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Hamburg

Islamisten in Hamburg: Das ist der Strippenzieher von "Muslim Interaktiv"


Islamisten demonstrieren in Hamburg
Dieser 25-jährige Lehramtsstudent wiegelt Tausende auf

Von t-online, nh, kg

Aktualisiert am 29.04.2024Lesedauer: 3 Min.
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Raheem Boateng in einem TikTok-Video (Archivbild): Er gilt als einer der führenden Köpfe der Gruppe "Muslim Interaktiv". (Quelle: IMAGO/Hanno Bode/imago)

Viele junge Menschen sind von "Muslim Interaktiv" beeindruckt. Die Gruppe gilt als Strippenzieher der Islamisten-Demos in Hamburg. Wer dahinter steckt.

Mal tragen sie sportliche Hoodies, mal traditionelle Gewänder: Auf dem TikTok-Account von "Muslim Interaktiv" wenden sich die beiden Sprecher an junge Menschen – und verbreiten ihre strikte Auffassung des Islam. Sie wirken wortgewandt, lässig und zeitgleich entschlossen. Auf der Video-Plattform haben sie bereits rund 20.000 Follower. Doch die Sicherheitsbehörden warnen: Die Inhalte seien mitunter radikal und ihr Wirken besonders für die Jugend gefährlich. Doch wer genau steckt hinter "Muslim Interaktiv"? Und was macht die Gruppe so gefährlich?

Einer der Köpfe der Gruppe ist Joe Adade Boateng. Er postet regelmäßig Videos seiner Reden auf TikTok, nennt sich dort selbst Raheem. Der 25-Jährige studiert derzeit in Hamburg auf Lehramt, wie die Universität dem "Hamburger Abendblatt" bestätigte. Seine Mutter ist Deutsche, sein Vater stammt aus Ghana.

"Muslim Interaktiv" soll Hizb ut-Tahrir nahe stehen

Wie Boateng auf YouTube erzählt, habe er selbst erst zum Ende seiner Schulzeit zum Islam gefunden. Er soll der Anmelder der Demonstration gewesen sein, bei der am Samstag rund 1.000 Menschen durch den Hamburger Stadtteil St. Georg gezogen sind. Der Protestzug wurde in einem TikTok-Video angekündigt. Während der Kundgebung waren unter anderem Plakate mit den Aufschriften "Deutschland = Wertediktatur" und "Kalifat ist die Lösung" zu sehen. Lesen Sie hier mehr dazu.

Boateng tritt auch bei Veranstaltungen auf. Bei einem dieser Events steht er auf einer Bühne und brüllt ins Publikum: "Die Zukunft gehört Allah, die Zukunft gehört dem Islam und die Zukunft gehört dem Koran". Dabei regt er den Zeigefinger nach oben, die Zuhörer jubeln, zeigt eine Szene aus einem "Panorama 3"-Bericht des NDR. Laut dem Hamburger Verfassungsschutz gilt Boateng als "führendes Mitglied von Muslim Interaktiv". Die Gruppe verbreitet unter anderem Inhalte, die denen der Hizb ut-Tahrir (HuT) ähneln.

Bei der HuT handelt es sich um eine Organisation, die unter anderem für ihre antisemitische Hetzpropaganda bekannt ist. 2003 ist gegen sie ein Betätigungsverbot durch das Innenministerium verfügt worden. Dabei ging es etwa um den Vorwurf der Israelfeindlichkeit. Auch in den Videos von "Muslim Interaktiv" steht regelmäßig der Nahostkonflikt im Fokus und wird instrumentalisiert.

Redner teilen radikale Ideologie

Sich selbst bezeichnet die Gruppe hingegen als "Zusammenschluss von Muslimen". Diese hätten sich zum Ziel gesetzt, "den in Deutschland lebenden Muslimen den Islam als eine umfassende Lebensweise vorzustellen und sie zur Praktizierung des Islam in allen Lebensbereichen zu ermutigen."

In den Videos scheint es jedoch bei Weitem nicht nur um Ermutigung zu gehen. "Muslim Interaktiv" befürwortet in seinen Videos die Einrichtung eines Kalifats und zeichnet das Bild eines Westens, der Musliminnen und Muslimen grundsätzlich feindlich gegenüberstehe. So wird etwa in einem aktuellen Video dazu aufgefordert, sich von "westlicher Propaganda" nicht einschüchtern zu lassen. Das Video wurde knapp 15.000 Mal aufgerufen und erntete rund 2.000 Likes.

Ramadan instrumentalisiert?

Nicht nur in den sozialen Netzwerken macht die Gruppe mit teilweise hetzerischen Aussagen auf sich aufmerksam. In Hamburg ist sie immer häufiger auch bei Demonstrationen und Veranstaltungen vertreten. Zuletzt war das etwa während des Fastenbrechens, bei sogenannten Iftar-Veranstaltungen, der Fall. Bei einem der Aufmärsche, mitten in der Hamburger Innenstadt, riefen die Teilnehmer "Israel Kindermörder", berichtet der "NDR". Dabei schwenken sie Fahnen von "Muslim Interaktiv".

Während einer dieser Veranstaltungen in Bergedorf trat Boateng vor die Versammelten. Nach Einschätzung des Verfassungsschutzes nutzten an diesem Tag Gruppen wie "Muslim Interaktiv" die Plattform vor allem für ihre Propagandazwecke.

Hamburgs Innensenator Andy Grote forderte jüngst ein hartes Vorgehen gegen islamistische Propaganda im Netz. Der Innensenator betonte, man sei sich einig, dass es "mehr denn je ein hartes und entschlossenes Vorgehen" gegen islamistische Extremisten in Deutschland geben müsse. Dabei spielte er auch auf die Gruppierung "Muslim Interaktiv" an. Er ist mit seiner Meinung nicht allein, auch sein Amtskollege aus Nordrhein-Westfalen, Herbert Reul, fordert ein Verbot der Gruppe. In einem offenen Brief an das Bundesinnenministerium unter Nancy Faeser warb er im vergangenen Jahr für seine Position. Passiert ist bislang nichts. Wie der NDR berichtet, wolle sich das Ministerium auch nicht zu möglichen Verboten äußern.

Verwendete Quellen
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