Lüneburger Heide Wölfe und Seuche: Schäferin bangt um ihre Herde
Für Schäferin Josefine Schön aus der Lüneburger Heide ist Vorsicht geboten. Sorgen bereitet ihr neben der Maul- und Klauenseuche auch der Wolf.
Zwar scheint Deutschland offiziell frei von der Maul- und Klauenseuche zu sein, doch die Schäferin Josefine Schön empfängt trotzdem keine Besucher im großen Stall im niedersächsischen Döhle bei Egestorf.
Die rund 700 Heidschnucken, darunter etwa 320 Lämmer, sind tagsüber gemeinsam mit Schöns Partner Clemens Lippschuss als Schäfer im nahegelegenen Naturschutzgebiet unterwegs. Nur einige spätgeborene Lämmer bleiben mit ihren Muttertieren zurück – sie blöken im Stall lautstark um die Wette. Betriebsfremde dürfen die Ställe nicht betreten.
Vorsicht vor eingeschleppten Seuchen
"Wir haben die Befürchtung, dass jemand die Maul- und Klauenseuche über die Kleidung hereinträgt, der vielleicht auf Reisen war", erklärt die 29-Jährige im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa). "Wir sind vorsichtig, weil die Lämmer vom Immunsystem noch nicht so weit sind." Bisher ist alles gutgegangen, die Lammzeit von Mitte Januar bis Mitte März ist gut überstanden, die Kleinen werden resistenter. Zum Schutz vor Wölfen kommt die Herde abends in den Stall.
Das trockene Wetter ist war zwar nicht gut für die Vegetation, für das Wachstum der Lämmer allerdings umso besser. Wenn es nass ist, müssen sich die Kleinen durch die Natur kämpfen. "Wir brauchen aber Regen, damit das Gras wächst und die Heide nicht ganz austrocknet", sagt Schön. Weil die Pflanzen bislang nicht viele Nährstoffe enthalten, müssen sie auf dem Hof zufüttern.
Keine jungen Lämmer zum Schlachter
Zu Ostern gibt der Hof einige Lämmer weg, aber nicht die ganz jungen: Ein Schaf gilt noch als Lamm, bis es eineinhalb Jahre alt ist. "Die meisten Leute denken, dass die ganz Jungen zu Ostern gegessen werden, aber das ist Quatsch. Sie sind unverkäuflich", betont die Jung-Schäferin. Die Heidschnucken wiegen zwischen 30 und 35 Kilogramm, wenn sie an die Schlachtereien in den Nachbarorten gehen.
Das Paar ist angestellt bei der Stiftung Naturschutzpark Lüneburger Heide, hat im Gegensatz zu den selbstständigen Kollegen sogar Anrecht auf 30 Tage Urlaub im Jahr und bekommt Hilfe, wenn einer krank wird. Der Wolf bereitet den Schäfern allerdings ganzjährig Sorgen. "Wir hatten wenige Spuren im Winter und hoffen, dass es ruhig bleibt", sagt Schön. Bei ihnen habe es noch keinen Riss gegeben, aber in der Nähe.
Der Wolf als Herausforderung
In Niedersachsen lebten Ende 2024 mehr als 500 Wölfe. Der Mehraufwand durch das Aufstellen von Zäunen sei groß, berichtet Schön. Um Weidetiere zu schützen, sollen Wölfe in Zukunft einfacher geschossen werden können. Der Bundesrat drängt darauf, den Abschuss rasch zu erleichtern – zum Schutz von Ziegen und Schafen.
Die Länderkammer forderte auf Antrag von Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen die neue Bundesregierung auf, nationale Rechtsänderungen dafür vorzubereiten. Damit sollten nach Änderungen beim Schutzstatus des Wolfes auf EU-Ebene dringend die Voraussetzungen für ein regional differenziertes, sogenanntes Bestandsmanagement der Tiere geschaffen werden.
Niedersachsen unterstützt das Ziel eines regionalen Bestandsmanagements, hatte im Bundesrat aber einen eigenen Antrag eingebracht, der stärker darauf abzielte, ergänzend auch den Herdenschutz auszubauen. Dieser Antrag erhielt keine Mehrheit.
Umweltminister Christian Meyer (Grüne) sagte im Bundesrat, die Rückkehr des Wolfes sei eine Erfolgsgeschichte des Naturschutzes, habe aber auch erhebliche Auswirkungen auf die Haltung von Weidetieren. Der Wolf sei nicht mehr vom Aussterben bedroht, ein leichterer Abschuss sei daher richtig.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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