Invasive Infektionen RKI warnt: Gefährlicher Erreger in Hamburg ausgebrochen – drei Tote

Seit ein paar Monaten grassiert ein sogenannter Hib-Erreger in Hamburg: Besonders Suchtkranke und Wohnungslose sind betroffen und leiden unter schweren Verläufen der Atemwegs-Erkrankung.
Ende 2024 ist in Hamburg eine seltene, invasive Infektionskrankheit ausgebrochen: Wie das Robert Koch-Institut (RKI) in einem epidemiologischen Bericht mitteilt, handelt es sich um einen sogenannten Hib-Erreger, der die Atemwege angreift und sich auf andere Organe ausbreiten kann.
Auf Anfrage von t-online teilt die Sozialbehörde mit, dass bis zum 5. August insgesamt 16 Erkrankungen in der Hansestadt festgestellt wurden. Betroffen seien vor allem Menschen, die nach eigenen Angaben Drogen konsumieren und teilweise ohne Obdach sind. Im vergangenen Jahr sind drei Personen an schweren Verläufen der Krankheit verstorben. Zuerst hat der NDR über das Thema berichtet.
16 Menschen in Hamburg haben sich mit dem Erreger infiziert
Dass erwachsene Menschen unter dem Erreger leiden und mitunter sogar daran sterben, beurteilt das RKI als "ungewöhnlich": Die Hib-Infektionen treten in der Regel nur bei Säuglingen und Kleinkindern und fünf Jahren auf, selten auch bei hochaltrigen Menschen. Seit Einführung der Hib-Standardimpfung im Säuglingsalter in den 1990er-Jahren sei die Krankheitslast jedoch stark zurückgegangen.
Die Betroffenen in Hamburg sind zwischen 26 und 58 Jahre alt, alle waren in der Stadt gemeldet oder haben sich dort aufgehalten. Wie das RKI berichtet, muss von einem anhaltenden Infektionsgeschehen ausgegangen werden.
Folgende Symptome traten bei den Betroffenen auf: Lungenentzündung, Blutvergiftung, Hirnhautentzündung. Hib (Haemophilus-Influenza-Typ-B) wird vor allem durch Tröpfcheninfektionen übertragen, also durch Niesen, Husten oder durch engen Kontakt. Auch Fieber, Luftnot, Nackensteifigkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen seien laut der Sozialbehörde typisch für eine Hib-Erkrankung.
Drogen und das Leben auf der Straße als besonderer Risikofaktor
Da bei gesunden Erwachsenen eine Hib-Infektion meist mild oder sogar gänzlich ohne Symptome verläuft, geht das RKI derzeit davon aus, dass Wohnungslosigkeit und Drogengebrauch einen schweren Krankheitsverlauf begünstigen.
"Insbesondere der Gebrauch von inhalativen Drogen wird als ein Risikofaktor für eine invasive Hib-Erkrankung vermutet", so das RKI. Auch Vorerkrankungen, Rauchen und Mangelernährung können zu einer Immunschwäche führen.
Maßnahmen in Hamburg, um Infektionen zu verhindern
Laut der Sozialbehörde haben die zuständigen Gesundheitsämter seit Bekanntwerden der Fälle umgehende Schutzmaßnahmen eingeleitet:
- Niedrigschwellige Informationsangebote für Risikogruppen
- Angebot einer Chemoprophylaxe (die vorsorgliche Einnahme von Medikamenten, meist Antibiotika)
- Aufklärung über Symptome und Ansteckungswege
- Abstriche bei Kontaktpersonen
Zudem seien Einrichtungen wie Notunterkünfte gezielt informiert und sensibilisiert worden. Für Menschen, die zur Risikogruppe gehören, werden Impfungen in zwei Drogenkonsumräumen angeboten. "Ziel ist es, möglichst viele Menschen aus der genannten Risikogruppe zu erreichen, eine Immunität herzustellen und so weitere Infektionen zu verhindern", erklärt eine Sprecherin der Sozialbehörde.
Gefährlich für die Gesamtbevölkerung sei der Erreger nicht: "Das bisherige Ausbruchsgeschehen ist auf Suchtkranke und Wohnungslose begrenzt", so die Sprecherin weiter.
- rki.de: "Epidemiologisches Bulletin" vom 3. Juli
- Rückmeldung der Sozialbehörde vom 5. August per Mail
- ndr.de: "Aggressiver Erreger trifft Suchtkranke und Wohnungslose"