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Hamburg

Hamburg: Hund Sebi findet neues Zuhause – Dank Dating im Schanzenpark


Hunden ein Zuhause geben
Dating mit Hunden? Eine rührende Liebesgeschichte aus Hamburg


06.08.2025 - 17:03 UhrLesedauer: 5 Min.
Lisa Schiebold und ihr Freund haben sich sofort in Hund Sebi verliebtVergrößern des Bildes
Lisa Schiebold und ihr Freund haben sich sofort in Hund Sebi verliebt: Inzwischen ist der Rüde Teil ihres Lebens. (Quelle: Privat)
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"Bark Dates" bringen Hunde aus dem Tierschutz und adoptionswillige Menschen zusammen. Beim Hamburger Treffen hat es zwischen Lisa Schiebold und dem Mischlingsrüden Sebi ordentlich gefunkt. Inzwischen gehört er fest zur Familie.

Es war Liebe auf den ersten Blick. Schon länger hatten Lisa Schiebold und ihr Freund über einen Hund nachgedacht – und dann hatten sie endlich genug Zeit, Geld und einen großen Garten. Am liebsten sollte das neue Familienmitglied aus dem Tierschutz und nicht vom Züchter kommen.

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Nachdem die Recherche auf örtlichen Tierheimseiten erfolglos geblieben war, entschieden sich die beiden für den Besuch eines "Bark Date" (engl. "to bark" heißt auf Deutsch "bellen") im Hamburger Schanzenpark.

Hunde treffen neue Begleiter

"Wir wollten einfach mal vorbeischauen. Große Hoffnungen, gleich fündig zu werden, hatten wir nicht", erzählt Lisa Schiebold. "Bark Dates" werden von der gleichnamigen Organisation in ganz Deutschland veranstaltet und folgen einem einfachen Prinzip: Hunde aus dem Tierschutz und interessierte Menschen werden in Parks zusammengebracht.

Wie beim Speed-Dating kann man von Hund zu Hund gehen und schauen, ob die Chemie stimmt. Die Pflegestellen oder Mitarbeitenden aus dem Tierheim erzählen außerdem, was die Hunde ausmacht, in welches Zuhause sie am besten passen würden und welche Geschichte sie mitbringen. Mit dabei sind seriöse Tierschutzorganisationen, die Tiere aus dem Ausland vermitteln, genauso wie örtliche Tierheime.

Liebe auf den ersten Blick

"An diesem Tag waren etwa 30 Hunde im Schanzenpark. Sebi war der erste Hund, den wir gesehen haben. Es hat sofort gefunkt", sagt Schiebold. Er ließ sich sofort streicheln und suchte die Nähe des Paars. Auch sonst machte er einen ausgeglichenen Eindruck, trotz der vielen Besucher und anderen Hunde.

Das ist keine Selbstverständlichkeit bei seiner Vergangenheit: Immerhin verbrachte der dreijährige Mischlingsrüde einen großen Teil seines bisherigen Lebens in einem bulgarischen Tierheim. Vielleicht lebte er auch kurze Zeit bei einer Familie, immerhin kennt er schon einige Grundkommandos und läuft gut an der Leine. Auch der Rasse-Mix lässt sich nur grob erahnen.

Vierbeiner für Beruf und Büro

Das Aussehen habe aber ohnehin keine große Rolle gespielt, sagt Schiebold. Weil das Paar kaum Hundeerfahrung mitbrachte, suchten sie eher nach einem mittelgroßen und unkomplizierten Hund, der Lust auf viel Bewegung und Abenteuer hat. Langfristig soll er im eigenen Gartenbaubetrieb mitlaufen oder die Ruhe im Homeoffice genießen. Dafür sind sie auch bereit, mit ihm in die Hundeschule zu gehen und viel zu trainieren.

Auch wenn sie von Anfang an aussichtsreiche Adoptions-Kandidaten waren, bekamen sie nicht gleich eine Leine in die Hand gedrückt. Interessenten müssen einen Online-Fragebogen zur eigenen Lebenssituation ausfüllen. Danach beginnt der Auswahlprozess bei den Tierschutzorganisationen.

In diesem Fall ging es schnell, schon am nächsten Tag klingelte Schiebolds Handy. Ein zweites Treffen zum näheren Beschnuppern wurde ausgemacht, diesmal nicht auf der trubeligen Wiese, sondern bei der Pflegestelle. Gemeinsam machten sie einen Spaziergang mit Sebi und sprachen über die mit einem Hund verbundene Verantwortung.

Außerdem mussten sie ihr Haus und den großen Garten zeigen. Dass die Tierschutzorganisationen vor der Vermittlung genau hinsehen, findet "Bark Date"-Gründerin Lisa Williamson wichtig: "Wenn die Hunde aus dem Ausland nach einer Vermittlung in Tierheimen in Deutschland landen, wäre das ein Worst-Case-Szenario. Deshalb müssen wir ein sicheres Zuhause finden."

Strenge Kontrolle der Tierschutzvereine

Genau hingeschaut wird auch bei den Tierschutzorganisationen. Auf "Bark Dates" dürfen sich nur seriöse Vereine präsentieren, die nicht nur Hunde aus dem Ausland herbringen, sondern auch vor Ort Tierschutz betreiben, die Hunde vernünftig unterbringen und transportieren oder Kastrationsprojekte umsetzen.

Viele Hunde beim "Bark Date" haben schon einige Zeit in einer Pflegestelle in Deutschland gelebt. Das hilft, um die Hunde besser einschätzen zu können und die idealen neuen Halter zu finden. Auch nach der Vermittlung werden die neuen Besitzer begleitet.

Nach sechs Monaten gibt es einen weiteren Kontrollbesuch. "Von den Pflegestellen bekommen die Interessenten bei 'Bark Date' auch eine Einschätzung zur Verträglichkeit mit Kindern oder anderen Haustieren und Baustellen in der Erziehung. Und die Mitarbeitenden können sich im Gespräch einen ersten Eindruck von den Interessenten verschaffen", sagt Williamson.

Risiken bei Auslandsadoption

Im Auslandstierschutz ist das hingegen nicht immer der Fall. Wie bei Züchtern gibt es auch hier unseriöse Akteure. Auf Instagram oder Vermittlungswebseiten werben sie mit netten Texten und herzerwärmenden Bildern für die Tiere. Mit dem Backgroundcheck der Interessenten nehmen sie es nicht genau, auch ein Zwischenstopp bei einer Pflegestelle wird selten eingelegt. Schnell werden die Hunde dann direkt aus dem Transporter an Menschen vermittelt.

Auch bei der gemeinnützigen Organisation "Bark Date" kennt man solche Geschichten. Deshalb setzt man nicht nur auf die Vermittlung von Tieren, sondern will auch die Strukturen im Tierschutz stärken – durch Fortbildungen für Ehrenamtliche oder Vernetzung von einzelnen Projekten in den jeweiligen Ländern. "Viele dieser Vereine werden mit viel Leidenschaft geführt. Wenn sie stärker zusammenarbeiten, können sie aber noch mehr bewegen und dafür sorgen, dass wir weniger Hunde vor Ort retten müssen", sagt Williamson.

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Schließlich sei die Adoption von Straßenhunden nur eine Übergangslösung. Ziel müsse es bleiben, ihre Vermehrung zu hindern und damit das Problem vor Ort zu lösen. Weil man davon in Ländern wie Rumänien oder Bulgarien noch Jahrzehnte entfernt ist, bleibt die Vermittlung vorerst ein wichtiger Teil der Arbeit. Immerhin: Knapp ein Viertel aller gezeigten Hunde findet über die "Bark Dates" ein neues Zuhause. Darunter seien viele, die im Internet oft untergehen, weil sie zu alt oder keine klassischen Schönheiten sind – oder einfach, weil sie schwarzes Fell haben, berichtet Williamson.

Sebi erobert neues Zuhause

Im direkten Kontakt mit den Menschen überzeugen sie dann schnell – genau wie Sebi. Zwei Wochen nach dem ersten Kennenlernen konnte er in seinem neuen Zuhause im Hamburger Speckgürtel einziehen. Zum Einleben brauchte der Rüde kaum Anlaufzeit. Wenn Lisa Schiebold im Homeoffice arbeitet, schläft er gemütlich im Körbchen oder schnüffelt im Garten.

Wenn es dann zu Spaziergängen, Jogging-Runden oder Wanderungen kommt, ist er Feuer und Flamme. "Wir hatten riesiges Glück mit Sebi. Er ist unkompliziert und erleichtert uns den Einstieg ins Leben mit Hund", sagt sie. Nur eines habe sie unterschätzt: Wie sehr der Hund den Alltag bestimmt. Urlaube müssen nun anders geplant werden. Weil er noch nicht so gut allein bleiben kann, müssen die Tage des Paars nun etwas stärker organisiert werden.

Daran wollen die beiden nun mit einem Hundetrainer arbeiten, genau wie am Grundgehorsam oder dem Anbellen des Nachbars am Gartenzaun. Auch in der Hundeschule zeigt sich Sebi bislang von der besten Seite. Auf seinen Namen hört er immer besser, ab und zu darf er schon ohne Leine laufen, und Tricks wie Pfötchen geben lernt er mit großer Begeisterung – es scheint, als habe es bei diesem Date auf allen Ebenen "Klick" gemacht.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Lisa Schiebold
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