Justizvollzug Hamburgs Gefängnisse fast voll

96 Prozent der Haftplätze belegt – laut einem Bericht ist die Lage in Hamburg angespannt. Was die Justizbehörde sagt – und warum die Pandemie für sinkende Zahlen sorgte.
Hamburgs Gefängnisse stehen kurz vor der Vollauslastung: Rund 96 Prozent der verfügbaren Haftplätze sind belegt. Das teilte die Justizbehörde der Hansestadt dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) mit. Die Recherche des RND beruht auf einer bundesweiten Abfrage bei allen 16 Landesjustizministerien – und zeigt: Nicht nur Hamburg, auch andere Bundesländer stoßen an ihre Grenzen.
Die Hamburger Justizbehörde bezeichnete die Belegungssituation im Vollzug gegenüber dem RND als "insgesamt stark angespannt". Auch in Bremen ist die Lage angespannt, dort liegt der Auslastungsgrad sogar leicht höher bei 97 Prozent. Am angespanntesten ist die Lage in Rheinland-Pfalz: Dort sind laut Ministerium im geschlossenen Frauenvollzug sogar 113,8 Prozent der Plätze belegt – es kommt zur Mehrfachbelegung von Zellen.
Die geringste Auslastung haben laut RND-Bericht die Vollzugsanstalten in Sachsen-Anhalt und Sachsen mit jeweils 79 Prozent, in Brandenburg mit 78 Prozent und in Thüringen am geringsten mit 71 Prozent.
Pandemie als Wendepunkt
Wie in anderen Bundesländern war auch in Hamburg die Zahl der Inhaftierten während der Corona-Pandemie zurückgegangen. Laut Justizbehörden lag das unter anderem daran, dass Ersatzfreiheitsstrafen zeitweise nicht vollstreckt wurden, um Infektionsrisiken in den Haftanstalten zu vermeiden. Zudem wurden insgesamt weniger Straftaten verübt. Seit 2023 steigen die Zahlen jedoch wieder spürbar an.
Nach den RND-Daten liegt die bundesweite Gefängnisauslastung derzeit bei etwa 86 Prozent. Insgesamt sind mehr als 60.000 Menschen in Deutschland inhaftiert, etwa 94 Prozent davon Männer. Einige Bundesländer planen bereits zusätzliche Haftplätze. Aus Hamburg gibt es dazu bislang keine konkreten Aussagen.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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