anders als in Hamburg kein Restaurant, wo Matjesfilet und klassischer Labskaus mit Spiegelei und Rollmops auf die Tische kommen, sondern ein Veranstaltungsort. Von Mai bis Juni können dort Hochzeiten, Firmenevents oder Geburtstage gefeiert werden. Bis zu 200 Gäste finden Platz.

Christian Mielmann, genannt Milo und Geschäftsführer der Berliner Kopie, scheint im Gespräch mit t-online selbst noch immer ein wenig verwundert darüber zu sein, dass er der Inhaber dieses kuriosen Gebäudes ist. Der Mittvierziger arbeitet als Regisseur – mit Gastronomie hatte er lange Zeit gar nichts am Hut. Wie er und sein Geschäftspartner Fabian Schmidt, eigentlich ein Architekt, an die Holzhütte gekommen sind, ist eine kuriose Geschichte.

Kopie des Gebäudes sollte als Kulturbotschafter reisen

Milo ist in Fuhlsbüttel aufgewachsen und mit der späteren Frau von Klausmartin Kretschmer zur Grundschule gegangen. Kretschmer hatte im Jahr 2000 die unter Denkmalschutz stehende Oberhafenkantine übernommen.

2008 hat der damals sehr aktive Hamburger Künstler Thorsten Passfeld die Oberhafenkantine im Maßstab 1:1 nachgebaut – aus recyceltem Holz von Baustellen und abgerissenen Häusern, aber mit den Originalfenstern, die nach der Sanierung im Jahr 2005 übrig geblieben waren. Einige Zeit lang stand die Kopie direkt neben dem Original. Das ursprüngliche Ziel: Die transportfähige "Oberhafenkantine – Replika" sollte als Kulturbotschafterin um die Welt ziehen.

Milo: "Das roch so toll, nach Sägespänen und Harz"

An einem Tag im Jahr 2010 war Milo mit seinem Freund Fabian – beide damals Anfang 30 – zum Mittagessen in der Kantine. Die beiden studierten in Berlin. Da soll Kretschmer den beiden spontan angeboten haben, die Holzhütte mit in die Hauptstadt zu nehmen und dort als Kunstwerk zu betreuen.

"Da stand dann plötzlich das gleiche Ding noch mal. Und das roch so toll, nach Sägespänen und Harz", erinnert sich Milo heute. Im studentischen Eifer sagten die beiden jungen Männer zu – auch wenn sie zuvor weder mit Kunstwerken noch mit Gastronomie zu tun hatten. Im Jahr 2011 wurde die Holzhütte auf einem Schiff nach Berlin verfrachtet: Drei Tage lang war sie über die Elbe, die Havel und die Spree unterwegs.

Die ersten drei Jahre stand die "Oberhafenkantine – Replika" als begehbares Kunstwerk zwischen angesehenen Galerien hinter dem Museum "Hamburger Bahnhof" in Berlin-Mitte. "Wir hatten erst mal keine Ahnung, was wir da machen – waren total naiv", so Milo. Die Holzhütte sei ein Liebhaberprojekt der Studenten gewesen, in das sie viel Geld hineinsteckten.

Hamburger seien über Berliner Kopie oft überrascht

Nach drei Jahren aber musste das Gebäude umziehen – und seit 2011 steht es nun in der Nähe des Festsaals Kreuzberg. Der neue Standort sei laut Milo lukrativer – es wüssten zwar nicht viele von dem Veranstaltungsort, aber es verbreite sich gut über Mundpropaganda. Die Kantine und der zugehörige Garten werden für private Feiern genutzt.

"Viele Leute wissen gar nicht, dass es die Oberhafenkantine auch in Berlin gibt", sagt Milo lachend. Und auch Hamburger, die in Berlin zu Besuch sind, seien oft überrascht – freuen sich dann aber über die Kopie.

In drei Jahren läuft der aktuelle Mietvertrag für das Grundstück aus – Milo kann sich vorstellen, dass die Oberhafenkantine dann an einen neuen Ort verschifft wird. Wohin? Das steht noch in den Sternen. Am Freitag reist Milo erst mal nach Hamburg, um den 100. Geburtstag des Originals zu feiern.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Christian Mielmann, Geschäftsführer der Oberhafenkantine Berlin am 23. Juli
  • oberhafenkantine-berlin.de: "Das Kunstwerk"

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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