Jurastudium Elitestudenten starten Rechtsberatung für Bedürftige

An der Hamburger Privatuni Bucerius Law School müssen Jurastudierende bald ehrenamtlich eine Rechtsberatung anbieten. Doch das Konzept birgt auch Gefahren.
Die Hamburger Bucerius Law School reformiert ihr Studienkonzept grundlegend. Bei den Feierlichkeiten zu ihrem 25-jährigen Bestehen gab die Privatuniversität bekannt, dass ab Herbst 2026 alle Studenten verpflichtend in sogenannten Law Clinics arbeiten müssen. Hochschulpräsident Michael Grünberg sprach vom "Jurastudium von morgen".
In Law Clinics beraten Studierende unter Aufsicht erfahrener Juristen kostenlos Menschen, die sich keinen Anwalt leisten können. Das ursprünglich aus den USA stammende Konzept gibt es in Deutschland seit 2008. Bundesweit existieren mittlerweile rund 90 solcher Einrichtungen, viele entstanden nach 2015 wegen des Beratungsbedarfs von Geflüchteten.
Law Clinic betreut bereits 200 bis 300 Ratsuchende jährlich
Die Hamburger Law Clinic startete 2012 durch eine Studierendeninitiative und betreut heute jährlich 200 bis 300 Ratsuchende, berichtet die "taz". Besonders erfolgreich ist die Kooperation mit Refugee Law Clinics in Kiel und Hamburg im Abschiebehaftrecht, wo Studenten Inhaftierte zu Anhörungen begleiten.
Anwaltskammern kritisieren seit Jahren die praxisferne Juristenausbildung. Law Clinics können Abhilfe schaffen, stoßen als freiwilliges Angebot aber an Grenzen. "Jurastudierende sind im Schnitt überprivilegiert", sagte Clinic-Leiterin Bian Sukrow. Die Pflichtintegration solle privilegierte Studenten mit Menschen zusammenbringen, über deren Schicksal sie später als Richter entscheiden könnten.
David Mutschler vom Dachverband studentischer Rechtsberatungen bezeichnete den Vorstoß als "innovativ und richtungsweisend". Vereinzelt gebe es aber Bedenken, dass bei einer Ausweitung auf andere Unis studentische Erfahrungen zu wenig berücksichtigt werden könnten.
- abendblatt.de: "'Juristen fallen nicht vom Himmel' – Law School mit großen Plänen" (kostenpflichtig)
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