Anwalt Kury ist raus Christina Block setzt alles auf eine Karte

Christina Block will sich künftig nur noch von Ingo Bott vertreten lassen, zwei weitere Juristen sind raus. Das hat Auswirkungen auf die Strategie. Kann das gut gehen?
Ein Paukenschlag im Block-Prozess: Der Pflichtverteidiger von Christina Block, der Anwalt Otmar Kury, ist raus. Prozessbeteiligte hatten t-online am Dienstag informiert, dass Block ihrem Anwalt das Mandat gekündigt haben soll. Kury bestätigte dem NDR das Vorgehen. Auch die Familienrechtsanwältin von Block, die sie im Sorgerechtsstreit vertreten hat, soll ihr Mandat von sich aus niedergelegt haben.
Noch ist über diese Vorgänge nicht entschieden. Ob der Strafverteidiger Ingo Bott künftig allein Christina Block im Prozess der mutmaßlichen Kindesentführung vertreten darf, muss die Kammer entscheiden. Entsprechende Anträge werden nun geprüft, bestätigte eine Sprecherin des Gerichts. Der Vorgang sei nicht alltäglich.
In der "Mopo" äußerte sich Christina Block am Mittwoch zu den Gründen ihres Schritts: Seit einiger Zeit habe sie festgestellt, "dass unsere beiden Welten sehr unterschiedlich sind. Mir ist daran gelegen, als der Mensch gesehen und gehört zu werden, der ich tatsächlich bin", sagte sie. Sie danke Otmar Kury für dessen Einsatz und wolle dessen "fachkundige und hochprofessionelle Kompetenz" nicht infrage stellen.
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Erst Otmar Kury, dann Ingo Bott
Es war eine Überraschung, als Christina Block kurz vor Prozessbeginn als zweiten Verteidiger Ingo Bott benannte. Bis dahin hatte sie sich von Otmar Kury vertreten lassen. Kury entstammt einer Dynastie aus Juristen, die auf das Jahr 1923 zurückgeht. Der jahrelange Chef der Hamburger Rechtsanwaltskammer gilt als Routinier. Mit öffentlichkeitswirksamen Prozessen, wie dem Betrugsvorwurf gegen den ehemaligen Hagenbeck-Chef oder den Abgasmanipulationen bei Daimler-Dieselmotoren, erregte er Aufsehen.
Dann kam Ingo Bott. Seine Strategie kollidierte mit den Ideen von Kury, wie dieser der "Bild" berichtete. Er sei um den Zustand seiner bisherigen Mandantin besorgt, sagte er der Zeitung. Das "Abendblatt" berichtet, der Anwalt habe zerknirscht gewirkt. Offenbar kam es im Prozessverlauf zu erheblichen Spannungen zwischen den Juristen.
Die waren im Gerichtssaal von Anfang an zu spüren. Während sich Christina Block meist vor Prozessbeginn und in den Pausen zu ihrem Verteidiger Bott stellte, stand Kury immer etwas abseits. Auch wechselten die beiden Verteidiger nur wenige Worte im Gerichtssaal. Eine Einheit, die geschlossen für Christina Block auftritt, waren diese beiden Männer nicht.
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Zwei Verteidiger, zwei Strategien im Block-Prozess
Das mag auch der unterschiedlichen Strategie liegen, mit der die beiden Männer in den Prozess gestartet sind. Das Bild einer verzweifelten Mutter, die um ihre Kinder kämpft und die unschuldig sei, zeichneten zwar beide. Doch bei Kury kam ein weiterer Aspekt dazu: Er bat schon im Einstiegsplädoyer darum, Christina Block fair zu behandeln. Seine Mandantin würde die volle Verantwortung für ihre Handlungen übernehmen. Am Ende forderte er das Gericht auf, den Fall objektiv zu bewerten und sich nicht von Emotionen leiten zu lassen.
Doch genau diese Emotionen sind es, mit denen Ingo Bott seine Mandantin raushauen will. Für ihn steht die enorme Drucksituation von Christina Block im Zentrum seiner Argumentation. Er selbst präsentiert ein Alternativszenario, wer als Drahtzieher hinter der Entführung von zwei der vier Block-Kinder in der Silvesternacht 2023/2024 verantwortlich sein könnte: Die israelischen Sicherheitsleute sollen auf eigene Faust die Kinder entführt haben, um das Leid von Christina Block auszunutzen.
Christina Block stellt sich gegen Kury
Kury hatte eine andere Lösung für den Fall parat: Im Vorfeld des Prozesses hatte er eine Bargeldabhebung von Christina Blocks Mutter Christa ins Spiel gebracht. Diese könnte kurz vor ihrem Tod im Jahr 2023 für die Beauftragung der Entführung verantwortlich sein. Christina Block räumte diesen Vorwurf in ihrem rund einen Prozesstag andauernden Statement selbst ab und stellte sich so deutlich gegen Kury in ihrer Argumentation.
Jetzt soll Bott es allein richten. Gibt die Kammer grünes Licht, geht der Prozess in der kommenden Woche am Freitag weiter. Seine Strategie ist klar: Er will den Freispruch für Christina Block.
- Eigene Recherchen und Beobachtungen während des Prozesses am Landgericht Hamburg
- Eröffnungsplädoyer von Otmar Kury vor dem Landgericht Hamburg vom 11. Juli 2025
- mopo.de: "Block-Beben: Jetzt erklärt Christina Block ihren Verteidiger-Rauswurf"
- ndr.de: "Christina Block hat offenbar einem ihrer Anwälte gekündigt"
- bild.de: "Anwalt von Christina Block schmeißt hin"