Oligarch droht Beschlagnahmung Wieso eine 135 Millionen Euro teure Jacht im Hamburger Hafen kreist

Viel war in den letzten Wochen um Megajachten im Hamburger Hafen, die russischen Oligarchen gehören sollen, gerätselt worden. Am Freitag zieht eine von ihnen plötzlich Kreise im Hafenbecken. Was steckt dahinter?
Die Megajacht "Solandge" zieht am Freitag seit den Mittagsstunden Kreise im Hafen von Hamburg. Sie drehte sich direkt vor der Werft zwischen Steinwerder und Container Terminal Tollerort um die eigene Achse und wurde dabei von einem kleinen Beiboot begleitet.
Ein Sprecher des Hamburger Zolls sagte t-online, dass es sich bei den Bewegungen des Schiffes um eine Werfterprobung handle – dabei wird überprüft, ob alle Bauarbeiten am Schiff auch ordnungsgemäß durchgeführt worden sind. Zu einer Beschlagnahmung des angeblich einst 135 Millionen Euro teuren Schiff kam es demnach nicht.
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Diese steht aber weiter im Raum: Schließlich ist der mutmaßliche Eigentümer der "Solandge" kein Unbekannter – Suleiman Kerimow zählt zu den einflussreichsten Männern in Russland.
Seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine wird von Zoll und Bundesregierung geprüft, ob sich einige Jachten von russischen Oligarchen im Hamburger Hafen beschlagnahmen lassen – als Sanktion gegen die Putin-treuen Milliardäre.
Das Vermögen des Oligarchen und Putin-Vertrauten Kerimow wird vom US-Wirtschaftsmagazin "Forbes" auf rund elf Milliarden Euro geschätzt. Der 56-Jährige kam zu seinem Vermögen unter anderem als Großaktionär mehrerer Rohstoffproduzenten, einige Jahre saß er auch schon für Putins Partei "Einiges Russland" im russischen Parlament.
Wirbel um Jachten, die russischen Oligarchen gehören sollen
Seit Ende Februar ist der "Solandge"-Besitzer stärker unter Druck geraten: Die Europäische Union hatte ihn kurz nach Beginn des russischen Einmarschs in der Ukraine auf eine Sanktionsliste gestellt, gemeinsam mit anderen Oligarchen.
Auch in Frankreich droht Kerimow weiterhin Ungemach: Dort steht er bereits seit 2017 vor Gericht – der Vorwurf: Steuerbetrug und Geldwäsche. Gegen eine Bezahlung von fünf Millionen Euro und die Hinterlegung seines Passes kam er laut einem Bericht der "Luzerner Zeitung" jedoch wieder auf freien Fuß – und hatte so auch stets genügend Zeit, sich um seine "Solandge" zu kümmern.
Schon vor zehn Tagen war die "Solandge" umgeparkt worden, wie zunächst die "Bild" berichtet hatte. Die 85 Meter lange Megajacht hatte seit Dezember zur Aufarbeitung in der Hamburger Werft Blohm+Voss gelegen und war verhüllt.
- Reporter vor Ort
- Forbes-Magazin: Vermögen von Sleiman Kerimow und seiner Familie
- superyachtfan.com: Profil der Solandge
- Hamburger Abendblatt: "Was wird aus den Super-Yachten der Oligarchen in Hamburg?"
- Luzerner Zeitung: "Oligarch Kerimow hat enge Beziehungen zu Luzern"
- Bild: "Macht die Russen-Yacht die Biege?"