True Crime in Hamburg "Heidemörder": So trickste ihn eine Psychologin aus
Drei Frauen ermordete Thomas Holst, schließlich kam er in die Psychiatrie. Doch ihm gelang die Flucht – dank seiner Therapeutin.
Andrea G. ist im Jahr 1987 auf dem Weg vom S-Bahnhof Rissen zu ihrem Elternhaus, als die 21-jährige Studentin von einem Fremden mit dem Messer bedroht wird. Der Mann zwingt sie zu sich ins Auto – ihr Todesurteil. Später finden Arbeiter ihre Leiche an einem Feldrand bei Kaltenkirchen. Sie wurde vergewaltigt und ermordet. Der Täter: der damals gleichaltrige Thomas Holst. Ein Frauenmörder, der später als "Heidemörder" bekannt wird. Doch bis die Polizei ihn endgültig hinter Gitter bringt, gelingt es dem Serientäter, weiteren Frauen Schreckliches anzutun.
Nur wenige Monate nach seinem ersten Mord vergewaltigt Holst eine 19-jährige Schülerin. Auch sie bedroht er mit einem Messer. Doch der Frau gelingt es, ihn dazu zu überreden, sie freizulassen. Sie zeigt ihn an.
Killer kommt vor Gericht – Opfer wird nicht geglaubt
Vor Gericht bekommt Holst gerade einmal 18 Monate auf Bewährung. Ein Skandal. Verurteilt wird er wegen Freiheitsberaubung, Nötigung und vorsätzlicher Körperverletzung. Der Vorwurf der Vergewaltigung wird fallen gelassen, berichtet die "SHZ". Das Gericht nahm an, die junge Frau sei mit der sexuellen Handlung einverstanden gewesen. Auf freien Fuß gesetzt, konnte der Serienmörder unbehelligt weiter töten.
Knapp einen Monat später entführt Holst die zweifache Mutter Petra M. in seine Wohnung. Er verletzt die 28-Jährige mit einem Messer und mit Nadeln, vergewaltigt und erwürgt sie, bevor er ihre Leiche auf einem Acker bei Bargfeld-Stegen entsorgt. Vom Morden hat der junge Mann damals allerdings noch nicht genug.
Kosmetikschülerin steigt ins Auto des Killers
Mit seiner Freundin lebt Holst in der Lüneburger Heide, als ihm am Bahnhof in Buchholz sein viertes Opfer ins Auge fällt: Lara S. – die Kosmetikschülerin ist damals 22 Jahre alt. Auch diese junge Frau vergewaltigt, ermordet und verstümmelt er. Ihre Leiche bringt er in eine Waldkuhle an einer Straße zwischen Holm-Seppensen und Sprötze. Die Tat wird ihm zum Verhängnis. Grund: Sie erinnerte die Polizei an einen ungeklärten Mordfall aus der Vergangenheit.
Die Beamten kommen Holst auf die Spur. Er wird gefasst, die Morde können ihm allesamt nachgewiesen werden. Er kommt in die forensische Abteilung des Hamburger Klinikums Ochsenzoll. Doch dort bleibt er nicht lange. Ihm gelingt die Flucht. Die Polizei warnt laut eines "Spiegel"-Berichts von 1996, der entflohene Holst sei eine "wandelnde Zeitbombe".
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Schnell ist klar: Allein kann Holst nicht entkommen sein. Jemand muss die Sicherheitstüren geöffnet und ihm ein Seil bereitgelegt haben. Doch wer? Unter anderem Polizeipsychologin Claudia Brockmann findet eine Antwort auf diese Frage.
Eine Frau versteht den Serienmörder
"Es gab eine, die den mehrfachen Frauenmörder gut verstanden hat", schreibt das Hamburger Abendblatt resümierend. Die Anspielung zielt auf Polizeipsychologin Claudia Brockmann. Im Team der Soko gilt sie später als die "Expertin für kriminelle Hirne", wie das "Abendblatt" schreibt. Nach der Flucht haben sie und das Team einen Verdacht. Eine Therapeutin aus Ochsenzoll gerät ins Visier der Ermittler: Tamar S. hatte sich Holst intensiv gewidmet – und Gefühle entwickelt.
Der Verdacht erhärtet sich: Die Soko erfährt, dass Tamar S. von ihrem Konto 250.000 D-Mark abgehoben hat. Brockmann entwickelt damals die Strategie, Holst seine wichtigste Unterstützerin zu entziehen. Tamar S. wird festgenommen und der Plan geht auf. Holst stellt sich der Polizei mit 157.000 D-Mark im Gepäck. Für ihn geht es zurück in die geschlossene Psychiatrie. Tamar S. bekommt drei Jahre Haft auf Bewährung.
1997 wird bekannt, dass Tamar S. und Holst geheiratet haben. Die Hochzeit findet im Besucherzimmer der Hamburger Untersuchungshaftanstalt statt. Thomas Holst nimmt den Namen seiner Frau an. In einem Artikel der "taz" aus dem Jahr 1997 heißt es: "Besuchen darf Tamar S. ihren Mann dort auch künftig nicht." Sie habe Besuchsverbot.
- abendblatt.de: "Wie eine Psychologin den Heidemörder jagte"
- shz.de: "Brutaler Lustmörder"
- spiegel.de: "Bunker dich ein"
- taz.de: "Hochzeit hinter Gittern"