Psychisch auffällig mit Strafakten Das ist über den Reeperbahn-Angreifer bekannt
Ein schwerbewaffneter Mann bedroht Hamburger Polizisten, die Beamten reagieren mit Schüssen. Was über den Täter bekannt ist und wie er schon zuvor justizauffällig wurde.
Ein Mann hat am Sonntag in Hamburg Polizisten mit einem Schieferhammer und einem Molotowcocktail bedroht. Die Beamten schossen auf den Angreifer und verletzten ihn am Bein. Der Vorfall ereignete sich in der Silbersackstraße auf St. Pauli, unweit der Reeperbahn. Wenige Stunden vor dem EM-Spiel Polen gegen Niederlande.
Der 39 Jahre alt Mann aus dem niedersächsischen Buchholz in der Nordheide soll in Vergangenheit mehrfach auffällig geworden sein. Es soll mehrere Strafakten bei der örtlichen Polizei über ihn geben. Dazu soll er laut "Bild" bereits mehrfach in der psychiatrischen Klinik Lüneburg eingewiesen worden sein. Dennoch kam er immer wieder auf freien Fuß.
Haben die Behörden versagt?
Nach t-online-Informationen gibt es mindestens drei Fälle in den letzten drei Jahren, in denen der 39-Jährige festgenommen und mehrere Wochen in einer psychiatrischen Klinik untergebracht wurde. Unter anderem im Sommer 2023 soll er nackt und mit einer Axt bewaffnet durch die Straßen seines Dorfes gelaufen sein, berichtet "Bild".
Auch soll es Übergriffe auf Familienangehörige gegeben haben, darunter seine eigenen Neffen und Nichten. Nachbarn berichten einem Reporter vor Ort von katastrophalen Zuständen und sehen ein Versagen der Behörden. Die Familie soll laut "Bild" die Behörden auf seinen gefährlichen Zustand hingewiesen und um Hilfe gebeten haben.
Auf Anfrage von t-online will die zuständige Polizeiinspektion Harburg keine Angaben zu diesen Vorfällen machen und verweist an die Hamburger Staatsanwaltschaft. Hamburgs Oberstaatsanwältin Liddy Oechtering teilte t-online mit, dass zum aktuellen Zeitpunkt noch kein Auszug aus dem Bundeszentralregister vorliege und man daher keine Angaben zu bisherigen Verfahren gegen den Angreifer machen könne.
Angreifer soll schizophren sein
Laut "Bild" soll der Mann an Schizophrenie leiden. Zudem soll er laut des Berichts vor dem Angriff am Sonntag eine Flasche mit unbekanntem Inhalt und dem Schieferhammer auf seinem Facebookprofil gepostet haben. Er war offenbar auf dem Weg zum Public Viewing.
Kurz vor dem Vorfall gab es im Stadtteil St. Pauli wegen der EM-Begegnung einen Marsch mit etwa 13.000 niederländischen Fans. Die Polizei geht nicht davon aus, dass der Angriff im Zusammenhang mit dem Spiel stand. Er handelte möglicherweise in einem psychischen Ausnahmezustand, teilte die Polizei am Sonntag mit.
Waffen der Polizisten sichergestellt
Noch am Montag soll der 39-Jährige einem Haftrichter vorgeführt werden, nachdem er in den Morgenstunden aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Der Richter werde im Laufe des Tages entscheiden, welcher Tatvorwurf dem Mann gemacht werde, sagte Oechtering der Deutschen Presse-Agentur. Im Raum stehe aktuell der Vorwurf eines versuchten Tötungsdeliktes. Zudem müsse der Haftrichter entscheiden, ob der Mann vorläufig in einer Klinik untergebracht werden müsse oder in ein Untersuchungsgefängnis komme.
Auch die Dienststelle Interne Ermittlungen untersucht den Fall, da es zu einer Schussabgabe durch die Polizei kam. Die Dienstwaffen der Polizisten wurden zunächst als Beweismittel sichergestellt.
- Reporter vor Ort
- bild.de: "Kurz vor der Tat postete er den Hammer im Internet" (kostenpflichtig)
- bild.de: "Hammer-Angreifer schon wieder raus aus Klinik"
- Telefonat und schriftliche Anfrage bei Staatsanwaltschaft Hamburg
- Schriftliche Anfrage bei Polizei Hamburg
- Telefonat und schriftliche Anfrage bei Polizeiinspektion Harburg