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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Abschied von NDR-Moderator Was Carlo von Tiedemann so besonders machte

Carlo von Tiedemann prägte den NDR wie kein anderer. Nun ist der Moderator mit 81 Jahren gestorben. Was den Hamburger so besonders machte.
Die vielleicht bekannteste Stimme Norddeutschlands ist am Pfingstsonntag für immer verstummt: Carlo von Tiedemann ist tot. Der Hamburger mit der sonoren Stimme ("Sen-sa-tio-nell", "Jupp jupp – schönes Arbeiten!") setzte auf Moderationen mit Herz und Schnauze, hatte stets einen passenden Spruch auf Lager. Er konnte Menschen ohne viel Anlauf erobern. Für Carlo schaltete man ganz bewusst ein – so einen wie ihn gab es nur einmal.
Man musste Carlo von Tiedemann nicht persönlich kennen, um das Gefühl zu haben, dass er fast schon ein Mitglied der Familie war. Er war ja immer da, im NDR-Fernsehen, im ZDF, beim HSV, auf NDR2 und 90,3. Mehrere Generationen in Norddeutschland sind mit Carlo aufgewachsen, groß und mittlerweile sogar selbst alt geworden.
Carlo von Tiedemann war ein echtes Hamburger Original
Er war zwar ein "von", vermittelte seinen Hörern und Fans aber immer das Gefühl, einer "von ihnen" zu sein. Wer mit ihm sprach, wurde geduzt – ob man sich schon 30 Jahre kannte oder erst seit zwei Minuten. Er galt als bodenständig, authentisch und nahbar, war ein echtes Hamburger Original. Nicht ohne Grund nahmen viele Weggefährten Abschied, indem sie auf Carlo von Tiedemanns Wärme, sein großes Herz und seine Menschlichkeit hinwiesen. Carlo liebte die Menschen – und die Menschen liebten ihren Carlo.
Er wusste, wie er Menschen unterhalten kann, aber auch, wie man sich vom absoluten Tiefpunkt wieder nach oben arbeitet. Seine Schwächen gab Carlo von Tiedemann offen zu: Er überwand eine Spielsucht und Steuerschulden, kämpfte sich auch aus einer Drogenabhängigkeit heraus.
"Carlo macht dann das Licht aus"
Später setzte er sich viele Jahre für obdachlose Menschen ein und unterstützte das Hamburger Kinderhospiz "Sternenbrücke". 2020 wurde Carlo von Tiedemann das Bundesverdienstkreuz für sein soziales Engagement verlieren.
Ans Aufhören dachte Carlo von Tiedemann nie. Obwohl es ihm seit einigen Jahren gesundheitlich immer schlechter ging, setzte er sich weiter hinters Mikrofon – bis es in den vergangenen Wochen nicht mehr möglich war. "Wenn Carlo irgendwann mal sagt, 'Jetzt mache ich das nicht mehr', wird es kein Radio mehr geben, Carlo macht dann das Licht aus", sagte Jörg Pilawa einmal. Nun ist Carlo von Tiedemann mit 81 Jahren gestorben – doch in den Herzen der Norddeutschen bleibt er unvergessen.
- Eigene Gedanken
- Frühere t-online-Berichterstattung
- ardmediathek.de: "Carlo von Tiedemann – Nachruf auf ein NDR Urgestein"