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Hamburg

Hamburg: 49 abgelehnte Vorschulkinder in der Hafencity – Eltern in Aufruhr


Grundschule in der Hafencity
49 abgelehnte Vorschulkinder: Eltern machen Schulbehörde Vorwürfe


30.05.2025 - 18:56 UhrLesedauer: 4 Min.
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Ein Schulkind läuft an der Hand seiner Mutter (Symbolbild): In der Schule Am Baakenhafen in der Hafencity wurden 49 Vorschulkinder abgelehnt. (Quelle: IMAGO/Michael Gstettenbauer)
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Nicht genug Schulplätze für die vielen Kinder in der Hafencity? Betroffene Eltern sind in Sorge und wenden sich an die Schulbehörde. Diese zeigt sich bisher nicht dialogbereit.

Der fünfjährige Felix ist eins der insgesamt 48 Kinder, die in diesem Jahr an der Grundschule Am Baakenhafen keinen Platz in den Vorschulklassen bekommen haben. 117 Kinder hatten sich für die Vorschule in der Hafencity angemeldet – doch nur 69 wurden angenommen.

Die Eltern der betroffenen Kinder sind in Aufruhr. Die Ablehnungen kommen für viele überraschend – und werfen bei den Familien Fragen auf: Hat die Stadt genügend Schulkapazitäten in dem neuen Stadtteil eingeplant? Müssen Eltern in der Hafencity damit rechnen, dass ihre Kinder in der unmittelbaren Nähe nicht eingeschult werden können?

Vater: "Das stellt uns vor eine Riesenherausforderung"

"Die Stimmung unter uns Eltern ist sehr schlecht", erklärt Max Hundstein im Gespräch mit t-online. Der 36-Jährige ist der Vater des fünfjährigen Felix, der wie viele andere von der Grundschule abgelehnt wurde.

"Das stellt uns vor eine Riesenherausforderung", so Hundstein weiter. Einige der betroffenen Eltern seien gerade erst neu in die Hafencity gezogen – zum Beispiel aus Eimsbüttel oder Uhlenhorst. Wenn die Kinder keinen alternativen Vorschulklassenplatz finden, müssten sie in ihren bisherigen Kitas bleiben – die teilweise weit entfernt seien.

Das sei ein logistisches Problem – und zwar ganz besonders, wenn das Kind noch ein jüngeres Geschwisterchen habe. Dann müssten Eltern an zwei verschiedene Orte der Stadt fahren, um ihr Kind in die Kita zu bringen. Dadurch geht laut Hundstein viel Zeit verloren: "Wer es sich leisten kann, muss dann wohl auf Teilzeit gehen – oder kommt gar nicht erst aus der Teilzeit raus."

So werden die Plätze für Vorschulklassen vergeben

In Hamburg ist der Besuch einer Vorschulklasse nicht allgemein verpflichtend. Allerdings müssen Kinder, die eine sprachliche Förderung benötigen, die Vorschule besuchen. Auch zurückgestellte Kinder sind dazu verpflichtet.

Die Vergabe der Plätze für Vorschulklassen erfolgt nach drei Kriterien: Besucht ein Geschwisterkind bereits die Schule? Hat das Kind Sprachförderbedarf? Und zuletzt: Wie weit ist die Schule vom Zuhause entfernt?

t-online hat bei der Schulbehörde angefragt, wie die Vergabe der Plätze im Fall der Grundschule Am Baakenhafen verlief: Demnach seien 13 Sprachförderkinder und 31 Geschwisterkinder vorrangig aufgenommen worden sowie 25 Kinder aus dem näheren Umfeld. Das letzte aufgenommene Kind hat laut Schulbehörde einen Schulweg von unter 250 Metern.

Schulbehörde: "Kein Anlass, eine weitere Vorschulklasse zu öffnen"

"Für die Schule Am Baakenhafen bestand aufgrund der niedrigen Anzahl an Kindern mit Sprachförderbedarf pädagogisch kein Anlass, eine weitere Vorschulklasse zu eröffnen", teilte die Schulbehörde mit.

Dass ein Kind mit einem Schulweg von knapp mehr als 250 Metern abgelehnt wurde, ist für Hundstein unverständlich – zumal den Eltern wenige Monate zuvor gegenteiliges vermittelt worden sei. Noch im Dezember 2024 soll den Eltern laut Hundstein bei einer Info-Veranstaltung versprochen worden sein, dass alle Vorschulkinder einen Platz finden werden – eine Ablehnung habe es zuvor noch nie gegeben.

"Warum ist das denen zu dem Zeitpunkt nicht schon aufgefallen, dass es nicht genügend Plätze gibt?", fragt sich Hundstein. Der Leiter der Schule hat sich auf Anfrage von t-online bisher nicht zurückgemeldet – die Anfrage wurde am Freitag vor den Maiferien verschickt.

Eltern wenden sich mit offenem Brief an Behörde – keine Antwort

Die Eltern der abgelehnten Kinder haben sich bereits Ende April in einem offenen Brief an die Schulbehörde und die Leitung der Grundschule gewandt. In dem Brief fordern sie unter anderem kurzfristige Maßnahmen zur Kapazitätserweiterung an der Schule, eine verlässliche Planung für die erste Klasse des Schuljahres 2026/27 sowie eine strukturierte Schulentwicklungsplanung für das wachsende Quartier Baakenhafen.

Der Brief blieb bis dato unbeantwortet, weder die Schulbehörde noch die Schulleitung seien mit den betroffenen Eltern ins Gespräch gegangen. Hundstein hat dafür eine Vermutung: "Ich habe das Gefühl, dass sie das aussitzen wollen – solange, bis es zu spät ist und Alternativen nicht mehr umgesetzt werden können."

Eltern werfen der Schulbehörde eine falsche Planung vor

Hundstein und die betroffenen Eltern werfen der Schulbehörde eine unzureichende Schulplanung vor – und das in einem wachsenden Stadtteil, in den viele Familien ziehen. Die Schulbehörde widerspricht: "Die Planung der Schulkapazitäten in der Hafencity entspricht, wie üblich in der regionalen Schulentwicklungsplanung, dem dauerhaft erwarteten Bedarf an Schulplätzen", schreibt sie t-online.

Hundstein hat konkrete Vorschläge, in welchen Räumlichkeiten mehr Platz für eine weitere Vorschulklasse geschaffen werden könnte – doch weder die Schulbehörde noch die Schule selbst habe sich bisher dialogbereit gezeigt.

Die größte Sorge: Ist die Einschulung gefährdet?

Die größte Sorge der betroffenen Eltern ist, dass ihre Kinder im nächsten Jahr keinen Platz in der ersten Klasse der nahe gelegenen Schule erhalten. Sie fürchten, dass durch die Kapazitätsengpässe der Schulstart gefährdet sein könnte.

Wie die Schulbehörde jedoch auf Anfrage mitteilt, wird den ersten Klassen stets Vorzug gegeben. In diesem Jahr habe es 101 Anmeldungen für die erste Klasse gegeben – davon wurden 93 Schülerinnen und Schüler aufgenommen. Sechs kamen an eine andere Wunschschule und zwei gingen "mit zumutbaren Wegen an Schulen in der Nähe ihres Wohnorts".

Hundstein und andere betroffene Eltern können diese Zahlen kaum beruhigen. Bereits für die Vorschule gab es in diesem Jahr 117 Anmeldungen. Hundstein geht davon aus, dass es für die ersten Klassen im nächsten Jahr noch mehr Anmeldungen geben wird.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Telefonat mit Max Hundstein

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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