Hamburger Forscher warnen Mücke macht Mittelmeer zur Risiko-Region

Macht sich ein neues Virus auf den Weg nach Europa? Hamburger Forscher sehen Anzeichen für eine deutliche Vermehrung – unter bestimmten Voraussetzungen.
Forscher des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNITM) in Hamburg haben gemeinsam mit der Universität Hamburg und weiteren Partnern ein mögliches Gesundheitsrisiko für Europa identifiziert: Das sogenannte Oropouche-Virus (OROV), bislang nur aus Mittel- und Südamerika bekannt, könnte unter bestimmten klimatischen Bedingungen auch in Europa von Mücken übertragen werden. Das teilte das Institut am Dienstag mit.
- Erstmals in Europa: Italien meldet Fall von Oropouche-Fieber
Im Fokus steht dabei die Asiatische Tigermücke, eine invasive Art, die sich bereits in weiten Teilen Südeuropas – etwa in Spanien, Süditalien, Griechenland oder der Türkei – etabliert hat. Die neue Studie zeigt laut BNITM, dass die Mücke bei Temperaturen zwischen 24 und 27 Grad das tropische Virus zumindest theoretisch weitergeben kann.
Oropouce-Virus: Übelkeit, Fieber, Hautausschlag
Das Oropouche-Virus, kurz OROV, gehört zu den sogenannten Arboviren – das sind Viren, die von blutsaugenden Insekten wie Mücken oder Gnitzen auf Menschen übertragen werden. In den Tropen sorgt OROV seit Jahren regelmäßig für Krankheitswellen, zuletzt kam es in mehreren Ländern Lateinamerikas zu einem drastischen Anstieg der Fallzahlen.
Die Symptome einer Infektion ähneln denen des Dengue- oder Zika-Fiebers: Fieber, starke Kopf- und Gliederschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Hautausschlag – meist milde, aber teils auch schwer verlaufend. Erstmals wurden 2024 sogar Todesfälle gemeldet. Zudem gebe es Hinweise auf Übertragungen von Müttern auf das ungeborene Kind. Die Folgen können Fehlbildungen sein.
Forscher warnen: "Risiko nicht gleich null"
Die aktuellen Erkenntnisse aus Hamburg helfen demnach, die Risiken besser einzuschätzen. Die Wissenschaftler untersuchten im Labor fünf in Europa vorkommende Mückenarten. Nur eine – die Asiatische Tigermücke – zeige unter warmen Bedingungen eine geringe Fähigkeit, das Virus zu übertragen. Zwar sei die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs "realistisch" und das Risiko insgesamt niedrig, betont Autorin Anna Heitmann vom BNITM, aber "nicht gleich null". Wichtig sei es daher, wachsam zu bleiben und die Entwicklung weiter zu beobachten – gerade mit Blick auf zunehmende Reisen und den Klimawandel.
"Wie bei Dengue, Zika oder Chikungunya sehen wir, dass eingeschleppte Viren durch invasive Stechmückenarten unter bestimmten Bedingungen auch bei uns zirkulieren können", so Heitmann.
- academic.oup.com: Originalpublikation (englisch)
- bnitm.de: Mitteilung "Oropouche-Virus: Neues Risiko für Europa? vom 22. Juli 2025
- charite.de: Mitteilung vom 14. April 2025
- aerzteblatt.de: "Oropouche-Virus weiter verbreitet als gedacht"