Tanz Hamburger Ballett-Tage mit "Die Unsichtbaren" eröffnet
Mit der Uraufführung von "Die Unsichtbaren" hat John Neumeier am Donnerstagabend im Ernst Deutsch Theater die 47. Hamburger Ballett-Tage eröffnet. In der Tanz-Collage, präsentiert vom Ensemble des Bundesjugendballetts, würdigt Neumeier Pioniere des modernen Tanzes im Deutschland der 1920er-Jahre, die in der Zeit des Nationalsozialismus von den Herrschenden verfolgt, ausgegrenzt und in die Emigration gezwungen wurden.
Die Collage findet für die ausgewählten Biografien sehr klare, teils beklemmende Bilder. Das um zwei Gäste erweiterte, zehnköpfige Ensemble tanzt bemerkenswert und findet in Pas de Deux und Gruppenszenen zu starkem Ausdruck. In den Soli glänzt Ida-Sofia Stempelmann als sprungstark sich verausgabende Mary-Wigman-Schülerin Gret Palucca. Außerdem beeindruckt Giuseppe Conte, der den wegen seiner Homosexualität inhaftierten und schließlich emigrierten Tänzer Alexander von Swaine verkörpert.
John Neumeier ergänzt den Tanz um zentrale, dokumentarisch angelegte Spielszenen. Der Abend der getanzten Erinnerung entreißt die Menschen und ihre Kunst dem Vergessen. Und verweist auf die Spuren ihrer Kunst in der popkulturellen Gegenwart, wenn das Ensemble zu Freddy Mercurys "Bohemian Rhapsody" zu ausladenden, befreiten Bewegungen findet.