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Hamburg

LNG-Terminal in Moorburg: Plan droht nach Brief an Robert Habeck zu platzen


Brief an Robert Habeck
LNG-Terminal in Hamburg vor dem Aus?

Von t-online, gda

Aktualisiert am 13.09.2022Lesedauer: 3 Min.
Tanker an einem LNG-Terminal in den Niederlanden (Symbolbild): Flüssiggas, etwa aus den USA oder Katar, ist der neue Hoffnungsträger der EU bei der Gasversorgung.Vergrößern des Bildes
Tanker an einem LNG-Terminal in den Niederlanden (Symbolbild): Flüssiggas, etwa aus den USA oder Katar, ist der neue Hoffnungsträger der EU bei der Gasversorgung. (Quelle: Image Source/imago-images-bilder)

Auf Flüssiggas ruht die große Hoffnung, Energiesicherheit für Deutschland zu schaffen. Ein geplantes LNG-Terminal in Hamburg droht jedoch zu scheitern.

Die Stadt Hamburg fordert vom Bund einen zweistelligen Millionenbetrag, um ein schwimmendes LNG-Terminal im Hamburger Süden errichten zu können. Das geht aus einem Bericht des "Abendblatts" hervor, das aus einem Brief von Umwelt- und Energiesenator Jens Kerstan (Grüne) an Bundeswirtschaftsminister Habeck zitiert. Es hakt demnach bei der Suche nach einem Betreiber und grundsätzlichen Fragen zur Beeinträchtigung des Hafens.

Kerstan und Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hatten Hamburg bundesweit als Standort ins Spiel gebracht. Das Terminal soll ihrer Idee nach am stillgelegten Kohlekraftwerk Moorburg anlegen, welches trotz seiner modernen Technik abgerissen werden soll. Moorburg liegt an der Süderelbe und kann Gas in das Netz einspeisen. Das flüssige Erdgas (LNG) müsste auf der schwimmenden Plattform in gasförmigen Zustand versetzt werden. Das "Abendblatt" schreibt, im Senat regiere "die berauschende Vorstellung, Hamburg könne mit diesem Prestigeprojekt ganz Deutschland aus der Gasklemme helfen".

Hamburg: Brief an Robert Habeck listet Probleme mit LNG auf

Mit der Nutzung von LNG will sich Deutschland unabhängig von russischem Gas machen. Laut Bundesnetzagentur sollen bis Jahresende bestenfalls bis zu drei schwimmende LNG-Terminals an den Start gehen – das in Hamburg nicht mitgezählt. Die Terminals für verflüssigtes Gas seien wichtig bei der Vermeidung einer Gasmangellage.

In dem Brief an Habeck soll der Energiesenator der Hansestadt allerdings zahlreiche Punkte aufführen, die dem Vorhaben entgegenstehen:

  • Fehlender Betreiber: "Bis Mitte September wird ein Betreiber benötigt, um sämtliche Genehmigungsanträge rechtzeitig einzureichen", zitiert das Blatt aus dem Brief an Habeck. Man sei in Gesprächen mit Shell, brauche aber vom Bund eine finanzielle Absicherung für einen möglichen Verlust des Betreibers.
  • Fehlende Wassertiefe: Laut des Berichts müsse die Liegewanne am Anleger Moorburg vertieft werden, 500.000 Kubikmeter Schlick müssten dafür ausgebaggert werden. Dem "Abendblatt" zufolge will die Stadt, dass der Bund Ablagerungsflächen stellt und Kosten übernimmt.
  • Auswirkungen auf den Hafenbetrieb: Soll LNG über die Süderelbe transportiert werden, müsse dieser Bereich als Tankschiffhafen ausgewiesen werden. Der restliche Schiffsverkehr würde dadurch stark eingeschränkt. Insbesondere für Betriebe – unter anderem eine Raffinerie – in Harburg wäre das ein Problem. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Unternehmen Schadenersatz fordern werden", soll Kerstan an Habeck geschrieben haben.
  • Hohe Kosten: Für Planung und Machbarkeitsuntersuchung werden laut "Abendblatt" vier Millionen Euro fällig, für den Bau kämen demnach weitere 30 Millionen dazu. Kerstan soll auch hier den Bund zum Einspringen auffordern.

Auf Anfrage der Zeitung will sich das Ministerium in Berlin nicht äußern – es würden "verschiedene Optionen für den Standort" geprüft. Damit das Terminal wie angedacht im Frühjahr 2023 ans Netz gehen kann, müssten schnelle Entscheidungen her.

"Alle diese Punkte in dem Schreiben waren vorab bekannt, es ist überhaupt keine Überraschung für niemanden. Der Bund wusste das von Anfang an", sagte Kerstan dem NDR. Eine Antwort gebe es noch nicht, er glaube an eine Entscheidung in den nächsten zwei Wochen.

Hamburger Senatoren sind wegen LNG uneins – Kritik von der Opposition

Der Hamburger Senat steht bei dem Thema keineswegs zusammen: Der parteilose Wirtschaftssenator Michael Westhagemann will in Moorburg lieber schnellstmöglich Wasserstoff produzieren. Die Pläne dafür liegen bereits in der Schublade. "Die meisten Ampeln stehen auf Rot", sagte Westhagemann dem NDR, wovon Kerstan sich überrascht zeigte. Westhagemann dürfe nicht nur an die Hafenbetriebe denken, sondern auch an jene, die unter hohen Gaspreisen leiden.

"Mit den Grundfunktionen des Hamburger Hafens wie dessen Erreichbarkeit darf nicht gespielt werden", sagte der Präsident des Unternehmensverbands Hafen Hamburg, Gunther Bonz, dem "Abendblatt". Im Raum steht, dass Teile der Süderelbe zeitweise gesperrt werden müssten, wenn LNG angeliefert wird.

CDU und FDP kritisieren die Uneinigkeit des Senats. "Der Alleingang von Umweltsenator Kerstan zeigt die ganze Hilflosigkeit des Senats im Bereich Energiewirtschaft", sagte Hafenexperte Götz Wiese (CDU) dem "Abendblatt". FDP-Landeschef Michael Kruse wirft der Regierung vor, zu langsam agiert zu haben: "Der Senat hat sich bei der Vergabe der neuen Terminal-Infrastruktur überhaupt nicht ins Zeug gelegt und sogar mit widersprüchlichen Äußerungen öffentlich irritiert."

Verwendete Quellen
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