Altersteilzeit-Regelung gefordert Streik im Öffentlichen Dienst: Einschränkungen drohen

Tausende Stellen unbesetzt, hohe Arbeitsbelastung und ausbleibende Verhandlungen: Mit einem Warnstreik will die Gewerkschaft Verdi Druck auf die Stadt Hamburg ausüben.
Hamburgs Bürgerinnen und Bürger mit Anliegen etwa bei den Bezirksämtern, beim Hamburg Service vor Ort oder den Allgemeinen Sozialen Diensten (ASD) müssen sich am Donnerstag auf Einschränkungen einstellen. Die Gewerkschaft Verdi hat die Beschäftigten der Freien und Hansestadt Hamburg (FHH) zu einem ganztägigen Warnstreik am Donnerstag, 20. Februar, aufgefordert. Sie fordert eine tarifliche Regelung zur Altersteilzeit, um stark belastete Mitarbeitende zu entlasten. Hintergrund sind unbesetzte Stellen, hohe Krankenstände und eine steigende Arbeitsbelastung.
Laut Verdi fehlen derzeit rund 5.000 Mitarbeitende in der Stadtverwaltung. Eine Befragung von 1.400 Beschäftigten im Herbst 2024 habe ergeben, dass 67 Prozent unter den aktuellen Bedingungen nur selten oder manchmal ihren beruflichen Ansprüchen gerecht werden. Zudem hielten 82 Prozent ihre Arbeitsbelastung langfristig für nicht tragbar. Besonders betroffen seien Mitarbeitende in den Bezirksämtern, Schulen, Fachbehörden, Landesbetrieben sowie bei der Feuerwehr.
Fehlende Verhandlungsbereitschaft der Stadt Hamburg
Seit 2009 sei die Altersteilzeit-Regelung für Beschäftigte im öffentlichen Dienst der Länder nicht mehr verlängert worden, erklärte Verdi. Die Gewerkschaft hatte die Stadt Hamburg aufgefordert, einen Tarifvertrag zur Altersteilzeit auszuhandeln, doch bisher habe es vonseiten der Hansestadt keine Verhandlungsbereitschaft gegeben.
Nicole Drücker von der Verdi-Tarifkommission sagte: "Eine Regelung, die Kolleginnen und Kollegen ermöglicht, geordnet ihre Arbeitszeit im Alter zu reduzieren, ohne zu verarmen, hebt die Attraktivität des öffentlichen Dienstes und gewährleistet den Wissenstransfer vor dem Ausscheiden aus dem Beruf."
Hohe Belastung in sozialen Berufen
Auch Beschäftigte aus sozialen Berufen fordern eine Entlastung. "Wie in allen sozialen Bereichen spüren wir die Belastung jeden Tag. Wir brauchen eine Altersteilzeit-Regelung, die vorrangig psychisch hoch belasteten Kolleginnen und Kollegen ermöglicht, die Arbeitszeit im Alter zu reduzieren. Wenn sich die Arbeitsbedingungen nicht verbessern, sind die Leute sonst in ein paar Jahren weg", sagte Sonja Berndt vom Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) Harburg.
Gewerkschaftssekretär Max Stempel warnte vor den Folgen anhaltender Unterbesetzung: "Wenn jetzt nicht umgesteuert wird, ist die Versorgung der Hamburgerinnen und Hamburger an vielen Stellen gefährdet. Schon jetzt erleben die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt oftmals lange Wartezeiten und es kommt zu gefährlicher Unterversorgung, etwa im Kinderschutz."
Demonstrationszug mit Schweigeminute
Sollte die Stadt weiter an ihrer ablehnenden Haltung festhalten, will Verdi die Warnstreiks in der nächsten Woche ausweiten.
Die Streikenden versammeln sich am Donnerstag um 14 Uhr am Gewerkschaftshaus und ziehen in einem Demonstrationszug zur Katharinenkirche. Im Rahmen der Kundgebung ist eine Schweigeminute für die Opfer des Anschlags in München vom vergangenen Donnerstag geplant.
- Pressemitteilung von Verdi Hamburg vom 18. Februar 2025 (per E-Mail)
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa