Aus Schutzhaus mitgenommen Entführte Kinder in Hamburg – scharfe Kritik an Behörden
Eine Mutter entführt ihre Kinder aus einem Hamburger Kinderschutzhaus. Nach Ansicht der Fraktion der Linken hätten die Kinder gar nicht in der Einrichtung sein dürfen.
Eine Frau aus Hamburg-Altona soll gemeinsam mit einem Mann die beiden zwei und drei Jahre alten gemeinsamen Kinder aus einem Schutzhaus in Heimfeld entführt haben. Bereits seit Mittwoch sind die vier verschwunden. Nach Ansicht der Linksfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft wirft der Fall Fragen auf.
Die beiden Kleinkinder kamen Ende Februar in die Obhut der Kinderschutzeinrichtung, weil die Mutter sich mutmaßlich umbringen wollte – während die Kinder bei ihr waren. Kurz darauf startete die Mutter eine Online-Petition, in der sie ihre Kinder zurückfordert. Mehr dazu lesen Sie hier. Darin heißt es unter anderem: "Mit dem Argument, dass es zu viel Arbeit gibt, zu viele Fälle, gibt es bisher keine Rückkehrperspektive der Kinder zu uns."
Die Schilderung der Mutter in der Petition deute an mehreren Stellen darauf hin, dass in dem Fall seitens des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD) aufgrund von Überlastung "nicht dienst- und fachgemäß gehandelt werden konnte", heißt es in einer Mitteilung der Linksfraktion vom Freitag. "Und auch die Form der Unterbringung der beiden kleinen Kinder überrascht".
Einrichtung in Heimfeld für 6- bis 12-Jährige
Die beiden Kinder seien offenbar in der Kinderschutzgruppe Plus in Heimfeld untergebracht gewesen. "Diese ist jedoch laut 'hamburg.de' vorgesehen für 6- bis 12-Jährige, 'die an einer überdurchschnittlichen psychischen Belastung oder einer nach ICD 10/MAS diagnostizierten psychischen Störung leiden'", schreibt die Linksfraktion.
In der Einrichtung werde rund um die Uhr Sicherheitspersonal eingesetzt. "Eigentlich hätten die Kinder – wenn überhaupt – im direkt nebenan gelegenen Kinderschutzhaus Harburg untergebracht werden müssen – es ist für 0- bis 6-Jährige angelegt."
"Seit Monaten zeichnet sich ein Kollaps im Jugendhilfesystem ab, der vom Senat gedeckelt und heruntergespielt wird. Und seit Monaten weist die Linksfraktion mit einer Vielzahl von Anfragen und Initiativen auf diese dramatische Situation hin", sagte Sabine Boeddinghaus, jugendpolitische Sprecherin der Linksfraktion. Familien gerieten "auf gefährliche Weise an ihre Grenzen". Auch die Mutter hatte sich in ihrer Petition über mangelnde Unterstützung beklagt.
"Jugendhilfesystem in desolatem Zustand"
"In diesem Fall muss die Behörde den Eltern jetzt eine Brücke bauen, damit diese Situation nicht immer weiter eskalieren kann – das ist sie allein schon den beiden Kindern schuldig, die wir alle wohlbehalten in guten Händen sehen wollen", so Boeddinghaus weiter.
"Hamburgs Jugendhilfesystem ist in desolatem Zustand und muss nachhaltig gestärkt werden", fordert sie. Der Einsatz von Security ist aus ihrer Sicht keine Lösung – "und kann dann im Ernstfall nicht mal helfen, wie die aktuelle Situation zeigt."
Hinweise zum Verbleib von der Eltern und den beiden Kindern nimmt die Polizei unter 040/4286-56789 beim Hinweistelefon der Polizei Hamburg oder an jeder Polizeidienststelle entgegen. Wer die Gesuchten sieht, kann sich auch beim Polizeinotruf unter 110 melden.
- Pressemitteilung der Linksfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft per E-Mail
- hamburg.de: Informationen der Hansestadt Hamburg über die Kinderschutzgruppe Plus