Idee für altes Kohlekraftwerk Wie Hamburg das europäische Wasserstoff-Zentrum werden will
In Hamburg könnte schon bald umweltfreundliche Energie erzeugt werden, die Deutschland unabhängiger von Öl und Erdgas macht. Dort soll in wenigen Jahren eine Wasserstoff-Produktion an den Start gehen.
Eine von den Hamburger Behörden für Wirtschaft und Umwelt in Auftrag gegebene Studie kommt zu dem Ergebnis, dass das stillgelegte Kohlekraftwerk Moorburg zu einer umweltfreundliche Alternative umgebaut werden kann. Teile der bestehenden Infrastruktur böten "hervorragende Vorrausetzungen" für die Produktion von grünem Wasserstoff. Die Pläne dafür liegen schon in der Schublade.
Hamburg will europäisches Wasserstoff-Zentrum werden
Hamburg möchte eine "europäische grüne Energiedrehscheibe" werden, sagte erst kürzlich Hamburg Wirtschaftssenator Michael Westhagemann. Am Montag war bekannt geworden, dass die Hafengesellschaft HHLA und Europas größte Kupferhütte Aurubis mit der nationalen Energiegesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) eine Kooperation eingehen möchte. Diese war im Zuge der Reise von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck unterzeichnet worden.
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In Hamburg-Moorburg könne eine Anlage zur Produktion von grünem Wasserstoff mit einer Kapazität von bis zu 500 Megawatt gebaut werden. Dies sei wirtschaftlich und technisch umsetzbar. Zum Vergleich: Das Kohlekraftwerk Moorburg hatte in zwei Blöcken eine Leistung von 1.730 Megawatt.
Produktion von grünem Wasserstoff braucht Wind- oder Solarenergie
Um grünen Wasserstoff herzustellen, braucht man einen Elektrolyseur, der Wasserstoff aus Wasser gewinnt. Dieser Vorgang wird Elektrolyse genannt. Die dafür benötigte Energie muss vollständig aus erneuerbaren Energien wie Wind- oder Solarenergie stammen, damit der produzierte Wasserstoff "grün" ist. Wasserstoff soll etwa in Industrie und Verkehr Kohle, Öl und Erdgas ablösen.
Die Wasserstoffpläne für den Hamburger Kraftwerksstandort gibt es schon länger: Zum Aufbau eines Elektrolyseurs haben der Ölkonzern Shell, der Industriekonzern Mitsubishi Heavy Industries, der Versorger Vattenfall sowie die kommunale Wärme Hamburg bereits eine Absichtserklärung unterzeichnet. Auch Vattenfall ist als strategischer Partner an Bord. Wann Baustart ist, konnte die Wirtschaftsbehörde auf Anfrage von t-online nicht sagen.
Wasserstoff-Anlage in Hamburg könnte im Jahr 2026 an den Start gehen
Der benötigte Elektrolyseur könnte parallel zum bereits begonnenen Kraftwerksrückbau gebaut werden und anschließend erweitert werden. Der ehemalige Betreiber des Steinkohlekraftwerkers, Vattenfall, hatte den Rückbau Ende Februar unterbrochen: Hintergrund waren Sorgen um ausbleibende Gaslieferungen aus Russland.
Die Studie kommt zum Schluss, dass eine Inbetriebnahme der Wasserstoff-Anlage bis zum Jahr 2026 realistisch ist. "Es ist hocherfreulich, dass auch nach eingehender Prüfung auf Wirtschaftlichkeit und technische Umsetzbarkeit der Startschuss für den Aufbau einer großen und skalierbaren Elektrolyseanlage am Standort Moorburg erfolgen kann", sagte Hamburgs Senator für Wirtschaft und Innovation, Michael Westhagemann, laut Pressemitteilung.
Andere Möglichkeiten für altes Kraftwerk "nicht sinnvoll"
In der Machbarkeitsstudie wurden auch weitere mögliche Umnutzungen des alten Kraftwerks geprüft. Der Umbau zu einem Heizkraftwerk, einem Gas- und Dampfkraftwerk oder einem Hochtemperaturspeicher würden "zum jetzigen Zeitpunkt vom Senat nicht als sinnvoll angesehen". Dabei sei auf technischen, wirtschaftliche und ökologische Gegebenheiten eingegangen worden.
Das Kraftwerk im Hamburger Hafen war im vergangenen Jahr knapp sechseinhalb Jahre nach seiner Inbetriebnahme 2015 endgültig stillgelegt worden. Moorburg war eines der modernsten und effizientesten Kohlekraftwerke in Deutschland und sollte eigentlich bis 2038 am Netz bleiben.
- Hamburger Behörde für Wirtschaft und Innovation: Pressemitteilung vom 22. März 2022
- Eigene Recherchen
- Nachrichtenagentur dpa